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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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schnell Informationen über einen Mann namens Radoslaw Trzciński in Swoszowice im Süden von Krakau.«
    Jutta Beyer startete die Suche, noch bevor sie antwortete: »Was ist denn los? Hast du Mara gefunden?«
    Â»Ziemlich lange Geschichte«, flüsterte Kowalewski. »Ich muss unbedingt in Erfahrung bringen, ob er im Strafregister geführt wird.«
    Â»Du bist ein Schreibtischbulle, Marek. Mach jetzt nur nichts Unüberlegtes.«
    Â»Hast du etwas gefunden?«
    Â»Brauchst du Adresse und Personalien? Sie sind gerade hochgekommen. Die Suche im Strafregister dauert noch an.«
    Â»Er ist nicht zu Hause, die Adresse spielt also keine Rolle. Jetzt mach schon, ich kann nicht mehr so lange hier sitzen.«
    Jutta Beyers Hirn analysierte diese knappen Informationen bedeutend rascher als der Computer. Er sitzt in der Klemme, flüstert, hat es eilig, die Zielperson befindet sich nicht zu Hause. Also hat Kowalewski vor, irgendwo einzudringen, und will das Strafregister vorschützen. Er will wohl kaum in ein öffentliches Gebäude, ein Restaurant oder eine Bar. Er schleicht in irgendeinem Treppenhaus herum. Im besten Fall befindet sich dieser Radoslaw gerade in der Wohnung einer Freundin, im schlechtesten in einer mit Maschinengewehren bewachten Fixerbude.
    In dem Moment landete sie einen Treffer.
    Â»Radoslaw Trzciński«, sagte sie, »drei Fälle von Frauenmisshandlung, massenweise Diebstähle, diverse Arten von Betrug sowie Verbreitung irreführender Behauptungen.«
    Â»Aber keine Hinweise auf Waffenbesitz?«, zischte Kowalewski.
    Â»Kein einziger«, antwortete Beyer. »Aber das muss nicht bedeuten, dass er nicht ...«
    Sie brach den Satz ab, da die Verbindung unterbrochen worden war.
    Marek Kowalewski zog sich wieder in die offen stehende Abstellkammer mit den Putzutensilien zurück, die ein Stockwerk unter dieser Wohnung lag, bis zu der er Trzciński verfolgt hatte. Trzciński war, von seiner Wohnung kommend, direkt in sein Auto gestiegen und durch immer spärlicher besiedelte Stadtteile gefahren, bis er schließlich diesen nahezu klassischen Oststaatenwohnblock erreicht hatte. Kowalewski kannte die Bauweise nur allzu gut. In einem zum Verwechseln ähnlichen Kasten war er selbst aufgewachsen, ein Klotz, der sowohl mit staatssozialistischer Rechtgläubigkeit als auch mit purer Langeweile imprägniert zu sein schien. Diese unglaubliche Tristesse, die sich über all seine Erinnerungen ausbreitete und ihn jedes Mal veranlasste, die Gegenwart aufheitern zu wollen. Die aktuelle Gegenwart schien sich allerdings nur schwer aufheitern zu lassen.
    Die Haustür wurde geöffnet, und eine Gestalt glitt an der Abstellkammer vorbei, ohne zu registrieren, dass die Tür nur angelehnt war. Früher oder später würde es irgendjemandem auffallen, der genauer hinsah. Kowalewski war gezwungen zu handeln. Und zwar jetzt.
    Dennoch konnte er sich nicht sofort aufraffen. Er musste an seine simple Grundregel denken, wonach der Verbrecher, den Marek Kowalewski einmal zu fassen kriegte, niemals wieder entkam. Obwohl das eigentlich eher auf die Computerarbeit zutraf, wo seine Spezialität in der Fähigkeit bestand, Informationen anzuhäufen und diese zu einem großen Bild zusammenzusetzen. Er erinnerte sich noch gut an sein instinktives Unwohlsein, das ihn überkommen hatte, als er kurz die Fotos von brutalen Gewaltakten auf Lavinia Potoracs Computer sah, und er stellte fest, wie weit er sich doch von dieser Art von Verbrechen entfernt hatte. Dennoch stand er hier in einem übel riechenden Treppenhaus unter einer Wohnung, in der sich ein mehrfach verurteilter Krimineller aufhielt, über den er nicht das Geringste wusste. Er musste sich erneut seine speziellen Fähigkeiten vor Augen führen, um wenigstens die Illusion eines größeren Zusammenhangs aufrechtzuerhalten.
    Er hatte Mara gefunden. Wie einfach es doch gewesen war. Die Polizeiarbeit auf der Straße barg trotz allem immer noch den einen oder anderen Vorteil in sich. Im Hotel konnte eine Putzfrau das Phantombild von Maras Gesicht identifizieren. Sie waren nämlich ehemalige Klassenkameradinnen, und Marek war für einen Augenblick recht zufrieden mit seinem Erinnerungsvermögen. Es war ihm tatsächlich gelungen, die überzeugende Rekonstruktion einer derart flüchtigen Bekanntschaft zu erstellen. Übrigens hieß sie gar nicht Mara sondern Wislawa Zawadzka, arbeitete

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