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Gier

Gier

Titel: Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arne Dahl
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schließlich Hazel Mallorys Blick begegnete, war dieser völlig verändert. Als hätte sie gewissermaßen seine Gedanken gelesen.
    Sie schob sachte die Bahren wieder in die Kühlung und sagte über ihre Schulter hinweg: »Versprechen Sie mir bitte, dass Sie sich ihrer annehmen.«
    Â»Und Ihrer Person ebenfalls?«, fragte Hjelm und lächelte schief.
    Als Mallory sich umdrehte, lächelte sie so wie er. »Wollen wir jetzt einen Blick in den Computer werfen?«
    Hjelm nickte, und sie verließen den Kühlraum.
    Mallorys Büro machte nicht gerade einen ansprechenden Eindruck, aber der Computer sah ziemlich leistungsfähig aus. Sie klickte sich routiniert zu John Doe durch.
    Â»Wir müssen aufhören, ihn Zhang Sang zu nennen«, sagte Hjelm.
    Ohne Notiz von ihm zu nehmen, vergrößerte Mallory den Text, bis die Schriftgröße der abnehmenden Sehfähigkeit eines hochrangigen internationalen Polizeibediensteten mittleren Alters entsprach.
    Er betrachtete die Rechtsmedizinerin von der Seite, während sie schweigend las. Eine außergewöhnliche Frau.
    Dann hielt sie inne. Scrollte den Text etwas hoch und wieder herunter. Las erneut. Schüttelte den Kopf.
    Â»Motherfucker«, rief sie schließlich ein wenig überraschend aus.
    Â»Was ist denn?«, fragte Hjelm.
    Â»Es steht nicht mehr da. Der Satz fehlt.«
    Â»Fehlt? Und Sie besitzen kein Original?«
    Â»Das hier ist das Original. Es ist nicht so leicht, darin etwas zu ändern.«
    Â»Auch wenn ich das Risiko eingehe, Ihrer Intelligenz nicht angemessen zu begegnen – es ist nicht zufällig so, dass Sie den Satz selbst entfernt haben, bevor Sie das Dokument abgelegt haben?«
    Mallory schüttelte den Kopf und deutete auf den Text.
    Â»Hier stand es. Eine ziemlich banale Formulierung: Der bereits erwähnte asiatische Ursprung ist eher im Himalaja als am Chinesischen Meer zu lokalisieren, wahrscheinlich ist der Tote tibetanischer Herkunft.«
    Â»Exakt so oder ungefähr so?«
    Â»Jetzt beleidigen Sie meine Intelligenz.«
    Paul Hjelm lachte laut und dankte ihr mit einem festen Händedruck und einem intensiven Blick in ihre nussbraunen Augen. Während er den Raum verließ, nahm er sein Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Hinter seinem Rücken hörte er: »Grüßen Sie Ralphie von mir.«
    Er lachte erneut auf und wandte sich um. Sie war nicht mehr zu sehen. Stattdessen hörte er, wie sich eine Stimme in trockenem Tonfall meldete: »Dryden.«
    Â»Halten Sie sich diese Frau bloß warm, Ralph«, sagte Hjelm.
    Â»Jetzt habe ich keinen blassen Schimmer, von wem Sie reden.«
    Â»Natürlich von Dr. Hazel Mallory.«
    Die Stille, die daraufhin eintrat, war genau das, was Hjelm erwartet hatte. Er lachte sich ins Fäustchen und fuhr fort: »Aber lassen Sie uns nicht länger über Ihre unterdrückten Gefühle reden, Ralph. Wie kommen Sie voran?«
    Â»Es ist immerhin Freitagabend. Ich hätte eher Lust, in den Pub zu gehen.«
    Â»Aber stattdessen müssen Sie einen Vorgesetzten ausfindig machen. Ich möchte, dass Sie eine der Damen mitnehmen und Chief Superintendent Anthony L. Robbins einen Besuch abstatten. Finden Sie heraus, ob er im Büro ist. Rufen Sie mich an, wenn Sie weitere Instruktionen benötigen.«
    Â»Endlich wissen wir, wer hier der Chef ist«, brummte Dryden und klickte selbigen weg.
    Hjelm betrachtete eine Weile lang amüsiert das Handy, bevor er eine neue Nummer wählte und sagte: »Hej, Schatz.«
    Â»Ja hallo«, rief die Stimme am anderen Ende ziemlich überrascht. »Wie ist es in London?«
    Â»Eine einzige lange Freitagsparty. Ich habe gerade an dich gedacht.«
    Â»Schau an. Und wie kommt’s?«
    Â»Ich habe eine Frau getroffen, die mich an dich erinnert hat.«
    Â»Soll ich mich jetzt geschmeichelt fühlen oder eifersüchtig sein?«, fragte Kerstin Holm und heftete das Foto des toten Zhang Sang an die Wand ihres Büros. Auf diese Weise meinte sie eine akzeptable Übersicht über die verschiedenen Aspekte des Falles geschaffen zu haben. Zugleich merkte sie, dass es ein ziemlicher Selbstbetrug war. Sie befand sich schließlich in der Peripherie und nicht im Zentrum, und die Frage war, ob sie sich je daran gewöhnen würde.
    Â»Ich habe gerade unseren beiden Leichen einen Besuch abgestattet«, sagte Paul Hjelm. »Verdammt, was bin ich scharf

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