Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)
Wahrheit das genaue Gegenteil ist, egal, was er Wohltätiges leistet. Das ist Augenwischerei. Wenn wir also ein erstes Zeichen setzen wollen, dann ist er genau der Richtige dafür.«
»Wir stimmen Ihnen in allen Punkten zu«, räumte Kühne ein, »aber unglücklicherweise können wir nicht einfach bei Dossantos reinmarschieren und ihn verhaften.«
»Das haben schon viele versucht«, fügte Harenstett hinzu. »Beim LKA Organisierte Kriminalität gab es sogar schon eine Sonderkommission. Sie hatte etliche Hinweise auf kriminelle Machenschaften, aber die meisten Spuren endeten vor unüberwindbaren Mauern. Und da, wo es tatsächlich Beweise gab, schmierte Dossantos Zeugen, Polizisten, Staatsanwälte …«
»… oder Politiker«, schloss Kühne und verschränkte die Arme vor der Brust.
Von Hirschfeldt bekam das Gefühl, dass er sich auf dem Prüfstand befand. »Und jetzt wollen Sie sich meiner Standhaftigkeit versichern, richtig?«
»Sie wären nicht der Erste, der nach siegreicher Wahl einknickt.«
»Na, hören Sie mal«, entrüstete sich von Hirschfeldt. Was glaubten die Polizisten, mit wem sie es zu tun hatten?
»Machen wir uns doch nichts vor: Wir wissen, dass Dossantos Politiker schmiert, besticht, erpresst, so wie es ihm gerade in den Kram passt.«
»Aber ich möchte genau diese Mauscheleien beenden.«
»Es könnte aber unangenehm für Ihre Partei werden.«
»Was soll das heißen?«
»Nun, wir gehen zum Beispiel davon aus, dass sich auch Mitglieder Ihrer Fraktion für jene Kredite der Berliner Verbandsbank starkgemacht haben, mit denen Dossantos’ Projekte finanziert wurden.«
Von Hirschfeldt richtete sich zu voller Größe auf. »Ich habe den Leuten da draußen eine harte Hand versprochen. Ich bin angetreten, den Filz zu bereinigen. Und wenn der sich auch in unserer Partei findet, dann müssen wir dazu stehen – und ihn beseitigen. Nur so bleiben wir glaubwürdig.«
»Das wollten wir von Ihnen hören«, verkündete Harenstett.
»Und wir wollen keinerlei Risiko eingehen«, sagte Kühne.
»Wir wollen nicht noch einmal mit unseren Bemühungen gegen die Wand fahren.«
»Wie wir wissen, ist der künftige Justizsenator Dr. Lothar Lahnstein einer Ihrer besten Freunde.«
»Ja, und ich vertraue ihm«, unterstrich von Hirschfeldt.
»Und wir vertrauen Ihnen«, sagte Harenstett. »Deshalb und als Zeichen dafür, wie ernst es uns in der Angelegenheit ist, händigen wir Ihnen eine Liste mit Namen aus: Staatsanwälte und Richter, von denen wir wissen, dass sie auf Dossantos’ Gehaltsliste stehen.«
»Machen Sie Ihren Einfluss geltend«, forderte Kühne.
Von Hirschfeldt faltete die Hände wie zum Gebet und legte sie andächtig auf den Tisch. Nur das Rauschen des Berliner Morgenverkehrs war im Zimmer zu hören. »Das verspreche ich Ihnen.«
Harenstett zog einen Aktenordner aus seiner Tasche. Er war ungleich dicker als das Dossier, das von Hirschfeldt über den Portugiesen besaß. Der LKA-Beamte breitete Papiere vor sich aus. »Wie steht es mit Richter Süshelm?«
»Was soll mit ihm sein?«
»Vertrauen Sie ihm ebenfalls?«
»Da Sie sich im Vorfeld ja offenbar auch über mich informiert haben, werden Sie sicherlich wissen, dass er zu meinem engeren Bekanntenkreis zählt.«
»Richtig, aber das beantwortet meine Frage nicht.«
»Meine Güte, natürlich, andernfalls hätte ich mich niemals für seine baldige Berufung ans Innenministerium in Brandenburg starkgemacht. Hat er auch etwas mit Dossantos zu tun?«
»Der Portugiese ist unseres Erachtens ein Pulverfass. Der Tod seines Sohnes, die Russen, die ihm Druck machen …«
»Waren es wirklich Russen?«, warf von Hirschfeldt ein.
»So wie es aussieht, ja.«
»Womit müssen wir rechnen?«
»Schwer zu sagen. Einerseits tanzt Dossantos auf dem gesellschaftlichen Parkett und muss sich an Regeln halten. Andererseits geht der Mord an seinem Sohn gegen seine Ehre. Er wird es nicht zulassen können, dass er sein Gesicht verliert. Er wird reagieren müssen. Die Frage ist: Lassen wir es so weit kommen? Oder beantragen wir einen Haftbefehl …«
»… bei einem Richter, von dem wir wissen, dass er auf der richtigen Seite steht, ich verstehe. Soll ich mit Süshelm reden?«
»Weisen Sie ihn auf die Brisanz dieses Falles hin und auch darauf, dass wir – und Sie natürlich auch – nur ungern enttäuscht werden wollen.«
»Also haben Sie etwas Konkretes gegen Dossantos in der Hand?«
»Wir glauben, wir haben eine gute Chance, an ihn heranzukommen.«
»Und
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