Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
Vom Netzwerk:
gemacht.«
    »Was denkt der denn, wer er ist? Die Leute, die ins
Obsession
kommen, wollen sich amüsieren, nette Kontakte knüpfen. Und dabei möchten sie ganz bestimmt nicht von einem Typen genervt werden, der nach einer Frau fragt.«
    »Hieß die Frau, nach der der Typ suchte, Betty?«
    »Nein, nicht Betty. Betty ist ’ne ganz Liebe.«
    »Betty ist tot. Wir haben sie ermordet aufgefunden.«
    »Scheiße, Mann! Betty war hier oft zu Gast. Aber mit diesem Typen hatte sie nichts zu schaffen. Glaube ich zumindest. Haben Sie ihren Mörder?«
    »Deshalb bin ich unter anderem hier. Nach wem hat der Mann gesucht?«
    »Er hat sich nach Caro erkundigt.«
    »Wer ist Caro?«
    »Caro ist der Hammer. Ein richtiges Naturtalent. Schade, sie war schon verdammt lange nicht mehr hier.«
    Kalkbrenner holte Luft. Er schmeckte den stinkenden Dunst der Kneipe an seinem Gaumen.
    War es möglich, dass …? Er kramte nach dem Polaroid in seiner Jackentasche. Wartete. Es war nur eine absurde Vermutung.
Eine dumme Vermutung. Aber wenn doch?
Er zeigte das Bild dem Barkeeper. Mit dem Daumen verdeckte er sich selbst. »Reden wir von dieser Frau?«

130
    »Guten Tag, wie kann ich Ihnen helfen?«
    Die junge Frau am Eingang lächelte freundlich und entblößte dabei eine Zahnspange aus Titan. Auch der Rest von ihr war keine Schönheit, aber sie war auch keine graue Maus, wie Dossantos sofort mit Kennerblick feststellte.
    »Wollen Sie für mich arbeiten?«, fragte er spontan. Er wurde noch von der euphorischen Welle getragen, auf der er seit dem Treffen vorhin im
Spreepark
ritt.
    Das Lächeln des Teenagers erstarb, und auch das Blech auf ihren Zähnen verschwand gnädigerweise. »Ich habe schon einen Job.«
    Er musterte ihren Strickpulli, den braunen Wildlederrock und die blassen Beine, die in farblosen, ausgelatschten Sandalen steckten. »Als was arbeiten Sie?«
    »Ich mache ein Praktikum für mein Studium.«
    »Dann verdienen Sie sicherlich nicht sehr viel, oder?«
    Sie schaute ihn skeptisch an.
    »Ich hätte da was für Sie.«
    Sie war noch immer nicht überzeugt.
    »Ernsthaft!«, versicherte er und ließ seinen Blick von ihren Füßen – immerhin rot lackierte Zehennägel! – bis hin zum Scheitel ihrer langen braunen Haare gleiten.
    Sie war das, was manche Männer unter einer
naturgeilen Hausfrau
verstanden: Ansatz eines kleinen Bäuchleins und ein Busen, der leicht durchhing, doch wenn man das Ganze optisch ansprechend in Wonderbra, Strapse und High Heels verpackte, keine Frage, neben den durchgestylten Puffhuren wäre sie durchaus eine gefragte Weiblichkeit, der man sogar bereitwillig die Zahnspange verzeihen würde.
    »Was halten Sie davon? Wir verabreden uns einfach zum Essen, und ich werde …«
    »Gabi!« Ein junger Mann erschien im Flur. Er trug Jeans und ein legeres Sakko, darunter ein makelloses weißes Hemd, die obersten zwei Knöpfe standen lässig offen. In einer saloppen Geste wischte er sich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn. »Ist schon gut. Ich kümmere mich um den Herrn.«
    Gabi schaute verunsichert zwischen dem jungen Mann und Dossantos hin und her.
    »Du kannst jetzt gehen.« Er schob sie sanft, aber bestimmt nach hinten ins Haus. Dossantos winkte ihr hinterher. Als sie in einem der Zimmer verschwunden war, reichte er dem jungen Mann die Hand. »Ich bin Miguel …«
    »Ich weiß, wer Sie sind«, wurde er unterbrochen. Der Mann stemmte die Hände in die Hüften, so dass sein Sakko knautschige Falten warf. »Aber ich weiß nicht, was das gerade eben sollte.«
    »Was?«
    »Ich gehe einfach mal davon aus, dass es nur ein Scherz war. Ein schlechter allerdings.«
    »Herr Ehrenstein, bitte, in solchen Sachen scherze ich nicht.«
    »Umso schlimmer.« Ehrenstein wies zur Tür. »Ich denke, es ist besser, wenn Sie wieder gehen, Herr Dossantos. Und vergessen Sie bitte Ihren Kampfhund nicht.«
    Dossantos rührte sich nicht vom Fleck. Auch Bruno, der hinter ihm stand, machte keinerlei Anstalten, zu verschwinden. »Aber ich will mit Ihnen reden.«
    »Ich wüsste nicht, was wir zu besprechen hätten.«
    »Wie wäre es, wenn wir uns unter vier Augen unterhielten?«
    »Unter vier Augen haben wir erst recht nichts zu bereden.«
    »Na gut.« Dossantos zuckte mit den Schultern. »Aber wie ich hörte, sind Sie seit dieser Woche der Vorsitzende des Fördererkreises.«
    »Da haben Sie richtig gehört.«
    »Ich mag den Fördererkreis Junge Politik. Und ich finde es gut, dass Sie versuchen, Jugendliche wieder mehr für das

Weitere Kostenlose Bücher