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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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könnte sonst eifersüchtig werden.«
    Ich musste
lachen. Wie süß - er wollte mich manipulieren. »Okay. Ich schweige wie ein
Grab.«
    »Also
meinst du, sie könnte wirklich eifersüchtig sein?«, fragte Raphael eifrig.
    »Ja klar!
Wahnsinnig eifersüchtig. Zumal wir überhaupt keine Celia bei uns in der Klasse
haben.«
    Raphael
kratzte sich verlegen an der Nase. »Die Blonde? Mit der Party?«
    »Cynthia.«
    »Aber ich
war wirklich mit ihr im Kino«, sagte Raphael kläglich. Die Schuluniform in
ihrer unglückseligen Kombination aus traurigem Gelb und Marineblau sah an ihm
noch unvorteilhafter aus als an uns. Und die Art und Weise, wie er sich mit der
Hand durch die Haare fuhr, erinnerte mich an Nick und weckte mütterliche
Gefühle in mir. Ich fand, dass er eine Belohnung dafür verdient hatte, dass er
sich nicht so selbstherrlich und arrogant wie sein großer Bruder aufführte.
    »Ich werde
es Leslie schonend beibringen, okay?«, bot ich an.
    Er
lächelte zaghaft. »Aber sag ihr nicht, dass ich den Namen verwechselt habe ...
ach, sag ihr am besten gar nichts ... oder doch ...«
    »Lass mich
mal machen.« Ich zupfte ihn zum Abschied an der Krawatte. »Und hey, gratuliere!
Heute ist sie ja korrekt gebunden.«
    »Das hat
Cindy gemacht«, sagte Raphael mit einem schiefen Grinsen. »Oder wie sie eben
heißt.«
     
    In der
ersten Unterrichtsstunde hatten wir Englisch bei Mr Whitman. Er nahm die
Krankmeldung von Charlotte mit einem Nicken zur Kenntnis, obwohl ich nicht
widerstehen konnte, bei dem Wort »krank« mit den Fingern Anführungsstriche in
die Luft zu zeichnen.
    »Du
hättest ihn mitnehmen müssen«, flüsterte Leslie, während Mr Whitman die
benoteten Hausarbeiten von letzter Woche austeilte.
    »Den
Chronografen? In die Schule? Spinnst du? Was, wenn ihn Mr Whitman entdeckt? Das
Eichhörnchen bekommt doch glatt einen Herzinfarkt. Abgesehen davon, dass es
davor noch rasch seine Wächterkumpel informieren würde, die mich dann
vierteilen, rädern oder sonst etwas mit mir machen, was ihre bekloppten
goldenen Regeln in so einem Fall vorschreiben.« Ich reichte Leslie den
Truhenschlüssel. »Hier, der Schlüssel zu deinem Herzen. Ich wollte ihn ja
eigentlich Raphael geben, aber das möchtest du ja nicht.«
    Leslie verdrehte
die Augen und spähte nach vorne, wo Raphael saß und sie angestrengt keines
Blickes würdigte.
    »Häng ihn
dir einfach wieder um. Und lass ihn dir nicht von Charlotte abnehmen.«
    »Krav
Maga«, murmelte Leslie. »Gab es da nicht mal einen Film mit Jennifer Lopez? Wo
sie am Ende ihren gewalttätigen Exmann verdroschen hat? Ich will das auch
können.«
    »Meinst
du, Charlotte kann den Wandschrank einfach auftreten? Es würde mich auch nicht wundern, wenn sie und Gideon gelernt hätten,
wie man Schlösser ohne Schlüssel knackt. Vermutlich hatten sie einen Workshop
bei einem Agenten des MI6: Ganz ohne Brecheisen die elegante
Haarnadelmethode.« Ich seufzte schwer.
    »Wenn
Charlotte wirklich wüsste, was wir gefunden haben, hätte sie längst die Wächter
verständigt«, sagte Leslie kopfschüttelnd. »Wenn überhaupt, dann hat sie nur
einen Verdacht. Sie glaubt, dass sie etwas findet, mit dem sie sich wichtig-
und dich schlechtmachen kann.«
    »Ja, und
wenn sie es findet...«
    »Ich hoffe
sehr, Sie unterhalten sich über Sonett Nummer 130.« Mr Whitmans Gestalt ragte
plötzlich vor uns auf.
    »Seit
Tagen reden wir über nichts anderes«, sagte Leslie.
    Mr Whitman
zog eine Augenbraue hoch. »In letzter Zeit kann ich mich des Eindrucks nicht
erwehren, dass Sie sich mit Dingen beschäftigen, die Ihren Schulleistungen
nicht guttun. Vielleicht wäre hier mal ein Brief an die Eltern angebracht. Ich
denke, für das Geld, das sie für das Privileg bezahlen, Sie an diesem Institut
unterrichtet zu wissen, können sie auch ein gewisses Engagement von Ihrer Seite
erwarten.« Mit einem leisen Klatschen schlugen unsere Hausarbeiten vor uns auf
der Tischplatte auf. »Ein wenig mehr Beschäftigung mit Shakespeare hätte Ihren
Essays gutgetan. Leider nur eine mittelmäßige Leistung.«
    »Woran das
wohl liegen mag!«, murmelte ich erbost. Frechheit! Erst musste ich meine
gesamte Freizeit für Zeitreisen, Kostümanproben und Tanzunterricht opfern und
mir dann auch noch anhören, dass ich nicht genug für die Schule tat?
    »Charlotte
hat dir doch vorgemacht, dass man beides ganz gut miteinander verbinden kann,
Gwendolyn«, erwiderte Mr Whitman, als hätte er meine Gedanken erraten. »Ihre Noten sind
hervorragend.

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