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Gier nach Blut

Gier nach Blut

Titel: Gier nach Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich straff und sogar jung an, als wäre sie regeneriert worden.
    Es waren unsinnige Gedanken. Sie brachen schon bald ab, als die Untote über ihr Opfer herfiel. Für Anita Marquez gab es nur noch das absolute und sie bedrängende Grauen. Die Angst überfiel sie wie ein gewaltiger Adrenalinstoß. Sie wollte schreien, sie hätte es nicht gekonnt, und in der Dunkelheit baute sich über ihr noch ein Schatten auf, der knurrende Geräusche abgab.
    Laute des Sieges.
    Er fiel tiefer.
    Er war an ihrem Kopf, am Hals. Er biß zu!
    Es war kein böser Schmerz, den Anita an ihrer linken Halsseite spürte.
    Als hätte man ihr an verschiedenen, aber dicht beisammen liegenden Stellen zwei Spritzen zugleich unter die Haut gesetzt. Doch dieser Schmerz blieb, keiner zog die Spritzen zurück, dafür drangen sie tiefer ein, und am Hals spürte die Frau den anderen Druck.
    Sie glaubte auch, ein tiefes und satt klingendes Stöhnen zu hören, das sicherlich nicht aus ihrem Mund strömte.
    Es war der akustische Triumph der Blutsaugerin. Sie hatte ihr Opfer gefunden. Sie biß zu!
    Anita wehrte sich nicht. Flach lag sie auf dem Rücken. Sie spürte den Druck des anderen Körpers, und sie hatte plötzlich das Gefühl, sehr leicht zu sein. So leicht, daß sie einfach weggeschwemmt wurde, begleitet von saugenden und schmatzenden Geräuschen dieser Blut trinkenden Untöten…
    ***
    Die alte Ricca war noch immer in ihrem Zimmer und betete. Sie mußte eine immense Ruhe in sich spüren, daß sie so etwas überhaupt schaffte.
    Wahrscheinlich lag es auch am Gebet selbst, das ihr die nötige Kraft gab, um die schlimmen Zeiten durchzustehen.
    Ihre Enkelin hielt es nicht mehr aus. Des öfteren sprang sie von ihrem Stuhl hoch und schaute auf die Uhr, denn Anita Marquez war mehr als überfällig.
    Sie hätte langst zu Hause sein müssen, und der Meinung war auch ich, obwohl ich mich ruhig verhielt, denn ich wollte Elvira nicht noch nervöser machen.
    Vor dem Küchentisch blieb sie wieder einmal stehen, drückte ihre Hände auf die Platte und schaute mich an. »Soll ich noch einmal bei den Costas anrufen?«
    Ich runzelte die Stirn. »Was würde es bringen? Nichts. Sie wissen doch, daß Ihre Mutter die Wäscherei verlassen hat.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Also warten wir.«
    Aus etwas verengten Augen blickte sie mir ins Gesicht. »Mal ehrlich, John, fühlen Sie sich dabei wohl?«
    »Nein!«
    »Aha.«
    »Was heißt aha? Geben Sie mir einen Rat, was wir beide tun sollen! Ihr entgegengehen?«
    »Zum Beispiel.«
    »Was brächte das?«
    Elvira richtete sich wieder auf. »Ich weiß es nicht, John. Ich… ich weiß überhaupt nichts mehr.« Sie deutete gegen die Wände. »Diese Wohnung war nie schön«, sagte sie, »das wird Ihnen jeder sagen. Aber ich habe mich als Kind hier wohl gefühlt. Heute aber kommt sie mir vor wie ein Gefängnis. Wie ein Knast, verflucht noch mal, in dem wir gefangen sind. Ich… ich… will raus und helfen.«
    »Hier sind Sie sicher.«
    »Und meine Mutter?«
    Ich lächelte, als ich in die funkelnden Augen schaute. »Wenn Ihre Mutter ungefähr so reagiert wie Sie, Elvira, dann wird sie schon auf der Hut sein, denke ich. Zudem ist sie ja von Ihnen gewarnt worden.«
    Sie lachte mich an oder aus. »Ja, gewarnt, das stimmt schon. Aber glauben Sie denn, daß sie die Warnung ernst genommen hat? Glauben Sie das wirklich?«
    »Sorry, aber das kann ich Ihnen nicht sagen. Ich gehe mal davon aus, daß es so ist.«
    »Nein, nicht meine Mutter. Die ist so wie ich. Viel zu real. Aber ich habe umgedacht, weil ich eben direkter mit den Ereignissen konfrontiert wurde. Meiner Mutter wird das nicht widerfahren sein. Dazu kenne ich sie zu gut und…« Sie schwieg, weil die Nebentür geöffnet worden war und Ricca erschien.
    Schon auf Grund ihres Alters bewegte sich die Frau immer sehr langsam. In diesem Fall kam noch etwas hinzu. Sie machte auf mich zumindest einen sehr nachdenklichen Eindruck, als sie zum Waschbecken ging und Wasser in ein Glas laufen ließ.
    Sie trank in kleinen Schlucken. Als das Glas zur Hälfte leer war, stellte sie es ab.
    »Deine Tochter ist noch nicht zurück«, sagte Elvira.
    »Ich weiß.«
    Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Bitte, Großmutter, sonst fällt dir nichts dazu ein?«
    »Was willst du denn hören?«
    »Daß auch du dir Sorgen machst.«
    Ricca Marquez rückte einen Stuhl zurecht und setzte sich zu mir an den Tisch. »Ich sorge mich sogar sehr um meine Tochter, und ich weiß auch, daß die anderen unterwegs sind. Ja, die

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