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Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition)

Titel: Gier (Ein Paul-Kalkbrenner-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Krist
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Kalkbrenner!« Empört zog er ein Taschentuch, bestickt mit seinen Initialen, aus der Hosentasche und schnäuzte sich die Nase. »Der hat hier nun wirklich nichts zu suchen. Sie wissen doch, dass ich eine Allergie habe.«
    Nein, das hatte Kalkbrenner nicht gewusst. Aber er gab dem Hund ein Zeichen, und Bernie kehrte unter den Tisch zurück.
    Dr. Salm wischte sich die bereits tränenden Augen. »Sorgen Sie dafür, dass dieses Viech verschwindet.« Ohne ein weiteres Wort machte er kehrt und eilte in den benachbarten Konferenzraum.
    »Manches ändert sich eben nie«, brummelte Rita.

10
    »Diese verdammten Journalisten lernen es nie!« Miguel Dossantos saß im verdunkelten Fond seines Chrysler, einer herrschaftlichen Limousine, gepanzert und mit schusssicherem Glas verbaut. Trotzdem fühlte er sich verletzt. »Diese Schmierfinken!«
    »Ja, das sind sie«, bestätigte der kleine, glatzköpfige Mann im Nadelstreifenanzug neben ihm. Er hieß Claudio Boccachi und war Dossantos’ Freund, ständiger Begleiter, Anwalt und Berater. Der beste, den Dossantos je gehabt hatte.
    Gerade eben drückte Claudio ihm ein Exemplar des
Berliner Wochenspiegel
in die Hand. Ein Regionalblatt, dessen Name Dossantos schon wieder vergessen hatte, kaum dass er die Titelseite umblätterte. Auf Seite 4 entdeckte er den rot markierten Artikel:
Mit Sex an die Macht: der Berliner Pate!
Allein die Überschrift genügte. Mehr brauchte Dossantos gar nicht zu lesen. »Wie kommen die bloß darauf, so etwas zu schreiben?«
    »Die Redaktion steht der CDU nahe.«
    »Ach so? Na gut, das erklärt einiges.« Verärgert zerknüllte er die Zeitung und warf sie nach vorne auf den Beifahrersitz, wo sie zwischen den Beinen von Bruno landete.
    Bruno war Kroate, ein massiver Mann und – wie auch Robert Staliczek, der den Chrysler steuerte – Dossantos’ persönlicher Leibwächter. Mehr als alle anderen Bodyguards war Bruno aber auch sein Assistent und seine rechte Hand.
    Dossantos sah Claudio an. »Was hast du vor?«
    »Ich habe bereits den Erlass einer einstweiligen Verfügung in die Wege geleitet. Die Zeitung muss noch heute den Vertrieb der Ausgabe stoppen. Für nächste Woche verlange ich eine Gegendarstellung – auf der Titelseite.«
    »Ausgezeichnet.« Dossantos führte die Fingerspitzen seiner beiden Hände aneinander. Unter den Ärmeln seines Sakkos klimperten die Goldketten. »Außerdem würde ich mir wünschen, dieser Schreiberling … wie war noch mal sein Name?«
    »Lass es gut sein, Miguel«, beschwichtigte Claudio. »Die Redaktion des
Wochenspiegel
wird sowieso Ärger von der Geschäftsleitung bekommen. Wir stornieren einfach unsere Anzeigenaufträge und …«
    »Wir schalten Anzeigen in diesem Käseblatt?«
    »Und nicht wenige. Aber ab der nächsten Woche platzieren wir sie bei der Konkurrenz. Das dürfte dem
Wochenspiegel
nicht unerhebliche Umsatzeinbußen bescheren.«
    Dossantos’ Fingerkuppen trommelten zufrieden gegeneinander. Durch die verdunkelten Scheiben blickte er nach draußen auf die Straße. »Alle Achtung!«
    »Hast du was anderes von mir erwartet?«, gab sich Claudio gleichgültig.
    Dossantos zählte die Flotte der schweren, schwarzen Limousinen, die an der Karl-Marx-Straße unweit des Neuköllner Rathauses parkten. Der Fuhrpark wurde von einem Einsatzkommando der Polizei bewacht. »Die komplette Berliner Politprominenz ist angereist«, bemerkte der Portugiese.
    »Klar doch«, sagte Claudio, »einen Tag vor den Wahlen lässt sich doch kein Politiker, der noch ein paar Stimmen gutmachen möchte, einen solchen Termin entgehen.«
    »Verlogenes Pack«, nuschelte Dossantos in sein Glas Selters.
    »Willst du dich etwa darüber beschweren?«
    Nein, das wollte er nicht. Er knipste den digitalen Bord-Fernseher aus, in dem die ganze Zeit über tonlos ein Spielfilm gelaufen war. Anschließend stellte er die halb leere Flasche Wasser in den kleinen Kühlschrank zurück, der unter dem Rücksitz eingelassen war. »Können wir bis zu dem Gebäudeeingang fahren?«
    »Logisch, Chef«, sagte Bruno und schwenkte einen Passierschein aus dem Fenster.
    Sie fuhren an mehreren Dutzend Menschen vorbei, die sich neugierig vor der Absperrung versammelt hatten. Alle reckten ihre Köpfe über die Polizeiautos hinweg, in der Hoffnung, einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen.
    Das Gebäude war festlich mit Luftballons und Blumengirlanden geschmückt. Männer in Maßanzügen und Frauen in vornehmen Kostümen standen plaudernd im Vorgarten herum. Als der

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