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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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»Wahrscheinlich hast du recht.«
    Sie erhob sich und strich ihr Lederkostüm glatt. Langsam stieg sie in ihren Stiefeln die Stufen hinab. An der Tür drehte sie sich noch einmal nach ihm um.
    »Sei bitte vorsichtig«, rief er ihr zu.
    Sie schenkte ihm ein letztes Lächeln. Er konnte sich nicht daran sattsehen.

64
    Über Kalkbrenner zog knatternd ein Flugzeug hinweg. Absurderweise musste er an die Ostsee denken. An den frischen, salzigen Geruch des Meeres. An den Motorflieger, der ein Plakat hinter sich herzog:
Love is in the Air.
Aber sein Urlaub war zu Ende.
    Verträumt strich Sascha über den Lauf der SIG Sauer, als könnte sie bei jeder unbedachten Berührung zerbrechen. Er entsicherte sie, ließ aber kurz darauf den Sicherungsbügel wieder einrasten. Es klickte, und das Magazin glitt heraus. Ein Projektil nach dem anderen fiel auf den Asphalt. Amüsiert verfolgte er, wie sie über die Pflastersteine hüpften. Als das Magazin leer war, hob er den Blick.
    »Was folgst du mir?« Er erinnerte einmal mehr an einen Terrier, der kurz davor war durchzudrehen.
    Kalkbrenners Hirn schmerzte nicht nur von dem Fausthieb, den man ihm verpasst hatte. Er spürte die Beule, die an seiner Schläfe wuchs. Das Denken fiel ihm angesichts der Situation schwer. Da man letztendlich immer nur das Falsche sagen konnte, empfahl sein Leitfaden für den beruflichen Alltag:
Im Zweifelsfalle immer die Wahrheit.
»Ich will mit deinem Bruder reden.«
    Saschas Faust schoss auf Kalkbrenner zu, der sich schnell zur Seite beugte. Der Hieb verfehlte ihn und traf den Wagen. Das Blech gab knirschend nach. Saschas Hand verfärbte sich, aber er schien den Schmerz nicht zu spüren. »Was willst du von meinem Bruder?«
    Nur die Ruhe.
»Reden.«
    »Verdammt, Bulle, wozu?« Sascha schrie, und sein kahler Schädel lief hochrot an. Seine grimmigen Freunde rückten näher. Auf ihren Oberarmen waren die gleichen Tätowierungen wie bei Sascha zu sehen. Die Qualität war ähnlich mies, das Motiv auch hier nicht zu erkennen.
    Sascha sagte etwas auf Rumänisch. Seine Handlanger traten daraufhin ein, zwei Schritte zurück, aber definitiv nicht weit genug, um sich halbwegs in Sicherheit zu wiegen. Zu Kalkbrenner gewandt, meinte Sascha: »Lukaz ist nicht der Mörder, das hast du doch selbst gesagt.«
    Vorsichtig hob und senkte Kalkbrenner den Kopf. »Stimmt, aber ich bin mir sicher, dass er den Mörder gesehen hat.«
    Sascha grinste. »Und jetzt soll er dir helfen, ihn zu finden.«
    »Ja.«
    Ein noch breiteres Grienen erschien auf seinem Gesicht. Erstaunlich, wie nahe Wut und Vergnügen beieinanderliegen konnten. »Warum sollte er das tun?«
    »Weil er sich dann nicht mehr verstecken muss.«
    »Er versteckt sich nicht.«
    »Wo ist er dann?«
    »Scheiße!«, brüllte Sascha und schlug wütend mit der bereits malträtierten Faust gegen die Frontscheibe des Wagens. Ein tiefer Riss breitete sich knirschend im Glas aus. »Das weiß ich nicht. Scheiße, Mann, ich weiß es echt nicht!«
    Es war mehr als nur Wut in der aggressiven Stimme. Da war auch Sorge. »Du weißt nicht, wo dein Bruder abgeblieben ist, oder?«
    Ein Handy klingelte. Sascha ließ seine Faust sinken. Es war Kalkbrenners Telefon, das neben ihm auf dem Asphalt lag.
    »Schlechter Zeitpunkt für einen Anruf«, spottete Sascha. Jetzt lachte er wieder und hob das Bein. Er ließ seinen Fuß knapp über dem Mobiltelefon schweben, jederzeit bereit, mit dem schweren Stiefel das Plastikgehäuse zu zermalmen.
    Die Mailbox setzte dem Klingeln ein Ende. Plötzlich bog ein Streifenwagen um die Ecke. Kurz darauf näherte sich aus der entgegengesetzten Richtung ein weiteres Polizeiauto. Sascha stellte den Fuß wieder auf den Boden und drückte Kalkbrenner die leere SIG Sauer in die Hand, als hätte er sich an ihr verbrannt. Er machte einen Schritt zurück. Auch seine beiden Kumpane gingen auf Distanz, während Kalkbrenner die Pistole in der Jackentasche verschwinden ließ.
    Die Polizeiwagen stoppten. Jeweils drei Beamte stiegen aus. Sie lösten den Verschluss ihrer Waffenholster, hielten aber Abstand. »Wir haben den Anruf eines Anwohners erhalten.«
    »Alles in Ordnung. Ich bin Kriminalkommissar Paul Kalkbrenner.« Er nannte seine Dienstnummer. »Mein Ausweis ist in meiner Hosentasche.«
    Vorsichtig führte er die Hand zur Jeans und hielt das Dokument in die Höhe. Der Beamte, der am nächsten stand, überprüfte es.
    »Kommissar Kalkbrenner«, sagte er schließlich, »ist wirklich alles in Ordnung?«
    »Danke, alles

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