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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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meine Hausaufgaben gemacht. Und ich weiß sogar noch mehr. Die Bau- und Sanierungsgesellschaft arbeitet seit Jahren höchst defizitär – und existiert eigentlich nur noch, weil sie zwei Großaufträge hat. Einer ist bereits in Arbeit, der nächste kommt noch, ein Auftrag mit einem Volumen in Höhe von fast zehn Millionen Euro.« Dossantos sprach langsam weiter, betonte jedes einzelne Wort: »Dieser Auftrag umfasst das Bauvorhaben am Messegelände. Auf meinem Grundstück. Wussten Sie das?«
    Nein, das wusste Ehrenstein nicht. Woher auch? Dossantos hatte alles darangesetzt, es bis zu diesem entscheidenden Moment geheim zu halten.
    »Ich kann mir vorstellen, dass es kein guter Einstieg für Sie wäre, wenn Sie gleich in den ersten Monaten Ihrer Amtszeit den Karren in den Dreck fahren.«
    Ehrenstein wurde blass. Dossantos hätte sich keinen besseren Abschluss ihres Gespräches vorstellen können.
    »Chef, da ist jemand für dich.« Bruno kam herein.
    »Wer?«
    Sein Bodyguard warf einen raschen Blick zu Ehrenstein, der wie ein nasser Sack auf dem Stuhl hockte. »Von Hirschfeldt.«
    Ehrenstein wich nun auch der letzte Rest Blut aus seinem Gesicht. »Ich glaube, es ist keine gute Idee, wenn er uns hier zusammen sieht. Besser, ich gehe.«
    Dossantos runzelte die Stirn, überlegte kurz. Dann zeigte er zur Hintertür, und Ehrenstein erhob sich. Zu spät. Von Hirschfeldt stürmte bereits in den Raum. Das Haar stand ihm verschwitzt und ungekämmt vom Kopf ab. Sein braun gebranntes Gesicht war eine verzerrte, zornesrote Maske. Der Anzug war das Einzige, was an den Siegertypen von einst erinnerte. »Sie!«, krächzte er und rannte auf Dossantos zu. »Ich weiß, was Sie … Berthold? Du? Hier?« Von Hirschfeldt erstarrte.
    Ehrenstein war nur noch ein Häufchen Elend. Sein Blick verlor sich im Nirgendwo des Marmorbodens. Von Hirschfeldts Lippen bewegten sich tonlos.
    Der Portugiese breitete die Arme aus. Das Gold an seinen Gelenken klimperte fröhlich. »Herr von Hirschfeldt, meinen Glückwunsch zum Wahlsieg. Ich kam noch gar nicht dazu, Ihnen zu gratulieren.« Er lächelte breit. »Aber das wissen Sie ja.«
    Der Angesprochene rührte sich nicht. »Sie kommen sich wohl besonders gerissen vor, was?«
    »Sie, Herr von Hirschfeldt, Sie kommen mir dagegen ein bisschen erregt vor. Möchten Sie vielleicht einen Drink? Der beruhigt. Oder Champagner?«
    »Ich verzichte.«
    »Nein, nein, nur keine falsche Bescheidenheit.« Dossantos betätigte den Schalter, der unter der Tischplatte angebracht war. »Wir stoßen miteinander an. Auf Ihren Wahlsieg und Ihre Karriere. Darauf, dass sich alles wieder zum Guten wenden wird. Magda, eine Flasche Champagner für mich und meinen Freund hier.«
    »Ich bin nicht Ihr Freund.«
    »Sie kennen mich doch noch gar nicht.«
    »Das, was ich über Sie weiß, reicht mir.«
    Dossantos’ Communicator klingelte. Er griff nach dem multifunktionalen Handy. Es war
der
Anrufer.
    »Herr von Hirschfeldt, nehmen Sie doch erst einmal Platz.« Dossantos wies nonchalant auf die beiden freien Stühle vor seinem Schreibtisch. »Und entschuldigen Sie mich bitte kurz. Ein wichtiges Telefonat.«
    Trotzig blieb der Politiker stehen.
Bitte schön, wenn er es so will
. Der Hausherr nahm das Gespräch entgegen.

133
    Dieter Winkels befand sich gerade in einer Therapiesitzung, als Kalkbrenner Sturm läutete. Wütend öffnete der Psychotherapeut die Tür. »Sind Sie von allen guten Geistern verlassen?«
    »Wir müssen miteinander reden.«
    »Dann vereinbaren wir einen Termin, und Sie …«
    »Halten Sie den Mund«, blaffte Kalkbrenner und drängte ungehalten in die Praxis. Es tat unendlich gut, der Wut freien Lauf zu lassen. Vor allem, wenn man nicht wusste, gegen wen sich der Zorn eigentlich richtete. Dieter Winkels war Therapeut. Er war es sicherlich gewohnt, dass seine Besucher emotional waren.
    Und er schien auch geübt darin, sie zu durchschauen. »Sie sind selbst in den Fall involviert?«
    »Natürlich«, entgegnete Kalkbrenner grob. »Ich bin Polizist.«
    »Nein, so meine ich das nicht.« Winkels’ Stimme schwankte zwischen Vorwurf und Nachsicht. »Der Fall ist inzwischen zu einer persönlichen Angelegenheit für Sie geworden, hab ich recht?«
    Kalkbrenner schwieg ertappt.
    »Warten Sie einige Minuten«, sagte der Therapeut und kehrte in seinen Behandlungsraum zurück. Leise Worte wurden gewechselt, kurz darauf verließ eine ältere, pikiert dreinblickende Dame das Sprechzimmer, und Kalkbrenner wurde in den Behandlungsraum

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