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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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sich. »Wir würden gern noch einmal mit Ihnen und Lucy
und Paul sprechen. Diesmal ohne ... Missverständnisse.«
    »Missverständnisse!«
Lady Tilney verschränkte ihre Arme vor der spitzenbesetzten Brust. »Letztes Mal
haben Sie sich nicht gerade gut benommen, junger Mann, und eine erschreckende
Bereitschaft zu Gewalt an den Tag gelegt. Außerdem ist mir der Aufenthaltsort
von Lucy und Paul im Moment nicht bekannt und so wäre es mir auch unter anderen
Umständen unmöglich, Ihnen weiterzuhelfen.« Sie machte eine kurze Pause, bei
der ihr Blick auf mir ruhte. »Ich denke allerdings, dass ich ein Gespräch
arrangieren könnte.« Ihre Stimme wurde um ein halbes Grad wärmer. »Vielleicht
nur mit Gwendolyn und natürlich zu einem anderen Zeitp...«
    »Ich will
wirklich nicht unhöflich sein, aber Sie verstehen sicher, dass unsere Zeit sehr
begrenzt ist«, fiel Gideon ihr ins Wort und zog mich weiter die Treppe hoch, wo
ich und mein Kleid den teuren Teppich volltropften. »Und ich weiß, dass Lucy
und Paul im Moment bei Ihnen wohnen, also bitte rufen Sie sie einfach. Ich
verspreche, dass ich mich dieses Mal benehmen werde.«
    »Das ist
nicht. ..«, begann Lady Tilney, aber da klappte im Hintergrund eine Tür auf und
kurz darauf trat ein zierliches junges Mädchen neben sie.
    Lucy.
    Meine
Mutter.
    Ich
umklammerte Gideons Hand fester, während ich Lucy anstarrte und dieses Mal
jedes Detail ihres Aussehens in mich aufnahm. Durch die roten Haare, den
blassen Porzellanteint und die großen blauen Augen wiesen alle Montrose-Frauen
eine nicht zu leugnende Ähnlichkeit auf, aber ich suchte vor allem nach
Gemeinsamkeiten mit mir selber. Waren das meine Ohren? Hatte ich nicht genau
die gleiche kleine Nase? Und der Schwung der Augenbrauen - war er nicht ganz
ähnlich wie bei mir? Und legte sich meine Stirn auch in solch komische Falten,
wenn ich sie runzelte?
    »Er hat
recht, wir sollten keine Zeit verlieren, Margret«, sagte Lucy leise. Ihre
Stimme zitterte unmerklich und mir zog es das Herz zusammen. »Würden Sie so
lieb sein und Paul holen, Mr Millhouse?«
    Lady
Tilney seufzte, aber sie nickte Millhouse zu, der sie fragend ansah. Während
der Butler an uns vorbei noch ein Stockwerk weiter nach oben strebte, sagte
Lady Tilney: »Ich möchte dich daran erinnern, dass er dir das letzte Mal eine
Pistole an den Hinterkopf gesetzt hat, Lucy.«
    »Das tut
mir auch wirklich leid«, sagte Gideon. »Andererseits ... die Umstände haben
mich damals dazu gezwungen.« Er blickte Lucy bedeutungsvoll an. »Mittlerweile
sind wir allerdings in den Besitz von Informationen gelangt, die unsere
Meinung geändert haben.«
    Schön
gesagt. Ich hatte das Gefühl, ich müsste langsam auch mal etwas Salbungsvolles
zu dem Gespräch beisteuern. Aber was?
    Mutter,
ich weiß, wer du bist - komm an meine Brust?
    Lucy, ich
verzeihe dir, dass du mich verlassen hast. Nun kann uns nichts und niemand mehr
trennen? Ich muss irgendeinen komischen kleinen Laut von mir
gegeben haben, den Gideon ganz richtig als den Beginn eines hysterischen
Anfalls deutete. Er legte seinen Arm um meine Schulter und stützte mich, gerade
noch rechtzeitig, denn meine Beine schienen plötzlich nicht mehr in der Lage zu
sein, mein Körpergewicht zu halten.
    »Vielleicht
gehen wir hinüber in den Salon?«, schlug Lucy vor.
    Gute Idee.
Wenn ich mich richtig erinnerte, gab es da Sitzgelegenheiten.
    In dem
kleinen runden Zimmer war diesmal nicht der Teetisch gedeckt, aber alles sah
genauso aus wie das letzte Mal, bis auf das Blumenarrangement, das von weißen
Rosen zu Rittersporn und Levkojen gewechselt hatte. Eine Gruppe aus zierlichen
Stühlen und Sesseln stand in dem Erker, dessen Fenster auf die Straße
hinauszeigten.
    »Setzt
euch doch«, sagte Lady Tilney.
    Ich ließ
mich auf einen der gepolsterten Chintz-Stühle fallen, aber die anderen blieben
stehen.
    Lucy
lächelte mich an. Sie trat einen Schritt näher und sah so aus, als wollte sie
mir gleich übers Haar streichen. Ich sprang nervös wieder auf. »Es tut mir
leid, dass wir so nass sind. Wir hatten leider keinen Regenschirm dabei«,
plapperte ich los.
    Lucys
Lächeln wurde breiter. »Wie sagt Lady Arista immer?«
    Ich musste
grinsen. »Kind, du tropfst mir nicht die guten Polster voll!«, sagten wir
unisono. Plötzlich änderte sich Lucys Miene. Jetzt sah sie so aus, als würde
sie gleich zu weinen anfangen.
    »Ich werde
Tee bringen lassen«, sagte Lady Tilney energisch und griff nach einer kleinen
Glocke. »Pfefferminztee mit

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