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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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ließ er ihn zurückgleiten. Natürlich half oft die Wahrheit, um zu sehen, wie Menschen darauf reagierten. Doch in diesem Fall war Schweigen unter Umständen hilfreicher. Er bezahlte. Noch ein finsterer, abschätzender Blick der Türsteher.
Geht von dir Ärger aus?
    Dann öffnete einer von ihnen den zweiten Durchgang, und eine sanfte Stimme jenseits der Tür begrüßte ihn: »Willkommen im
Dark Heaven.
«

97
    »Was soll das?«, fragte Hönig, als sein Atem sich wieder beruhigt hatte. Die Magenschmerzen wollten allerdings nicht weichen.
    Der Portugiese schlug die Beine elegant übereinander. »Ich sagte Ihnen doch schon: Ich muss Ihnen etwas zeigen.«
    »Mich interessieren Ihre Geschäfte nicht.«
    »Ich verspreche Ihnen, dieses Geschäft wird Sie brennend interessieren.«
    Sie fuhren über die Avus stadteinwärts, am Funkturm vorbei in Richtung Mitte. Regen setzte ein. Je näher sie dem Stadtkern kamen, umso heftiger wurde der Niederschlag. In einem lauten Stakkato prasselte er auf das Wagendach. Innerhalb von Minuten standen die Straßen unter Wasser.
    Das Berliner Kanalsystem war alt und marode. Regelmäßig flutete es die Keller vieler Häuser. Die Sanierung gehörte mit zu den Projekten, die sich die Fraktion für die neue Regierungszeit zur Aufgabe gemacht hatte.
    Wie absurd!
    Hönig wurde gerade entführt, und er dachte an die Partei. Aber vielleicht ging es genau darum? Wollte Dossantos Frieder erpressen? Damit das Verfahren gegen ihn eingestellt wurde?
    Am Brandenburger Tor bogen sie zum Potsdamer Platz ab. Inzwischen tobte sich das Gewitter über der Stadt aus. Blitze erhellten den finsteren Himmel, gefolgt von Donnerschlägen, die die Erde beben ließen. Sah so der Weltuntergang aus? Für Hönig war das in seiner gegenwärtigen Situation gar nicht so abwegig.
    Ein Neonlicht tauchte in der Dunkelheit auf.
Love & Emotion
konnte Hönig durch den Regen entziffern. Sie umkurvten das Gebäude und parkten in einer schäbigen Gasse vor dem Hintereingang.
    »Kommen Sie mit«, forderte ihn Dossantos auf.
    »Was soll ich hier? Ich hab in solchen Läden …«
    »Wollen Sie noch einmal Bekanntschaft mit Bruno machen?«
    Nein, das wollte Hönig nicht. Obwohl die Entfernung zur Tür nur wenige Meter betrug, traten sie völlig durchnässt ein. Dem Portugiesen schien das nichts auszumachen, und auch Hönig hatte gerade andere Sorgen.
    Innerhalb des Gebäudes gingen sie an unverputzten Wänden vorbei eine Treppe hinab in den Keller. Dort blieb Dossantos vor einer massiven Holzpforte stehen. »Gehen Sie rein!«
    Wie ein Portier hielt Dossantos’ Bodyguard ihm die Tür auf. Kerzenlicht ließ schwach eine Kammer erkennen. Eigentlich sah es mehr wie ein Verlies aus. Wollte man ihn hier einsperren? In einem Bordell? Wohl kaum.
    Hönig betrat den Raum. Der plötzliche Schmerz in seinem Magen raubte ihm den Atem. Nein, nicht der Schmerz. Übelkeit. Vor einem Holzbock lag eine Frau oder das, was von ihr übrig geblieben war. Blut verteilte sich auf dem Boden, dem Holzbock, an der Steinwand. Überall nur Blut. Es stank süß und bitter zugleich. Roch so der Tod?
    Hönig erbrach halb verdaute Currywurst mit Pommes in eine der Blutlachen.
    »Verflucht, was für eine Sauerei.« Dossantos händigte Hönig ein Taschentuch aus, der es nahm und sich den Mund wischte. »Ein schlimmer Anblick, oder?«
    Hönig konnte nicht mehr hinsehen. Er wollte nur noch diesen Raum verlassen. »Warum zeigen Sie mir das?«
    Der Bodyguard versperrte ihm den Weg. Dossantos zeigte in eine Zimmerecke. Erst jetzt bemerkte Hönig die Gestalt, die dort im Zwielicht kauerte. Sofort war das flaue Gefühl wieder da. Jetzt zitterten sogar seine Hände.
    Aus der Ferne drang Dossantos’ Stimme zu ihm. »Gehen Sie zu ihm.«
    Hönig zögerte, doch er konnte nicht anders. »Lars?«
    Die Kleidung seines Sohnes war mit Blut bespritzt. Die Arme hatte er um seinen Körper geschlungen. »Verschwinde.«
    Hönig ging in die Hocke, berührte seinen Sohn am Arm. »Was hat man mit dir gemacht?«
    Lars grinste, und dieses Grienen beinhaltete mehr Wahrheit, als Hönig vertrug. Wie betäubt stolperte er zurück, weg von seinem Sohn, und prallte mit dem Rücken gegen die Wand. Etwas presste sich in seinen Rücken. Etwas anderes zerbrach. Erst nach einem Moment begriff er, dass es der letzte Rest Hoffnung war, der gerade in ihm kaputtgegangen war.
    »Das wird ein mächtiger Schock für Ihre Frau sein, nicht wahr?«
    Hönig war wie gelähmt.
    »Nicht auszudenken, wie Ihre Freunde die

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