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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Sammelsurium durften dann die Herren der Mordkommission ziehen.
    Kalkbrenner trabte los. Die Beamten der Spurensicherung machten ihm Platz. Dr. Franziska Bodde hatte ihre Haare zu einem Zopf gebunden. Sie wirkte übernächtigt. So wie Kalkbrenner sich fühlte. Sie nickte ihm kurz zu und schenkte ihre Aufmerksamkeit dann wieder Dr. Wittpfuhl, der bereits neben der toten Frau kniete.
    Das Korsett der Frau war zerrissen worden, ebenso die schwarzen, halterlosen Strümpfe. Doch das war noch harmlos gegen ihre nackte Haut, die mit unzähligen Striemen übersät war, aufgeplatzt und blutig. Das Leben war ihr förmlich aus dem Körper geprügelt worden. Nur ihren langen, leuchtend rot gefärbten Haaren sah man die Gewalt nicht an, mit der man sie behandelt hatte.
    »Der Leichenstarre nach zu urteilen, ist die Frau schon mindestens fünfzehn Stunden tot«, erklärte Dr. Wittpfuhl.
    Franziska Bodde umschritt die Tote im großen Bogen. »Der Fundort ist nicht gleich dem Tatort. Man hat sie hier nur abgeladen.«
    Kalkbrenner hockte sich neben den Rechtsmediziner. Obwohl die Leiche stank, besah er sich die Verletzungen genauer. Aus der Nähe wirkten sie noch abscheulicher. Gut, dass er noch nicht gefrühstückt hatte.
    »Sie ist geschlagen worden«, erläuterte der Arzt. »Genaueres erst nach der Obduktion, aber ich würde auf eine Gerte tippen. Oder eine Peitsche.«
    »Mein Gott, das arme Mädchen.« Erschüttert drehte Berger seine Bartenden zu Spitzen. »Sie ist wirklich zu Tode gedroschen worden?«
    »Sieht ganz danach aus.« Wittpfuhl rollte den leblosen Körper auf die Seite. Auch die Brust der Toten war brutal bearbeitet worden. Selbst das Gesicht trug Spuren der Misshandlung.
    Kalkbrenner hatte genug gesehen. Mit flauem Magen lief er zu seinem Wagen. »Wissen wir, wer sie ist?«
    Berger folgte ihm schwer atmend. »Außer dem bisschen Kleidung, das sie am Körper trägt, hatte sie nichts dabei.«
    Kalkbrenner schaute zurück zum Fundort der Leiche, begutachtete aus der Ferne ein letztes Mal den zerschundenen Leib, das Korsett, die Strümpfe, den Schuh. Unweit war die Kantstraße. Dort und in der Umgebung wurden etliche Bordelle und Puffs betrieben.
    »Ein seltsamer Zufall, oder?«, sprach Berger seinen Gedanken aus.
    »Oder auch nicht.« Nicht weit entfernt lag das
Dark Heaven.
Wieder war da ein ungutes Gefühl. Kalkbrenners Intuition. Nein, das war definitiv kein Zufall. »Wer hat sie gefunden?«
    Mit der Hand deutete Berger auf eine junge Frau, die etwas abseits von einem Krankenpfleger betreut wurde. Auf ihrem Schoß saß ein kleiner Junge. »Sie wollte mit ihrem Sohn auf den Spielplatz.«
    »Mein Gott, hat er was gesehen?«
    »Nein, der Junge ist sofort rauf auf eins der Klettergerüste. Sie wollte sich auf die Parkbank setzen und hat dabei die Leiche entdeckt. Sie hat schnell den Spielplatz verlassen und die Polizei gerufen.«
    »Hat einer der Anlieger irgendetwas mitbekommen?«
    »Es hat sich bisher niemand gemeldet, aber wir haben bereits einige Beamte zur Vernehmung der Anwohner rausgeschickt.«
    »Sehr gut«, lobte Kalkbrenner.
    »Paul?«, fragte Berger. »Warum ausgerechnet ein Kinderspielplatz? Ausgerechnet an einem Feiertag?«
    Kalkbrenner hatte bereits darüber nachgedacht. »Weil man wollte, dass wir die Leiche finden.«
    Er trat zur Leiterin der Spurensicherung. »Gibt es einen Hinweis, der möglicherweise eine Verbindung zu dem Lehrermord zulässt? Oder zu dem Attentat auf Samuel Dossantos?«
    »Tut mir leid, bisher nicht«, bedauerte Franziska Bodde. »Aber sobald wir eine Spur haben, gebe ich Ihnen Bescheid.«
    »Können Sie mir außerdem schnellstmöglich eines der Fotos, die Ihr Kollege vom Opfer gemacht hat, aufs Revier schicken? Eine Porträtaufnahme reicht.«
    Die Kriminaltechnikerin versprach es.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte Berger.
    »Wir beide treffen uns gleich auf dem Revier. Aber vorher muss ich noch meinen Hund holen.«

103
    Miguel Dossantos hatte die Nacht allein im Schlafzimmer verbracht. Das war nicht weiter ungewöhnlich, schließlich tat er das seit vielen Jahren – sofern er nicht außer Haus schlief, im Bett einer hübschen jungen Frau, die ihm das Gefühl vermittelte, begehrenswert zu sein.
    Etwas knisterte. Er wälzte sich auf den Rücken. Noch ein Geräusch. Er öffnete die Augen. Licht drang durch den schmalen Spalt seiner halb offenen Lider. Es blendete ihn. Er brauchte einige Sekunden, bis er sich an die Helligkeit gewöhnt hatte. Dann sah er die Waffe, deren Mündung

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