Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
Vom Netzwerk:
aufrichtig.
    Â»Criadillas?«, fragte Sifakis nach.
    Â»Eine spanische Spezialität, wogegen Haring noch richtig zivilisiert anmutet«, erklärte Tebaldi. »Stierhoden.«
    Â»Und das sagt der Bürger eines Landes, das Trippa auf seine Speisekarte setzt«, konterte Navarro. »Insbesondere grüne Trippa ist recht pikant. Kuhmagen mit Originalinhalt. Und Originalgestank.«
    Â»Es gibt allerdings nichts, was Surströmming überbietet«, sagte Chavez, »also sollten wir diese stimulierende Diskussion lieber beenden und etwas bestellen.«
    Nach einer kurzen abrupten Stille, in der man sich bemühte, Kontakt mit dem etwas unaufmerksamen Personal aufzunehmen, erhob erstmalig Herr Potorac seine Stimme. Es war nicht ganz leicht, sein scheues nachdenkliches Auftreten mit dem eher schroffen Charakter seiner Ehefrau in Einklang zu bringen. Oder vielleicht war er gar nicht so nachdenklich, überlegte Chavez.
    Â»Entschuldigen Sie die Frage«, begann Herr Potorac, »aber als Mitbürger einer der verschlafenen Demokratien frage ich mich, was eigentlich damit gemeint ist, dass die Loyalitäten auf die Probe gestellt werden. Natürlich nur, wenn die Antwort nicht der Geheimhaltungspflicht unterliegt.«
    Â»Alles, womit wir uns beschäftigen, unterliegt der Geheimhaltungspflicht«, entgegnete seine Ehefrau barsch.
    Â»Sagen wir doch einfach, dass es sich um eine der kleinen verschlafenen Demokratien handelt«, meinte Sifakis. »Dann können wir darüber reden.«
    Â»Aber leise«, flüsterte Söderstedt.
    Â»Die Polizei des Landes hat den Auftrag erhalten, einen mit der Mafia in Verbindung stehenden Computer zu lokalisieren, der sich im Regierungsviertel befindet«, fuhr Sifakis fort. »Das wird zweifellos ein guter Test im Hinblick auf die Frage sein, welche Loyalitäten dort vorherrschen.«
    Â»Um es kurz zu machen«, warf Tebaldi ein, »die Frage lautet: Wird die nationale Polizei uns unterstützen oder unsere Arbeit eher behindern?«
    Â»Und ob wir Leute von uns dort hinschicken müssen«, ergänzte Sifakis.
    Â»Ich ahne schon, wer es in diesem Fall sein wird«, murmelte Balodis.
    Â»In der Tat ein guter Test dafür, ob die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene überhaupt eine Zukunft hat«, meinte Navarro. »Es ist verdammt noch mal nicht so leicht, all diese bizarren Kulturen zum Nachdenken zu bringen.«
    Â»Man denke nur an einen Haring, einen Surströmming und einen Criadilla, die zusammen in einer grünen Trippa schwimmen«, meinte Söderstedt. »Eine gewöhnungsbedürftige Form eines europaübergreifenden kulinarischen Potpourris.«
    Â»Ich hatte ernsthaft vorgehabt, etwas zu essen«, sagte Balodis angewidert und legte die Speisekarte zur Seite.
    Â»Und nun hast du die Möglichkeit dazu«, bemerkte Tebaldi. »Ob du es glaubst oder nicht, der Kellner ist hier. Ich nehme ein Orval und Stamppot mit Rookworst.«
    In dem Moment klingelte ein Handy. Es dauerte wie immer eine ganze Weile, bis Söderstedt feststellte, dass es seins war. Er fischte es aus dem Innenfutter seines Mantels, setzte sich dann seine neue Lesebrille auf, justierte sie auf der äußersten Spitze seiner Nase, las schließlich die Nummer auf dem Display und erklärte: »Das ist Jutta.«
    Â»Ja, wo ist sie überhaupt?«, fragte Navarro. »Wollte sie nicht mitkommen?«
    Â»Es fällt einem irgendwie gar nicht auf, wenn sie nicht da ist«, stellte Tebaldi fest.
    Â»Sie hatte vor, noch ein paar private Telefonate zu führen«, sagte Sifakis. »Sie wollte später dazukommen.«
    Â»Private Telefonate aus dem Büro?«, fragte Potorac. »Hm.«
    Söderstedt meldete sich. Er lauschte, dann sagte er nur ein Wort:
    Â»Coleman. C - o - l - e - m - a - n.«
    Als er das Gespräch wegdrückte, waren seine nahezu unsichtbaren Augenbrauen ungewöhnlich stark zusammengezogen.
    Jutta Beyer legte das Handy aus der Hand, tippte sieben Buchstaben in den Computer und sagte dann laut zu sich selbst: »Ja, so war es, Mark Payne und David Coleman.«
    Sie las die gesamte Chat-Nachricht an den Adressaten Chief Superintendent Anthony L. Robbins noch einmal durch, denn es war wichtig, dass sie genau den richtigen Tonfall traf.
    Â»Schön, zu sehen, dass du auch am Schreibtisch sitzt und eine Nachtschicht einlegst, Tony. Auf jeden

Weitere Kostenlose Bücher