Gier
fahren.«
»Ich bin davon überzeugt, dass wir das Transportproblem irgendwie lösen können«, antwortete Lagerbrandt bedächtig.
»Wir haben zwar drei der wartenden südländischen Herren dauerhaft beschatten lassen«, erklärte Kerstin Holm, »es ist aber durchaus möglich, dass irgendein Streifenpolizist ihnen einflüstert, dass Stiernmarck seinem Anwalt alles anvertraut hat. Ich werde natürlich alles daransetzen, um sie von irgendwelchen Ãbergriffen abzuhalten, aber wahrscheinlich hören sie nicht auf mich. Und dann entlassen wir Sie beide in die groÃe herrliche Freiheit.«
»Sie können hier nicht einfach herumsitzen und einem Rechtsanwalt bei einer Vernehmung seines Mandanten drohen«, rief Lagerbrandt aus.
»Hätten Sie sich denn nicht wenigstens einen Mafiaanwalt nehmen können?«, fragte Sara Svenhagen. »Dieser hat ja Angst wie ein Hase auf drei Beinen.«
»So weitreichende Kontakte besitzt er nun auch wieder nicht«, meinte Kerstin Holm. »Die Mafia hat ihn nur mit Widerhaken gespickt. Stiernmarck stellt lediglich ein Sprungbrett für sie dar. Je eher er von der Bildfläche verschwindet desto besser. Und dann übernehmen sie die Firma. Sie gehört ihnen ja sowieso schon zu dreiundfünfzig Prozent. Aufgrund der Gelder von den Caymaninseln.«
»Stimmt«, pflichtete ihr Sara Svenhagen bei. »Daran hatte ich gar nicht mehr gedacht. Er wollte ja eigentlich nur ein wenig Unterstützung bei der Giftmüllentsorgung. Weil der legale Weg zu teuer war.«
»Wie kam es eigentlich dazu?«, fragte Holm. »Wie ist der Kontakt entstanden?«
»Kein Kommentar«, antwortete Stiernmarck mit gebrochener Stimme.
»Die Mafia hat natürlich Kontakt zu Ihnen aufgenommen«, sagte Holm. »Die haben mitbekommen, dass Endymion dabei war aufzuwachen. Die Göttin war kurz davor, sich zu verflüchtigen. Aber warum um alles in der Welt haben sie sich ein Möbelunternehmen ausgeguckt, das unmittelbar vor dem Ruin steht?«
» Ich habe Kontakt zu ihnen aufgenommen«, gestand Stiernmarck leise.
»Moment mal«, warf Sara Svenhagen ein. »Er hat nicht gesagt âºKein Kommentarâ¹. Hätte sein Anwalt nicht protestieren oder wenigstens versuchen müssen, seinen Klienten an der Aussage zu hindern?«
»Er wägt die Dinge gerade ab«, meinte Holm. »Er rechnet sich aus, was er zu verlieren hat, wenn er seinen Klienten verteidigt, natürlich nicht durch uns, sondern durch die Mafia. Im Prinzip würde er sich am liebsten aus der Sache herausziehen. Denn er hat ebenfalls Kinder.«
»Auch wenn er im Augenblick wohl eher an seine Jacht in Cannes denkt. Kinder kann man schlieÃlich jederzeit neu in die Welt setzen.«
Lagerbrandt saà in der Tat stumm und in sich gekehrt da. Er machte keine Anstalten, Stiernmarck zurückzuhalten, als dieser fragte: »Und wie lautet Ihr Vorschlag?«
»Für den Anfang, dass Sie uns sagen, wie das Passwort lautet.«
»Ich meine Ihren Lösungsvorschlag. Diesen Banditen gehören dreiundfünfzig Prozent meines Unternehmens. Ich sehe keinen Ausweg. AuÃer den Freitod.«
»Wenn wir beweisen können, dass die Gelder illegalen Ursprungs sind, können wir dafür sorgen, dass der Kauf annulliert wird. Endymion trägt sich inzwischen so gut, dass sich die Firma auch ohne deren Gelder halten kann. Sie verkaufen das Unternehmen und begeben sich mit Ihrer Familie in ein Zeugenschutzprogramm.«
»Ein schwedisches Zeugenschutzprogramm?« Stiernmarck lachte. »Die Kommissarin beliebt wohl zu scherzen.«
»Wir arbeiten nicht für Schweden, wir arbeiten für die EU. Wir sprechen von europäischem Zeugenschutz. Mit deutlich umfangreicheren Ressourcen. Das schlieÃt allerdings Ihren Anwalt nicht mit ein, wenn er also jetzt die Absicht hegt, sich mit eingezogenem Schwanz abzusetzen, haben wir vollstes Verständnis dafür.«
»Er wird Ihnen auch keine Rechnung schicken«, ergänzte Sara Svenhagen. »Er wird alle Hände voll zu tun haben, um sich drauÃen in der Bergsgata gegen die Mafiosi zu wappnen. Möglicherweise haben sie sein Auto schon näher in Augenschein genommen.«
Lagerbrandt stand auf und warf den beiden Polizistinnen einen wirren Blick zu. Dann schaute er Stiernmarck schlieÃlich bedauernd an und verlieà ohne ein Wort zu verlieren den Raum.
»Sie sollten wirklich Ihre
Weitere Kostenlose Bücher