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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Möglichkeit gegeben, über seine Verhältnisse zu wirtschaften.
    Aber müssten chinesische Unternehmen, die riesige Summen investieren können, nicht eigentlich etwas anderes als Anleihen erwerben? Etwas, das bedeutend mehr Gewinne abwirft, insbesondere im Schatten der Krise? Ja, wenn man sie davon überzeugen könnte, dass es noch etwas Besseres gibt. Beispielsweise leicht zu verschiebende gigantische Makrofonds, die Spezialität von Minotaurus.
    Ich habe es nicht geschafft, die Spur bis zum Ende zu verfolgen, aber es besteht kein Zweifel daran, dass das andere große Konto chinesischer Herkunft ist. Es gehört nicht dem chinesischen Staat, sondern einem oder mehreren chinesischen Großunternehmen. Dabei handelt es sich um Gelder, die Minotaurus unmittelbar zugänglich sind, wenn er sie für eine umfangreiche Transaktion benötigt. Und wir sitzen wie die Spinne im Netz, Liebste. Wir sind es, Antebellum Invest Inc., die über B das Geschäft abwickeln. Was für ein Geschäft es auch immer sein mag.
    Als Letztes habe ich es gewagt, mir auf dem ungesicherten Computer die Kontodaten von Minotaurus einmal näher anzusehen. Und ich habe ein paar Dinge herausgefunden. Er sitzt irgendwo in Europa, weiter bin ich leider nicht gekommen, aber das bedeutet, dass diese neue europäische Polizeieinheit, von der Kyle mir erzählt hat, Zugriff auf ihn haben würde. Er hat gesagt, dass sie unglaublich groß und mit kompetenten Leuten ausgestattet zu sein scheint, ein europäisches FBI, allerdings geheim. Ich wage es nicht, mich auf unser FBI zu verlassen. Mit meiner Reise nach London schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe, meine Liebe. Ich werde mit Obama reden – und ich werde Minotaurus finden. Ich habe nämlich eine gewisse Spur.
    Gerade habe ich mich von Kyle verabschiedet. Er weiß Bescheid, dass Du informiert bist. Aber Du weißt noch eine weitere Sache darüber hinaus. Du kennst die Kontonummer von Minotaurus. Ich weiß, dass Du sie im Gedächtnis hast. Unser Auswendiglernen von Zahlen hat bewirkt, dass wir Zahlenkombinationen nicht mehr vergessen können, sosehr Du es auch wünschen würdest. Jetzt werde ich dir die andere Nummer auch noch zukommen lassen, die lange chinesische. Ich habe genügend Zeit gehabt, um eine Möglichkeit zu finden, sie Dir und nur Dir zu nennen, eine Möglichkeit, bei der ich sie nicht in Buchstaben- oder Zahlenform aufschreiben muss.
    Ich schreibe diese Mail an Bord des Flugzeugs. Ich weiß, dass man das eigentlich nicht darf, aber wir haben Verspätung. Irgendetwas in mir hat ziemliche Angst vor der nächsten halben Stunde, die es nach ihren Aussagen noch dauert, um die Notbeleuchtung in der Kabine zu reparieren. In meinen Ohren klingt es wie eine äußerst durchschaubare Ausrede, um den Flieger am Boden zu halten, bis man mich festgenommen hat. Vor meinem inneren Auge sehe ich bereits die internen Ermittler in ihren Anzügen, die über der Brust spannen, quer durch das Labyrinth des JFK rennen.
    Da neben mir keiner sitzt, kann ich meine Angst ein wenig eindämmen, indem ich Dir diese Mail schreibe, meine letzte auf amerikanischem Boden. Meine letzte für lange Zeit, muss ich wohl hinzufügen.
    In der Kabine tut sich etwas, die Stewardessen machen sich bereit. Mir bleiben nicht mehr viele Sekunden, um diese Mail abzuschicken. Also in aller Eile: Die zweite Kontonummer erhältst Du, indem Du die ersten vier Ziffern der ersten nimmst, und sie mit drei multiplizierst. Dann nimmst Du die letzten vier Ziffern und multiplizierst sie mit vier und ziehst vierhundertdreiundsiebzig ab. Dann nimmst Du wieder die letzten drei Ziffern und multiplizierst sie mit sechzehn. Nimm das Ergebnis und füge die erste Originalziffer hinzu, dann hast Du die Kontonummer.
    Jetzt muss ich diese Mail abschicken. Die Stewardessen schimpfen schon.
    Wir hören bald wieder voneinander, Liebste.
    Ich fliege los.
    Küsschen von Deiner
    Ariadne

Der Verschwundene
Queens, New York, 11. April
    Es war längst dunkel geworden, doch Marek Kowalewski nahm es erst richtig wahr, als das Taxi Manhattan verließ. Der Fahrer nahm die Brücke, die über Roosevelt Island führte, Queensboro Bridge, und dort draußen, über dieser erstaunlich öden, lang gestreckten Insel wurde Kowalewski die Dunkelheit erst richtig bewusst. Als würde er langsam in sie hineingezogen. Immer tiefer, je weiter das Taxi fuhr. Bald waren

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