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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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Vizechef der Opcop-Gruppe, zu ernennen. Im Moment ging er mit einer Engelsgeduld die Liste der potenziellen Kontakte zwischen Berlusconi-Politikern und der Mafia in allen ihren Aspekten durch. Es war eine lange Liste.
    Und schließlich und am weitesten von ihm entfernt, saß ein gefallener Engel. Oder eher ein umgeschulter. Immerhin hatte er seinen sechsten Sinn nicht verloren. Hjelm lenkte seinen Blick in Arto Söderstedts Richtung, und im selben Moment wurde auf dessen Bildschirm ein Dokument von einer Darstellung der Firmengeschichte von Endymion möbelsystem AB mit ihrem geschäftsführenden Direktor Carl-Henric Stiernmarck aus Nacka überlagert. Ein Stück des vorigen Dokuments lugte dahinter bedauerlicherweise noch hervor, und bevor Söderstedt die Firmengeschichte ganz darüberziehen konnte, erhaschte Hjelm einen Blick auf die Konturen eines chinesischen Schriftzeichens im Großformat. Und Söderstedt merkte es. Mit einer entschuldigenden Gebärde drehte er sich zum Bürofenster des Chefs um. Hjelm antwortete mit einem Kopfschütteln und einem schiefen Lächeln.
    Alle diese Aktivitäten dienten letztlich nur der Vorbereitung. Aber wenn Paul Hjelm in den vergangenen in der Tat ereignisreichen Jahren als Polizist etwas gelernt hatte, dann jedenfalls, wie bedeutsam Wissen war. Wie wichtig es war, so viel wie  möglich über die Gegner zu wissen, wer zum Teufel sie diesmal auch sein mochten. Nichts von dem, was dort draußen in der Bürolandschaft in Erfahrung gebracht wurde, würde überflüssig sein.
    Sofern die Ära der Opcop-Gruppe nicht zu Ende wäre, bevor sie richtig angefangen hatte. Sein Lächeln verzog sich so stark zu einer Grimasse, dass er es ablegen musste, bevor er sich umdrehte.
    Â»Und?«, fragte der frappierend junge Direktor von Europol.
    Paul Hjelm ging zu dem Tisch, auf dem eine Serie von Fotografien und ein Ausdruck bereitlagen. Er nahm das eindrücklichste Bild zur Hand und betrachtete eine Frau, die in einer auffällig entspannten Position, bequem zurückgelehnt gegen einen Baum, dasaß, wobei ein weißes Stoffstück, das an ein Laken erinnerte, ihre Scham bedeckte. Außerdem war ein Zipfel hinter ihrem rechten Arm hochgezogen, der an dem Baum oberhalb ihres Kopfes lehnte. Sie hatte keine Gesichtszüge mehr, ihr Gesicht war so stark angeschwollen, dass es beinahe eine ebene Fläche bildete. Hjelm schüttelte den Kopf und legte das Foto aus der Hand. Es kam ihm so vor, als hätte er dieses Bild zuvor schon einmal gesehen, ein klassisches Kunstwerk, das er nicht zu identifizieren vermochte. Er nahm den Ausdruck einer Notiz zur Hand. Auf der einen Seite stand mit Kugelschreiber geschrieben »e98weriN« sowie »79sYsd76« und auf der anderen »An die operative Einheit, Europol«.
    Â»So the cat is out of the bag?«, fragte er und seufzte tief.
    Â»Nicht notwendigerweise«, antwortete der Direktor in seinem walisisch gefärbten Hochbritisch. »Zum einen ist es der Metropolitan Police gelungen, das Dokument so weit wie möglich geheim zu halten. Außer der Direktion wissen nicht mehr als eine Handvoll Leute von seiner Existenz. Zum anderen kann es sich um eine reine Spekulation, ein bloßes Austesten handeln. Der- oder diejenigen, die den Zettel im Enddarm des Opfers platziert haben, haben ganz einfach vermutet, dass jede Polizeibehörde ihre operative Einheit hat.«
    Hjelm legte den Ausdruck zurück auf den Schreibtisch, setzte sich in den Sessel dem Direktor direkt gegenüber und sagte: »Und dann ist es ein bedeutender Unterschied, ob sie es selbst getan hat, sozusagen als eine Art Testament, oder ob es diejenigen waren, die das hier getan haben.«
    Er wedelte kurz mit dem Foto.
    Â»Die Täter scheinen nicht gerne etwas dem Zufall zu überlassen«, warf der Direktor ein, während er sich das Foto schnappte und es näher betrachtete.
    Â»Andererseits ist es ein perfektes Versteck für etwas, das auf keinen Fall gefunden werden soll«, meinte Hjelm. »Vielleicht deutet die Deformierung des Gesichts auf Folter hin.«
    Â»In dem Fall wäre es eine ziemlich punktuell durchgeführte Folter«, entgegnete der Direktor und deutete auf den unverletzten weißen Körper.
    Â»Ich nehme an, wir werden aus gegebenem Anlass auf die Frage zurückkommen«, sagte Hjelm und lehnte sich zurück.
    Â»Das müssen Sie mit Chief Inspector Dryden

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