Gier
besprechen.«
»Ich hatte vor, Hershey und noch jemanden zu schicken. Aber Sie haben recht. Ich muss selbst mitfahren.«
»Es geht immerhin um die Existenz der Opcop-Gruppe«, gab der Direktor mit einem Achselzucken zu bedenken. »Sie ist Ihre Schöpfung, Hjelm. Aber ich bitte Sie, nehmen Sie Hershey auf jeden Fall mit, sie ist hervorragend, wenn auch etwas MI5-lastig. Und noch jemanden. Die sollen zu zweit ermitteln, und Sie müssen das Politische regeln. Und sorgen Sie dafür, dass keine Gerüchte über eine operative Einheit bei Europol aufkommen. Verhindern Sie das Schlimmste. Denn es steht einiges auf dem Spiel.«
»Ich bin kein Politiker«, warf Hjelm ein.
Der Direktor lachte kurz auf und schüttelte den Kopf.
»Ich habe lange selbst so gedacht und es mir immer wieder eingeredet«, sagte er. »Aber schauen Sie doch nach drauÃen. Wenn das keine Politik ist, dann verraten Sie mir bitte, was Politik ist. Und da ist noch eine Sache.«
Paul Hjelm warf erneut einen Blick durch die Scheibe in das GroÃraumbüro und wurde ein weiteres Mal von der Energie dort erfasst. Nein, sie durften noch nicht öffentlich werden. Deckel drauf.
Politik.
Er schüttelte den Kopf und fragte: »Noch eine Sache?«
Der Direktor beugte sich über den Tisch vor und sagte mit einer Stimme, die Hjelm etwas überdeutlich erschien: »Wenn wir davon ausgehen, dass es sich nicht um eine Spekulation des Verfassers dieses Zettels handelt â woher wusste dann er oder sie, dass Sie und Ihre Gruppe existieren?«
Als Hjelm begriff, zeigte sich eine unschöne Grimasse auf seinem Gesicht. »Sie meinen ...?«
»Wir dürfen die Möglichkeit nicht auÃer Acht lassen, dass jemand da drauÃen etwas ausgeplaudert hat. Es könnte durchaus sein, dass Sie ein Leck in der Opcop-Gruppe haben.«
»Oder es befindet sich auf Ihrer Seite«, konterte Hjelm offensiv. »Unter den Politikern.«
»Aber ich bitte Sie«, entgegnete der Direktor und schlug dann groÃzügig vor: »Ich werde auf meiner Seite suchen und Sie auf Ihrer. Klingt das akzeptabel?«
»In keiner Weise. Aber es erscheint unumgänglich.«
»Sie haben ja Erfahrungen als interner Ermittler«, sagte der Direktor maliziös, stand auf, legte Hjelm kurz die Hand auf die Schulter und verlieà sein Büro.
Als Paul Hjelm nach einer Weile Bedenkzeit in die offene Bürolandschaft hinaustrat, hatte sie sich völlig verändert. Die Gruppe war eine andere geworden, sein eigener Blick war ein anderer. Irgendjemand hier drauÃen hatte ihn hintergangen. Jemand hatte die Existenz von Opcop ausgeplaudert.
Vielleicht stimmte das auch gar nicht, vielleicht gab es überhaupt kein Leck, oder es war ganz woanders, aber als erfahrener interner Ermittler wusste er, dass er nicht so denken durfte. Das Leck war hier. Mitten unter ihnen. So musste er von nun an denken. Die Zunge im Zaum halten. Nicht zu viel sagen. Nicht irgendwem sein Herz ausschütten. Ein doppeltes Spiel spielen.
Politik.
Er setzte sich schwer auf Jutta Beyers zentral stehenden Schreibtisch und fragte in den Raum: »Könnten wir uns bitte kurz hier versammeln? Informelle Besprechung.«
Sie versammelten sich. Die Bürostühle rollten in unterschiedlichen Tonarten über den FuÃboden. Die Kakofonie war bald überstanden, und es kehrte Ruhe ein. Eine erwartungsvolle Ruhe.
»Wie ihr bestimmt gesehen habt, hat der Direktor gerade mein Büro verlassen. Wir haben beschlossen, uns auch mit einem Mordfall in London zu befassen, das heiÃt, wir entwickeln uns jetzt also ernsthaft zur operativen Einheit.«
Ein zweifelndes Gemurmel kam auf, das nach einer Weile wieder abklang.
»Hat der Mord etwas mit unserem Fall zu tun?«, fragte Fabio Tebaldi skeptisch.
»In keiner Hinsicht, es handelt sich um eine völlig andere Sache. Ich werde selbst hinfahren und zwei Leute von euch mitnehmen.«
»Ah«, lieà Miriam Hershey verlauten. »Ich höre heimische Töne.«
»Gutes musikalisches Gehör«, lobte Hjelm. »Du bist dabei und auÃerdem noch jemand, den ich später benennen werde. Zuerst bitte ich euch, dass ihr mich über eure neuesten Erkenntnisse informiert. Wir beginnen mit Schweden, mit der Endymion möbelsystem AB und deren Geschäftsführer Carl-Henric Stiernmarck.«
»Er ist sauber«, sagte Arto Söderstedt und rückte seine nagelneue
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