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Gier nach Blut

Gier nach Blut

Titel: Gier nach Blut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sind auf dem Weg hierher. Das Grauen hat die Vergangenheit verlassen, um in der Gegenwart den einmal gesprochenen Fluch wirksam werden zu lassen. So ist es, und wir werden uns nicht dagegen sträuben können.«
    »Das wissen Sie genau?«
    »John«, sagte sie und zeigte dabei ein verlorenes Lächeln. »Ich weiß sehr viel.«
    »Dann behalten Sie es bitte nicht für sich.«
    Sie atmete seufzend aus. »Tja, was soll ich machen? Was soll ich dazu sagen? Ich war lange in meiner Kammer und habe gebetet. Doch ich fühlte mich heute stark. Ich habe die Verbindung herstellen können, ohne gleich den Halt zu verlieren. Ich habe die schwarze Wolke wieder sehen können.« Sie senkte ihre Stimme. »Diesmal noch schwärzer und dichter als zuvor. Ich sah sie sehr deutlich. Sie schwebte direkt über meinem Kopf und sah aus, als wollte sie mich zerdrücken.« Ihre Hände bewegten sich jetzt unruhig über die Tischplatte hinweg. »Aber ich sah noch mehr. Ich erkannte in der Wolke wieder das Gesicht.«
    »War sie es?«
    »Ja, Elvira. Es war Sarah Helen Roberts. Aber sie sah anders aus als bei unserer ersten Begegnung.«
    »Wie anders, Großmutter?« Auch Elvira hatte sich gesetzt und starrte die alte Frau an.
    »Jünger, versteht ihr?«
    »Nein, nicht…«
    »Ich schon«, sagte ich. »Sie sah also nicht alt und verbraucht aus, sondern jung.«
    »Frisch«, flüsterte die alte Frau »Und ich habe darüber nachgedacht, wie so etwas wohl möglich ist.«
    Die Antwort hätte ich ihr geben können, aber ich behielt sie für mich. Ich wollte ihr nicht sagen, daß es an ihrem Bluttrunk gelegen hatte, denn von Suko wußte ich ja, was geschehen war. Diese Sarah Helen Roberts hatte bereits ein Opfer in der Halle gefunden und sich für weitere Taten gestärkt. Dabei war sie auch körperlich verändert worden. Sie hatte wieder Kraft und Frische bekommen, was mir natürlich nicht gefallen konnte, aber es war auch nicht zu ändern.
    Elvira hob die Schultern, schaute allerdings auf mich und sagte:
    »Möglicherweise kann uns John eine Antwort darauf geben.«
    Ich wollte es und suchte nach Formulierungen, die nicht zu schrecklich klangen, aber das Schrillen des Telefons hielt mich von meinem Vorhaben ab.
    »Wer ist das denn?« flüsterte Elvira, während sie steif auf ihrem Platz saß.
    »Heben Sie ab.«
    »Meine Mutter.«
    »Bitte…«
    Elvira ging auf den Apparat zu, als wäre er ihr völlig fremd. Nach dem dritten Klingeln war sie innerlich so gefestigt, daß sie den Hörer abheben konnte, sich meldete und kurz danach nur ein Wort schrie, das auch uns galt. »Mutter!«
    Also doch! Nicht nur mir fiel in dieser Sekunde ein Stein vom Herzen, auch Ricca machte einen nahezu erlösten Eindruck, während sie vor sich hinnickte.
    Keiner von uns sprach, wir beobachteten einzig und allein Elvira, die den Hörer ans Ohr gepreßt hielt, der Stimme zuhörte, dabei nickte und sich allmählich auch entspannte. Sogar ein flüchtiges Lächeln umhuschte ihren Mund, als sie sagte: »Ja, dann ist alles in Ordnung, Mutter. Wir haben uns schon Sorgen gemacht.« Elvira hörte zu, nickte und legte dann auf.
    Tief atmete sie durch und wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Sie ist auf dem Weg zu uns«, sagte sie.
    »Warum hat sie sich verspätet?« fragte ich.
    Elvira legte ihre Hände auf die Stuhllehne. »Wenn etwas kommt, dann kommt immer alles zusammen. Ausgerechnet heute hat sie eine alte Freundin getroffen. Die beiden sind noch einen Kaffee trinken gegangen und haben die Zeit verplaudert. Tja, so kann es kommen.«
    »Richtig«, murmelte ich. »So kann es kommen.«
    Elvira gefiel meine Antwort nicht. »Stößt Ihnen etwas sauer auf, John?«
    »Nein, nicht direkt.«
    »Aber…?« Sie blickte mich von der Seite her an.
    »Ist Ihnen an der Stimme Ihrer Mutter etwas aufgefallen, Elvira? Überlegen Sie. Hat sie anders geklungen als sonst? Vielleicht bedrückt und schleppender. War sie mit der Stimme vor mehr als einer Stunde noch zu vergleichen?«
    »Worauf wollen Sie hinaus, John?«
    »Ich möchte nur, daß Sie sich erinnern und meine Frage beantworten. Mehr nicht.«
    Elvira Marquez setzte sich zunächst hin. Sie starrte die Tischplatte an, als könnte sie von ihr die Lösung ablesen, räusperte sich und sagte dann mit leiser Stimme: »Wissen Sie, wenn ich recht darüber nachdenke, so klang die Stimme schon verändert.«
    »Wie?«
    »So wie Sie es sagten. Meine Mutter hat langsamer gesprochen, als hätte sie erst über jedes Wort nachdenken müssen. Das war schon etwas

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