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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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erzählt hatte, kamen Kalkbrenner in den Sinn. Wer wusste, was der Computerexperte Schöffel noch finden würde?
    »Paul, gibt es etwas, das du mir sagen möchtest?«
    Es klingelte an der Tür. Kalkbrenner öffnete der Spurensicherung, und die Männer in den weißen Schutzanzügen begannen sofort mit der Arbeit. Dr. Franziska Bodde betrat als Letzte die Wohnung. »Hallo, Herr Kalkbrenner. Schön, dass wir uns auch mal ohne Tote treffen.« Sie schaute sich in dem Chaos um. »Aber Sie wissen schon, dass bei Einbruch normalerweise die regionale Polizeidirektion zuständig ist, oder?«
    »Ist mir bekannt. Aber ich habe Grund zu der Annahme, dass es Parallelen zum Mord an Brodbeck gibt. Das hier ist seine Wohnung.«
    Franziska Bodde nickte.
    »Wie schnell kriegen Sie die Ergebnisse zusammen?«, fragte er.
    »Hören Sie«, die Kriminaltechnikerin schnappte nach Luft. »Wir arbeiten noch mit Hochdruck an der Spurenauswertung von Samstag. Dazu gibt es zwei neue Fälle …«
    »Filtern Sie das Wichtigste«, sagte Kalkbrenner.
    »Das ist aber …«
    »Sehen Sie bitte zu, dass Sie so zügig wie möglich Spuren der Einbrecher finden.«
    Kalkbrenner lief das Treppenhaus hinab und überquerte die Straße. Dann schaute er zu der Rentnerin hinauf, die nach wie vor mit Argusaugen die Nachbarschaft überwachte. »Haben Sie vorhin was Ungewöhnliches bemerkt?«
    »Wat Unjewöhnliches?«
    »Zwei Männer vielleicht, die aus dem Haus gegenüber gestürmt sind?«
    »Zwee Männa?«
    »Richtig, zwei fremde Männer, die Sie hier noch nie gesehen haben?«
    »Nee, hab ick nich. Da war ick wohl jrade in der Küche und hab mer meene Suppe jemacht. Wissen Se, ick muss meene Suppe jeden Tach pünktlich essen, sonst kriech ick wat mit der Diabetes. Janz fürchtalich …«
    »Sie sind sich also sicher, dass Sie nicht …«
    »Hören Se ma, junger Mann, wenn ick det sach, dann stimmt det schon, det können Se mir glooben.«
    Kalkbrenner dankte ihr und kehrte zu Judith zurück, die ihn bereits erwartete. Gerne hätte er ihr das Folgende erspart. Er ging vor ihr in die Hocke. »Wir haben inzwischen festgestellt, dass deinem Mann einen Tag vor seinem Tod sehr viel Geld …«
    »Was für Geld?«
    »… 250000 Euro von einem anonymen Konto einer Schweizer Bank überwiesen worden sind.«
    »Das ist unmöglich!«
    »Es ist aber wahr.«
    »Du musst dich irren.«
    »Leider nein, kein Irrtum.«
    »Aber …« Sie brauchte mehrere Anläufe, bevor sie sich artikulieren konnte. »Woher soll er denn das Geld haben?«
    »Die Frage ist wohl eher: Worin war dein Mann verwickelt?«
    »In was soll Matthias verwickelt gewesen sein?«
    »Ich weiß es nicht. In etwas, das ihm 250000 Euro eingebracht hat. Es gibt Menschen, die werden für viel weniger Geld umgebracht.«
    Er wartete, bis ihr verstörter Verstand seine Worte begriff. Eine ganze Welt schien in ihr zusammenzubrechen. Ein erneutes Zittern erfasste sie. Alle Kraft verließ ihren Körper, und sie sank in sich zusammen.
    Kalkbrenner schloss sie in seine Arme, bevor sie auf den Boden stürzen und sich verletzen konnte. Ihr Atem ging schwer. Die Augenlider flatterten. Sie presste sich an ihn. Er verstand, wie sie sich fühlte, aber ihre Nähe verstörte ihn. Er wusste nicht, weshalb. Vielleicht weil Dr. Franziska Bodde zusammen mit einem Kollegen ins Zimmer kam und sie beide eng umschlungen auf der Couch sitzen sah.
Du tröstest sie nur
, beruhigte er sein Gewissen.
    Nach einer Weile ging es Judith wieder besser. »Was ist, wenn diese Typen merken, dass auf dem Laptop nicht das ist, was sie suchen?« Sie schaute zu ihm auf. »Paul, du musst mir helfen.«

67
    War es das wirklich wert?
Die Frage seiner Frau hatte sich in Dossantos’ Schädel eingebrannt. Er fand keine Antwort darauf. Vielleicht wollte er sie auch gar nicht finden. Was wollte er überhaupt? Oder war die Frage eher: Was
konnte
er?
    Er griff zur Tageszeitung.
Der Ehrenbürger vom Kiez
lautete die Überschrift der Homestory, die der Reporter Hardy Sackowitz nach dem Interview veröffentlicht hatte. Eine kurze Biografie, in deren Rahmen Dossantos’ soziales Engagement gewürdigt wurde. Kein Zweifel, der Bericht würde ihm weitere Anerkennung der Öffentlichkeit sichern. Er konnte stolz auf sich sein, aber er war es nicht. Zum ersten Mal in seinem Leben fühlte er sich schuldig. Diese Emotion überraschte und verstörte ihn. Schuld war ein Gefühl, das er niemals zuvor an sich herangelassen hatte. Andernfalls hätte er es nie zu Erfolg gebracht,

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