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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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bestens.«
    Kalkbrenners Beule an der Schläfe, mehr aber noch die brüchige Scheibe des Autos erweckten den Argwohn der Kollegen. »Sind Sie sicher?«
    »Ja.«
    »Sollen wir Sie begleiten?«
    »Besten Dank, aber es ist wirklich alles in Ordnung.«
    Kritisch begutachteten die Beamten Sascha und dessen Freunde. »Und was ist mit denen da?«
    »Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit.«
    Nach einer kurzen Verabschiedung kraxelten die Polizisten zurück in ihre Wagen und fuhren davon. Kalkbrenner wandte seinen Kopf Sascha zu, doch der hatte sich mit seiner Bande bereits verflüchtigt. Der Mercedes-Motor dröhnte, und mit quietschenden Reifen brauste die Limousine um die nächste Ecke.
    Kalkbrenner beugte sich zum Seitenspiegel seines Passat hinab und untersuchte seine Schläfe. Eine Beule färbte sich blau und rot. Nicht schön anzusehen, aber nur eine Prellung.
    Hinter ihm stoppte ein Wagen. Das Fahrerfenster surrte hinab. »Herr Kalkbrenner?«
    »Ja?«
    Ein Mann mit Sonnenbrille, pockennarbigem Gesicht und einem Kapuzenshirt lehnte sich vor. »Beim nächsten Mal sollten Sie die Observation den Profis überlassen.«
    »Sie haben die Streife verständigt?«
    Der Mann zeigte eine Reihe weißer Zähne. »Gestatten: der freundliche Nachbar.« Er tippte sich an die Schläfe und fuhr wieder an.
    Kalkbrenner hob sein Handy auf. Die Nummer des Anrufers von vorhin kannte er nicht, aber er hatte eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen. Während Kalkbrenner die Patronen aus seiner Waffe von der Straße aufsammelte, funkte er den Anrufbeantworter an. Kurz darauf erklang ein Schluchzen. »Paul!« Er brauchte einen Moment, bis er die Stimme erkannte. »Bei mir wurde eingebrochen. Man hat mich geschlagen.« Judith brach in Tränen aus. »Paul, ich hab solche Angst. Bitte komm!«

65
    »Unter vier Augen?«, wiederholte Frieder von Hirschfeldt, doch keiner der drei Männer, die ihm am Tisch gegenübersaßen, reagierte.
    Da war Ludwig Harenstett, der LKA-Beamte, den von Hirschfeldt am gestrigen Abend nach der eiligst anberaumten Pressekonferenz im Konrad-Adenauer-Haus kennengelernt hatte. Außerdem Stephan Kühne, der sich als Beamter des Bundeskriminalamts, Abteilung Rotlichtkriminalität, vorgestellt hatte. Sein Kollege neben ihm hieß Berthold Becker. Dessen Gesichtsausdruck war so finster wie der Anzug, den er trug.
    Weil sich noch immer keiner der drei zu einer Antwort bequemt hatte, befand von Hirschfeldt: »Das ist nicht nötig. Ich …«
    »Doch!«, unterbrach ihn Kühne, ein Mann mit gestutztem Vollbart, lockerer Krawatte und dunklem Zweireiher.
    Diesmal ließ von Hirschfeldt einige Zeit verstreichen. Die anderen schwiegen. Also bat er schließlich: »Bernd, könntest du …«
    Referent Schmücker verließ das Besprechungszimmer der Berliner CDU-Fraktion. Es lag im Preußischen Landtag, unweit des Potsdamer Platzes. Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, diente das Gebäude seit Anfang der 90er Jahre als Abgeordnetenhaus von Berlin.
    Harenstett brummte zufrieden und zündete sich eine Zigarette an. Von Hirschfeldt überlegte, ob er den Beamten auf das im Haus bestehende Rauchverbot hinweisen sollte, unterließ es dann aber.
    »Innensenator, Parteijustiziar, Bundesinnenminister«, eröffnete Kühne das Gespräch.
    »Woher wissen Sie davon?«
    »So was spricht sich schnell herum«, erklärte Harenstett.
    »Sieht nach einer Glückssträhne aus«, sagte Kühne.
    »Glück?« Von Hirschfeldt war gereizt. »Doch wohl eher harte Arbeit: Überzeugungsarbeit und Politik.«
    »So, so, Politik also auch«, meinte Kühne.
    Wenige Räume weiter warteten von Hirschfeldts Fraktionskollegen mit den Koalitionsverhandlungen. »Sie sind doch nicht gekommen, um mit mir
unter vier Augen
diesen sinnlosen Smalltalk zu führen?«
    Kühne lächelte milde. »Nein, wir wollen wissen, wie Sie Ihre Politik umzusetzen gedenken? Oder mit einfachen Worten: Was wollen Sie tun? Wo wollen Sie anfangen?«
    Harenstett machte eine aufmunternde Kopfbewegung.
    »Bei Dossantos!«, sagte von Hirschfeldt motiviert.
    »Das ist ein dicker Fisch.«
    »Früher oder später gerät jeder Fisch ins Netz.«
    »Und warum ausgerechnet dieser?«
    »Weil ich Dossantos für eine Plage halte. Eine der kriminellen Antriebskräfte unserer Stadt.« Von Hirschfeldt griff wahllos nach einer Zeitung aus dem Dossier, das er sich von Schmücker während der letzten Monate hatte zusammenstellen lassen. »Es kann nicht sein, dass man Dossantos auch noch als
Ehrenbürger
tituliert, wenn er in

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