Gift per E-Mail
Aber mir wäre es lieb, wenn wir unsere kleine Anfrage an Tom verschweigen. Schließlich ist der Zusammenhang zwischen der Quallen-E-Mail und seinem Verschwinden noch nicht bewiesen.«
»Aber wie kommen wir mit unseren beiden Rätseldateien weiter?«, fragte Peter.
»Ganz einfach«, lächelte Justus. »Die E-Mail-Lawine.«
»Die E-Mail-Lawine?«
»Die Telefonlawine kennt ja mittlerweile jedes Kind in Rocky Beach: Jeder von uns ruft fünf Freunde an, jeder der Freunde wieder fünf Freunde und so fort. Bei jedem Gespräch wird unsere Frage weitergegeben und unsere Rückrufnummer mitgeteilt. Besonders Kinder haben ja oft etwas beobachtet, was uns bei der Lösung eines Falles weiterhelfen kann.«
»Klar«, rief Bob. »Wir starten statt der Telefonlawine eine E-Mail-Lawine! Das bietet sich ja geradezu an! Es ist sogar noch besser als die Telefonlawine, weil der ›Stille-Post-Effekt‹ wegfällt: Bei einer E-Mail wird die Nachricht immer korrekt weitergeleitet. Wir mailen einfach das Foto und diese Zeichnung an fünf Freunde und Freundinnen mit der Bitte, es weiterzusenden. Und wer etwas weiß, soll sich bei uns melden.«
»Die Gefahr ist natürlich, dass es der Täter selbst in die Hand bekommt«, überlegte Justus. »Wie beim Telefon ja auch. Aber dieses Risiko müssen wir eingehen. Wir sollten vermerken, dass die Mail nur eindeutig an Adressen von Kindern und Freunden verschickt werden darf, so dass keine Erwachsenen etwas mitbekommen.«
»Und wir werden ein Zeitlimit angeben«, sagte Bob, »sonst geht die E-Mail noch nach Jahren um die Welt und wir werden mit Antworten zugeschüttet.«
Justus nickte. »Und wir schlagen vor, es erst einmal auf den Großraum Los Angeles zu beschränken.«
Von so einem guten Plan konnte Peter nur begeistert sein. »Eine klasse Idee! Und was machen wir in der Zwischenzeit, bis die ersten Antworten eintreffen?«
»Wir besuchen Betty Sutton, die Freundin von Mrs Baker«, verkündete Justus. »Immerhin ist sie außer dem unbekannten Mann auf dem Foto unsere heißeste Spur!«
Pelagia noctiluca
Zuerst telefonierte Justus mit Inspektor Cotta. Es gelang ihm, Cotta von Toms möglicher Entführung zu überzeugen, ohne dass er seinen Verdacht näher erläutern musste. Aus leidvoller Erfahrung wusste Cotta ohnehin, dass aus Justus nichts herauszubekommen war, wenn der es nicht wollte.
Trotzdem war Cotta nicht gerade erfreut über die Nachricht: »Ich habe alle Hände voll mit den Schmuckdiebstählen zu tun. Bestimmt habt ihr davon in der Zeitung gelesen: Einbrüche in Villen und in Hotels. Die Ware verschwindet spurlos. Aber wenn du unbedingt Wert drauf legst, werde ich mich persönlich mit meinen Kollegen, die den Fall ›Tom Wood‹ bearbeiten, in Verbindung setzen.«
»Bitte machen Sie mehr als das, Inspektor. Greifen Sie Ihren Kollegen kräftig unter die Arme!«
Cotta versprach sein Möglichstes zu tun.
»Noch etwas, Inspektor«, sagte Justus mit heiserer Stimme.
»Ja?«
»Es kann sein, dass Ihnen bei Ihren Bemühungen noch ein … nun ja … ein anderer Detektiv über den Weg läuft. Er erhielt ebenfalls einen Auftrag von Mrs Wood. Sein Name ist Dick Perry.«
»Dick Perry, warte … der aus Santa Monica? Oh, ja, ich kenne ihn. Zusammen mit ihm und seiner Assistentin Barbara Stevens habe ich vor Gericht gegen einen Versicherungsbetrüger ausgesagt. Es ist schon zwei, drei Jahre her. Ein merkwürdiger Typ, ein wenig durchtrieben, ein Trickser. Allerdings bestimmt keine zu unterschätzende Konkurrenz.«
Justus schluckte.
»Na, dann bin ich mal gespannt, wer den Fall zuerst gelöst hat: Dick Perry oder Justus Jonas. Vielleicht hat am Ende sogar ein gewisser Inspektor Cotta die Nase vorn?« Cotta lachte. »Na, was meinst du?«
»Mir egal«, sagte Justus schnell, »Hauptsache, Tom Wood ist bald wieder da.«
Mit rotem Kopf legte Justus auf. Angesichts der detektivischen Konkurrenz aus Santa Monica hatte er den Inspektor eigentlich um Unterstützung bitten wollen, doch das war ziemlich in die Hose gegangen.
Peter und Bob konnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Aber bereits wenige Augenblicke später hatte sich Justus wieder gefangen. Schließlich hatten die drei ??? eine lange Erfolgsgeschichte vorzuweisen und brauchten sich vor niemandem zu verstecken. Schon gar nicht vor Dick Perry!
Unverzüglich machten sich die Detektive daran, Betty Sutton ausfindig zu machen. In Rocky Beach gab es zwei Betty Suttons. Bob notierte sich die Adressen und sie machten sich auf die
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