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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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habe?«
    Â»Welchen Personen?«, rief Kowalewski aus.
    Hannah Rowlins lachte erneut ihr ansteckendes Lachen, diesmal allerdings mit einem Anflug von Ironie. Aber es war immer noch ziemlich ansteckend.
    Ich lasse mich viel zu leicht verführen, dachte Marek Kowalewski und lachte ebenfalls.
    Â»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Rowlins schließlich. »Ich habe es nur einer Person weitererzählt, und ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, warum. Vielleicht wegen des Aufhebens, das dieser Wie-immer-er-auch-hieß in Krakau darum machte. Er erzählte, dass er von einer völlig neuen gesamteuropäischen Polizeieinheit gejagt werde. Er hat versucht, sich selbst als einen großen Kriminellen hinzustellen.«
    Â»Und Sie haben eine Vorliebe für Kriminelle?«, fragte Kowalewski.
    Â»Jetzt werden Sie aber etwas zu privat«, antwortete Rowlins und lächelte.
    Â»Tut mir leid, das war unnötig.«
    Â»Ich glaube, dass Sie ein richtig neugieriger Mann sind, Marek.«
    Â»Berufskrankheit«, entgegnete Kowalewski und kämpfte erneut gegen das Erröten.
    Â»Das glaube ich keineswegs«, meinte Hannah Rowlins. »Ich glaube, Ihre Neugier ist rein privater Natur.«
    Kowalewski fiel darauf keine Antwort ein. Er verlor den Kampf gegen das Erröten. Und Rowlins lachte. Immer noch ansteckend.
    Â»Sie sind interessiert an Frauen, stimmt’s, Marek?«, fragte sie.
    Â»Das kann ich nicht leugnen«, gab er zu. »Aber woher wussten Sie, dass Trzciński Frauen misshandelt hat?«
    Â»Aha«, sagte Hannah Rowlins und hörte auf zu lachen. »Vielleicht ist Ihre Neugier doch eher polizeilicher Natur.«
    Â»Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich da immer einen Unterschied machen kann.«
    Â»Aber Sie ziehen dennoch Ihre Schlüsse aus der Tatsache, dass ich mit einem Mann ins Bett gegangen bin, der sowohl einen Anspruch darauf erhob, ein großer Krimineller zu sein als auch zugab, Frauen misshandelt zu haben?«
    Â»Gewisse Schlussfolgerungen lassen sich nicht immer vermeiden.«
    Â»Und wie sehen die aus?«
    Marek Kowalewski lehnte sich auf seinem minimalistischen Barhocker im Millennium Hilton zurück, blickte die Geschäftsfrau auf dem Barhocker neben sich an und sagte: »Freiheit.«
    Â»Freiheit?«
    Â»Eine Boutique zu leiten, die Mode an Geschäftsfrauen verkauft, ist vermutlich eine stressige Angelegenheit«, mutmaßte Kowalewski. »Schließlich haben Sie dann Ihren späten, lang ersehnten Urlaub angetreten und eine ungeplante Europareise mit ›einer Freundin‹ gemacht. Sie haben nicht gerade geringe Mengen Bisonwodka mit Apfelsaft getrunken und hatten Sex mit einem nicht besonders attraktiven Kriminellen in Krakau, den ich im Übrigen gerade hinter Schloss und Riegel gebracht habe. Die Schlussfolgerung: Freiheit heißt, Grenzen zu überschreiten und etwas auszuprobieren, was man noch nie zuvor getan hat. Je stressiger das Leben desto größer das Bedürfnis, sich zu befreien. Liege ich falsch?«
    Â»Haben Sie ihn hinter Schloss und Riegel gebracht?«
    Â»Ja, vor gut vierundzwanzig Stunden.«
    Sie lachte erneut los. Es war ein sehr warmes Lachen. Er war völlig überrascht.
    Â»Gute Arbeit«, lobte sie und fügte hinzu: »Und in der Tat gar nicht so verkehrt.«
    Â»Man macht es sich etwas zu leicht, wenn man feige durchs Leben geht«, entfuhr es Kowalewski ganz unerwartet.
    Â»Aber im Großen und Ganzen: Nein, ich habe keine besondere Vorliebe für Kriminelle. Vielleicht schon eher für polnische Männer ...«
    Als Marek Kowalewski feststellte, dass er zum dritten Mal errötete, wurde er es selbst leid und fragte: »Vielleicht hätten Sie Lust, mir heute Abend Ihr New York zu zeigen?«
    Entweder funktioniert es, oder auch nicht, dachte er, was ihm bereits eine Sekunde später ziemlich unüberlegt erschien. Er hatte immerhin noch keine Antwort auf seine einzige wichtige Frage erhalten. Vielleicht würde sie jetzt verärgert aufspringen und den von ihnen aufgetanen Weg der Stillen Post mit einer schallenden Ohrfeige am Ground Zero abschneiden. In diesem Augenblick konnte Marek Kowalewskis gesamtes Berufsleben zu Ende gehen.
    Aber seine Sorge war unbegründet. Sie lächelte und antwortete: »Allerdings nur, wenn ich nicht wieder nach Manhattan muss. Vielleicht hätten Sie Lust, Brooklyn etwas näher zu erkunden? Williamsburg?«
    Â»Sehr

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