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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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Sinn des Wortes. Denn sosehr ich mir Mühe gab, ich
konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
    »Wird es
nicht«, brach es aus mir heraus und jetzt waren mir die Polster egal. Ich ließ
mich auf den nächstbesten Stuhl sinken. »Es wird eben nicht alles gut. Grandpa
ist schon seit sechs Jahren tot und er kann uns nicht mehr helfen.«
    Lucy
kauerte sich vor mich nieder. »Wein doch nicht«, sagte sie hilflos. Dabei tat
sie es selbst. »Liebes, du darfst nicht so schrecklich weinen, das ist nicht
gut für den ...« Sie schluchzte auf. »Er ist wirklich tot?«, fragte sie und
wirkte untröstlich. »Sein Herz, nicht wahr? Dabei hab ich ihm immer gesagt,
er soll nicht heimlich diese Buttercremetorte ...«
    Paul beugte
sich über uns und sah aus, als würde er ebenfalls gerne in Tränen ausbrechen
wollen.
    Na toll.
Wenn Gideon jetzt auch noch mitmachte, konnten wir dem Sommerregen da draußen
locker Konkurrenz machen.
    Es war
Lady Tilney, die das verhinderte. Sie zog zwei Taschentücher aus ihrer
Rocktasche, reichte Lucy und mir jeweils eins und sagte in einem Tonfall, der
dem von Lady Arista verblüffend ähnlich war: »Dazu ist später noch Zeit,
Kinder. Jetzt nehmt euch mal zusammen. Wir müssen uns konzentrieren. Wer weiß,
wie viel Zeit uns noch bleibt.«
    Gideon
streichelte mir über die Schulter. »Sie hat recht«, flüsterte er.
    Ich
schniefte einmal auf und musste dann lachen, als ich hörte, wie Lucy ins
Taschentuch trompetete. Na, hoffentlich hatte ich diese Angewohnheit nicht auch
noch von ihr geerbt.
    Paul trat
ans Fenster und blickte auf die Straße hinunter. Als er sich umdrehte, war
seine Miene wieder ganz neutral. »In Ordnung. Weiter im Text.« Er kratzte sich
am Ohr. »Also, Lucas kann uns nicht mehr helfen. Aber auch ohne ihn müsste es
doch mithilfe der Papiere möglich sein, die Wächter endlich von den
egoistischen Absichten des Grafen zu überzeugen.« Er sah Gideon fragend an.
»Und dann wird der Kreis niemals geschlossen.«
    »Bis man
die Echtheit der Papiere überprüft hätte, würde zu viel Zeit vergehen«,
erwiderte Gideon. »Im Augenblick ist Falk Großmeister der Loge und
möglicherweise würde er uns sogar Glauben schenken. Aber sicher bin ich mir da
nicht. Bis jetzt habe ich es nicht gewagt, überhaupt jemandem aus der Loge die
Papiere zu zeigen.«
    Ich
nickte. Er hatte mir ja schon auf dem Sofa im Jahr 1953 von seiner Vermutung
erzählt, dass es einen Verräter bei den Wächtern gab. »Wisst ihr«, meldete ich
mich zu Wort, »es besteht die Möglichkeit, dass es unter den Wächtern in
unserer Gegenwart sehr wohl einen oder mehrere gibt, die von der wahren Wirkung
des Steins der Weisen wissen und die Pläne des Grafen, unsterblich zu werden,
unterstützen.« Ich versuchte, mich auf die Fakten zu konzentrieren, und zu
meiner Verblüffung gelang mir das in diesem Emotions-Wirrwarr überraschend gut.
Oder vielleicht gerade deswegen.
    »Was, wenn
Grandpa diesen Verräter entdeckt hat? Das würde auch erklären, warum er
umgebracht wurde.«
    »Er wurde
umgebracht?«, wiederholte Lucy fassungslos.
    »Nicht
erwiesenermaßen«, gab Gideon zurück. »Aber es sah alles danach aus.« Ich hatte
ihm von Tante Maddys Vision und von dem Einbruch am Tag der Beerdigung erzählt.
    »Das heißt,
das Schließen des Blutkreises wird von beiden Seiten aus vorangetrieben«, sagte
Lady Tilney nachdenklich. »In der Vergangenheit zieht der Graf von Saint
Germain die Fäden und in der Zukunft gibt es einen oder sogar mehrere
Verbündete, die seine Pläne unterstützen.«
    Paul
schlug mit der Faust auf die Sessellehne vor sich. »Verdammt noch mal«, knurrte
er zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    Lucy hob
ihren Kopf. »Aber ihr könnt den Wächtern doch erzählen, dass ihr uns nicht
gefunden habt! Wenn unser Blut nicht eingelesen wird, schließt sich der Kreis
nicht.«
    »So
einfach ist das nicht«, sagte Gideon. »Die Wächter haben ...«
    »Ich weiß,
sie haben Privatdetektive auf uns angesetzt«, unterbrach ihn Lady Tilney. »Die
Herren de Villiers und dieser wichtigtuerische Pinkerton-Smythe ... -
glücklicherweise halten sie sich für sehr schlau und mich - weil ich eine Frau
bin - für sehr dumm. Dass Privatdetektive für ein Aufstocken ihres bescheidenen
Einkommens gerne auch mal Informationen zurückhalten, kommt ihnen gar nicht in
den Sinn.« Sie gestattete sich ein triumphierendes Lächeln. »Dieses Arrangement
hier ist nur noch von kurzer Dauer und Lucy und Paul werden bald alle Spuren
verwischt

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