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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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nicht in diesem Geschäft.
    Er stand auf, ging zur Bar und schenkte sich einen Gin ein. Er leerte das Glas in einem Zug. Der Alkohol brannte in seiner Kehle, und er kippte einen weiteren Drink hinterher. Die Bewegung, mit der er das Glas an die Lippen führte, war so fahrig, dass er die Hälfte des Inhalts verschüttete.
    »Verdammt«, fluchte er und wich dem überschwappenden Gin noch rechtzeitig aus. Er hinterließ eine Lache auf dem Boden, verschonte aber seinen Anzug. Magda würde später die Fliesen wischen müssen.
    Er schenkte sich noch ein Glas ein, trank es aus. Der hochprozentige Alkohol breitete sich heiß in seinem Körper aus. Er überlagerte die Verzweiflung, unter der Dossantos litt. Auch die Wut und den Hass.
    Sein Telefon klingelte. »Miguel, wie geht es dir?«, erkundigte sich Claudio.
    »Wie soll es mir schon gehen?«
    »Ich muss mit dir reden.«
    »Worüber?«
    »Hast du schon was von der Polizei gehört?«
    Dossantos gab einen abfälligen Laut von sich. Kleine Tropfen von Gin sprühten auf seinen Schreibtisch und auf die Papiere. »Du glaubst doch nicht wirklich, dass sie mir Bescheid geben, wenn sie eine Spur haben.«
    »Doch, das glaube ich. Soll ich Druck machen?«
    »Rufst du mich deswegen an?«
    Für einen Moment sagte sein Freund nichts. »Hast du schon mal darüber nachgedacht, dass es vielleicht gar nicht die Russen waren?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Nur ein unbestimmtes Gefühl.«
    Dossantos lachte grimmig. »Du bist der Anwalt von uns, Claudio, gerade du solltest dich nicht auf
unbestimmte Gefühle
verlassen.«
    »Okay, aber überleg doch mal: Meinst du nicht auch, es wäre jemandem aufgefallen, wenn sich Fremde im
Hermano
herumgetrieben hätten?«
    »Willst du damit andeuten, es war jemand, den wir kennen?«
    »Vielleicht nicht wir, aber Samuel. Mit wem hatte Samuel vor Kurzem Streit?«
    »Ich bitte dich, das ist doch absurd.«
    »Wir wissen beide, dass dein Sohn manchmal über die Stränge geschlagen hat und damit bei anderen Leuten angeeckt ist. Vielleicht hatte er es diesmal zu weit getrieben.«
    »Davon hätte ich erfahren.«
    »Samuel hat dir längst nicht über all seine Geschäfte Rechenschaft abgelegt. Es würde mich nicht wundern, wenn … Miguel? Was ist los bei dir?«
    Die Tür zum Arbeitszimmer war aufgeflogen. Ein heftiger Stimmenwirrwarr hallte durch die Finca. Bruno stampfte in den Raum. »Chef!«
    »Bruno, ich telefoniere! Kannst du nicht …«
    Ludwig Harenstett, der verfluchte LKA-Beamte, durchschritt schon energisch den Raum. Vor dem Schreibtisch blieb er stehen, breitbeinig wie ein Ritter, der ein Schwert in den Schädel seines Gegners schlagen will.
    Dossantos ließ den Hörer sinken. Mit großen Augen schaute er zu Harenstett auf. »Haben Sie den Mörder meines Sohnes?«
    »Nein.« Die Hand des Polizisten schoss nach vorne. Für einen Moment glaubte Dossantos tatsächlich, ein Schwert zu erkennen, das sich ihm in wenigen Sekunden in sein Hirn bohren würde. Doch es war nur ein Blatt Papier, das Harenstett auf den Tisch legte.
    »Was ist das?«
    »Ein Haftbefehl.« Harenstett schwenkte ein Paar Handschellen. Im Foyer der Villa trieben sich bereits Männer in schwarzen Anzügen herum. Ein Teil von ihnen stand an der Tür zum Arbeitszimmer.
    »Was soll das?«
    Ein zweites Blatt Papier landete vor ihm. »Das ist ein Durchsuchungsbefehl.«
    Jetzt fühlte sich Dossantos tatsächlich, als hätte Harenstett ihm einen Dolch in die Eingeweide getrieben. »Was wollen Sie von mir? Ich bin Geschäftsmann, kein Verbrecher! Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen.«
    »Haben Sie keinen Friseur?«
    »Wie bitte?«
    »Dem Sie diesen Schwachsinn erzählen können.«
    »Verdammt, Harenstett!« Wütend zerknüllte Dossantos die Papiere und fegte sie von seinem Arbeitsplatz. »Mein Sohn wurde ermordet. Warum finden Sie nicht seinen Mörder?«
    »Darum kümmern sich andere.«
    »Und worum kümmern Sie sich?«
    »Das stand im Haftbefehl, den Sie gerade vom Tisch gewischt haben.«
    »Und was war darin zu lesen?«
    Harenstett wuchs sichtlich um einige Zentimeter. Verschlagen wippte er auf den Zehenspitzen. »Dass ich Sie hinter Schloss und Riegel bringe.«
    »Ich will meinen Anwalt sprechen.«
    »Der wird Ihnen auch nicht helfen können.« Harenstett setzte ein Grinsen auf, breiter und siegessicherer als jemals zuvor. »Begleiten Sie mich jetzt bitte nach draußen?«

68
    Das Angebot der zwei Dutzend oder mehr Läden am Kottbusser Damm reichte von mikrowellenfertigem Gyros und

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