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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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dich mit der Sache vor Gericht weit aus dem Fenster gelehnt. Politisch ist das für dich ein …«
    »Ja, ja«, unterbrach ihn von Hirschfeldt genervt.
Lächerlich, auf ganzer Linie!
»Ist schon gut, ich möchte es gar nicht hören.«
    »Also, der Zeuge ist sicher versteckt?«
    »Ja, das ist er.«
    »Hier in Berlin?«
    Von Hirschfeldts Handy klingelte. Das Display zeigte die Nummer von Harenstett. Weil Karl-Edmund keine Anstalten machte, ihn allein zu lassen, sagte er: »Entschuldige, ich muss telefonieren.«
    »Eigentlich wollte ich ja sowieso auf die Toilette.« Hönig hastete flugs davon.
    Endlich konnte von Hirschfeldt das Gespräch entgegennehmen.
    »Wo sind Sie?«, fragte der LKA-Beamte.
    »Im Abgeordnetenhaus. Bei den Koalitionsverhandlungen, wo sonst?«
    »Können Sie reden?«
    Vorne beim Sitzungssaal unterhielten sich die Kollegen. Weiter hinten, zu den Toiletten hin, war der Gang menschenleer. Von Hirschfeldt verzog sich in eine Nische des Flurs. »Ja, jetzt.«
    »Sie müssen umgehend mit unserer Zeugin reden.«
    »Ich? Was soll ich ihr denn sagen?«
    »Sie sind doch Politiker. Sprechen Sie mit ihr. Beruhigen Sie sie. Schließlich sind Sie es doch, der dafür sorgt, dass wir den richtigen Richter und Staatsanwalt erwischen. Das machen Sie doch, oder?«
    Von Hirschfeldt machte Dr. Lahnstein unweit des Sitzungssaales aus. Er unterhielt sich angeregt mit dem Verhandlungsführer der FDP. »Natürlich, aber …«
    »Also, sagen Sie das der Frau. Sagen Sie ihr auch, dass sie keinen Grund zur Sorge haben muss, nur weil ihr Mann aus der U-Haft entlassen ist. Sagen Sie ihr, dass alles seinen ordnungsgemäßen Weg geht. Erklären Sie ihr auch, dass ihre Angst, dass ihr Mann ungestraft davonkommt, absolut unbegründet ist. Sie muss Ihnen glauben. Wenn nicht, wird sie ihre Aussage zurückziehen.«
    »Das kann sie doch nicht tun!«
    »Machen Sie sich auf den Weg. Und zwar bald!«
    »Wie stellen Sie sich das vor? Ich kann nicht schon wieder die Verhandlungen verlassen. Nach der Pleite gestern bin ich sowieso …«
    »Wollen Sie etwa, dass die gesamte Angelegenheit eine Pleite wird?«
    Schweigen in der Leitung.
Lächerlich, auf ganzer Linie.
»Wo muss ich hin?«
    »Kommen Sie in den Zikadenweg. Nummer 3. Das ist in der Nähe der Avus.«
    »Zikadenweg 3 an der Avus, in Ordnung.«
    »Aber kommen Sie allein.«
    Ein weiteres Telefonklingeln hallte durch den Flur. Von Hirschfeldt musste lauter sprechen. »Das geht nun aber wirklich zu weit, Herr Harenstett! Ich kann doch nicht ohne Personenschutz …«
    »Sie haben recht. Na gut, ich hole Sie ab! Und anschließend bringe ich Sie heim.«
    Von Hirschfeldt schaute auf. Vor der Tür zu den Toiletten stand Karl-Edmund. In seiner Hand hielt er ein Handy, auf dem er gerade angerufen wurde.

102
    Der Karl-August-Platz in Charlottenburg war weiträumig abgesperrt, was vor allem den Pfarrer der Trinitatiskirche erzürnte. Denn statt der Gläubigen, die sich normalerweise auf dem Vorplatz zum Feiertagshochamt versammeln sollten, standen dort die Einsatzfahrzeuge der Spurensicherung.
    Kalkbrenner traf zur gleichen Zeit wie Dr. Wittpfuhl ein. Der Gerichtsmediziner, braun gebrannt wie immer, schwenkte einen kleinen Koffer. »Gehört wohl neuerdings zum guten Ton, ausschließlich an Sonn- oder Feiertagen Morde zu begehen, was?«
    »Mir dürfen Sie nicht die Schuld geben«, entgegnete Kalkbrenner.
    »Tu ich aber. Es ist immerhin Ihr Dezernat, das mich verständigt hat.«
    Bevor Wittpfuhl zum Tatort hinüberging, einem kleinen, mit viel Grün umwachsenen Kinderspielplatz unmittelbar neben dem Seitenflügel der Kirche, blieb er stehen. Er schaute erst zum blauen Himmel, dann zu Kalkbrenner. »Ihre Jacke ist ja nass. Hat es geregnet?«
    In Kalkbrenners Auto stapelten sich zwei Taschen im Kofferraum. Dazu Jessys Ölbild. »Ja«, antwortete er. »Und zwar mächtig viel Scheiße!«
    Schon war Berger mit wehendem Trenchcoat bei ihnen. »Schlimme Sache, Paul!«
    »Deine Zahnschmerzen?«
    Der Schnauzbart seines Kollegen hing leidend nach unten. »Entzündeter Zahnnerv. Der Arzt hat mir erst mal eine Spritze verpasst. Donnerstagmorgen muss ich zur Wurzelbehandlung.«
    Für einige Minuten beobachteten sie die Gestalten in den weißen Overalls, die zwischen den Büschen ihre Arbeit verrichteten. Ein Tatort wurde wie der andere behandelt. Den Erdboden nach Spuren absuchen. Kleine Nummern neben möglichen Hinweisen verteilen. Ein Fotograf hielt alles in Bildern fest. Die richtigen Schlüsse aus dem

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