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Gier, Kerstin

Gier, Kerstin

Titel: Gier, Kerstin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Smaragdgruen (Liebe geht durch alle Zeiten Bd 3)
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unterbrach
ihn.
    »Gwendolyn,
erinnerst du dich an unser Gespräch heute Morgen?«, fragte er und sein Tonfall
wurde vielleicht noch eine Spur schleimiger.
    Welches
meinte er? Sein Gemecker über mein mangelndes schulisches Engagement wollte er
doch nicht ernsthaft als Gespräch bezeichnen? Doch, offenbar schon.
    »Möglicherweise
liegt es an unserer Ausbildung, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sich
Charlotte an deiner Stelle ihrer Pflichten bewusst wäre. Niemals würde sie ihre
körperlichen Befindlichkeiten über ihre Aufgaben in dieser unserer Sache
stellen.«
    Tja, war
nicht meine Schuld, dass sie die Falsche ausgebildet hatten. Ich klammerte
mich ein bisschen stärker an die Stuhllehne. »Glauben Sie mir, wenn Charlotte
so krank wäre wie ich, würde sie auch nicht auf diesen Ball gehen können.«
    Mr Whitman
sah aus, als würde er jeden Augenblick die Geduld verlieren. »Ich denke, du
verstehst nicht, worum es mir geht.«
    »Das
bringt doch nichts!« Es war Dr. White, der das sagte, wie immer in äußerst
barschem Ton. »Wir verlieren hier nur kostbare Zeit. Wenn das Mädchen wirklich
krank ist, können wir es wohl kaum gesund argumentieren. Und wenn sie nur
simuliert ...« Er schob seinen Stuhl zurück, stand auf und kam um den Tisch
herum auf mich zu, so schnell, dass der kleine Robert Mühe hatte, Schritt zu
halten. »Mund auf!«
    Also, das
ging jetzt wirklich zu weit. Ich starrte ihn empört an, aber da hatte er schon
mit beiden Händen meinen Kopf ergriffen und tastete sich mit seinen Fingern von
den Ohren den Hals hinab. Anschließend legte er eine Hand auf meine Stirn. Mir
sank der Mut.
    »Hm«,
machte er und seine Miene wurde, wenn überhaupt möglich, noch finsterer.
»Geschwollene Lymphknoten, erhöhte Temperatur - das sieht wirklich nicht gut
aus. Mach den Mund bitte mal auf, Gwendolyn.«
    Verblüfft
leistete ich seinem Befehl Folge. Geschwollene Lymphknoten? Erhöhte Temperatur?
War ich vor lauter Schreck wirklich krank geworden?
    »Wie ich
dachte.« Dr. White hatte ein Holzstäbchen aus seiner Brusttasche geholt und
damit meine Zunge hinuntergedrückt. »Rachen gerötet, die Mandeln geschwollen
... kein Wunder, dass du Halsschmerzen hast. Das muss beim Schlucken höllisch
wehtun.«
    »Du Arme«,
sagte Robert mitleidig. »Jetzt musst du sicher grässlichen Hustensaft trinken.«
Er verzog das Gesicht.
    »Frierst
du?«, fragte sein Vater.
    Ich nickte
unsicher. Warum zur Hölle machte er das? Warum half er mir? Ausgerechnet Dr.
White, der immer so tat, als würde ich die nächstbeste Gelegenheit nutzen, um
mit dem Chronografen stiften zu gehen?
    »Dachte
ich mir. Das Fieber wird auch noch steigen.« Dr. White drehte sich zu den
anderen um. »Tja. Das sieht ganz nach einer Virusinfektion aus.«
    Die
anwesenden Wächter zogen betretene Mienen. Ich zwang mich, nicht zu Gideon
hinüberzuschauen, auch wenn ich liebend gern sein Gesicht gesehen hätte.
    »Kannst du
ihr was dagegen geben, Jake?«, erkundigte sich Falk de Villiers.
    »Ein
fiebersenkendes Mittel höchstens. Aber nichts, was sie auf die Schnelle
einsatzfähig machen würde. Sie gehört ins Bett.« Dr. White musterte mich
grimmig. »Wenn sie Glück hat, ist es dieses Eintages-Fieber, das zurzeit
grassiert. Es kann allerdings durchaus auch mehrere Tage dauern .. .«
    »Aber wir
könnten sie doch trotzdem ...«, begann Mr Whitman.
    »Nein,
können wir nicht«, unterbrach ihn Dr. White unfreundlich. Ich gab mir alle
Mühe, ihn nicht anzustarren wie das siebte Weltwunder. »Mal abgesehen davon,
dass Gideon sie wohl kaum in einem Rollstuhl auf den Ball schieben kann, wäre
es unverantwortlich und ein Verstoß gegen die goldenen Regeln, sie mit einer
akuten Virusinfektion ins 18. Jahrhundert zu schicken.«
    »Das ist
allerdings wahr«, sagte der Unbekannte, den ich für den Gesundheitsminister
hielt. »Man weiß nicht, wie das Immunsystem der Menschen damals auf einen
modernen Virus reagieren würde. Es könnte verheerende Wirkungen haben.«
    »So wie
damals bei den Maya«, murmelte Mr George.
    Falk stieß
einen tiefen Seufzer aus. »Nun, damit ist die Entscheidung wohl gefallen.
Gideon und Gwendolyn werden den Ball heute nicht besuchen. Vielleicht können
wir stattdessen die Operation Opal vorziehen. Marley - würden Sie bitte die
anderen über unsere Planänderung informieren?«
    »Jawohl,
Sir.« Mr Marley strebte sichtlich geknickt zur Tür. Der Blick, den er mir
zuwarf, war der Inbegriff eines Vorwurfs. Aber das war mir egal. Hauptsache,
ich

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