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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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holländische Lesebrille zurecht. »Einmal abgesehen von einer umfangreichen Anzahl Knöllchen und Anzeigen wegen zu schnellen Fahrens sowie einer Serie Hassmails an Politikerinnen. Unsere schwedische Abteilung prüft außerdem eine Anklage wegen Kinderpornografie, aber ich glaube nicht, dass sie weit damit kommen. Stiernmarcks Firma, Endymion , ist möglicherweise interessanter. Seit der Finanzkrise im vergangenen Herbst ist einiges passiert. Das Unternehmen befand sich bereits vorher aufgrund der Produktkopien in der Krise, aber ich glaube, dass jemand anders mehr darüber berichten kann ...«
    Ohne nachzudenken, hob Jutta Beyer den Arm. Erneut wurde sie wie ein singender Orang-Utan im Ballkleid gemustert. Sie nahm sachte ihren Arm wieder herunter.
    Â»Wir kommen später darauf zu sprechen«, sagte Arto Söderstedt sanftmütig zu ihr und fuhr fort: »Jedenfalls ist Folgendes geschehen: Endymion befand sich am Rande der Insolvenz – zu diesem Zeitpunkt hat Stiernmarck seine berüchtigten Hassmails verfasst –, als ein unbekannter Finanzier zu Hilfe kam und das Unternehmen rettete. Kann es wirklich so einfach gewesen sein? Aber warum zum Teufel sollte die ’Ndrangheta oder wer auch immer ein Interesse daran haben, in eine ziemlich unbedeutende schwedische Möbelfirma zu investieren? Jetzt bitte ich um Hilfe von den Mafiaspezialisten.«
    Â»In dem Fall geht es wohl eher darum, einen Fuß in die Tür zu bekommen«, merkte Lavinia Potorac an. »Denn wenn man der Mafia einmal die Türen geöffnet hat, gibt es kein Zurück mehr. Ich habe es bereits zuvor erwähnt, und ich sage es noch einmal: Die Mafia ist dabei, die Welt aufzukaufen, von Osten, Westen und Süden her. Man bekommt davon nur deshalb nichts mit, weil keiner sich traut, darüber zu berichten, denn auch dies würde bedeuten, ihnen die Tür zu öffnen. Oder die Leute wurden ganz einfach bereits bestochen. Viel mehr Personen, als wir glauben, sind bereits in der einen oder anderen Hinsicht gekauft, Journalisten, Politiker, meinungsbildende Organe.«
    Â»Jede Form von Verbrechen hängt letztlich mit jeder anderen Form von Verbrechen zusammen«, merkte Miriam Hershey kryptisch an.
    Â»Da ist einiges dran«, bestätigte Angelos Sifakis. »Kleinere Staaten und multinationale Unternehmen sind dabei, sich wie Mafiafamilien zu strukturieren, und umgekehrt nehmen Bestechung und Bedrohung von Politikern drastisch zu. Der Weg ist frei. Und wir hinken immer einen Schritt hinterher, weil wir Leben schützen müssen, unser eigenes und das unserer Mitbürger. Sie hingegen müssen kein Leben schützen. Sie sind anders.«
    Â»Es stimmt, dass sie sich gerne in legitime Branchen einkaufen«, bestätigte Fabio Tebaldi, »aber die müssen sofort Gewinne bringen. Sie haben nämlich keine Geduld, das ist ihre schwache Seite. Die Restaurantbranche, die Glücksspielbranche, die Giftmüllbranche, ja – aber die exklusive Möbelbranche klingt in keiner Weise nach einem gefundenen Fressen für die ’Ndrangheta.«
    Â»Und du hast keine Ahnung, woher die rettenden Gelder kamen?«, fragte Paul Hjelm.
    Arto Söderstedt schüttelte den Kopf und zuckte gleichzeitig mit den Achseln. Es sah merkwürdig aus.
    Â»Sie wurden von einem Konto auf den Caymaninseln überwiesen, aber wie man den Inhaber des Kontos am Bankgeheimnis vorbei herausbekommt, das ist meines Erachtens nach eine Aufgabe für die Zukunft.«
    Â»Und es gibt keine anderen Hinweise bezüglich der Möbelindustrie? Jutta?«
    Jutta Beyer blickte ihren Chef dankbar an und antwortete: »Vermutlich hat es nichts mit der Sache zu tun, aber in dieser Branche, dem exklusiven schwedischen Möbeldesign, sind Produktkopien ein großes Problem. Minderwertige Kopien werden von den Chinesen als Originale verkauft. Die betroffenen Unternehmen haben sich gerade zusammengetan, um gegen die schwedischen Verkäufer der Kopien vor Gericht zu ziehen, aber das schwedische Urheberrecht ist, verglichen mit den anderen europäischen Staaten, ziemlich lasch. Und dann ist da noch eine Sache ...«
    Mit einem vagen Déjà-vu-Gefühl fragte Paul Hjelm: »Noch eine Sache?«
    Â»Die vermutlich auch nichts damit zu tun hat ...«
    Â»Die Sache, zu der wir jetzt kommen.«
    Â»Ja, Verzeihung«, murmelte Jutta Beyer. Lauter fuhr sie fort: »Es ist lediglich ein Gedanke. Weil Fabio

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