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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich,
»was geschieht dann mit dem Millerschen Vermögen?«
    »Das ist doch wohl eine rein
akademische Frage, nicht wahr?« sagte er mit schriller Stimme. »Gail wird
nichts zustoßen!«
    »Aber wenn es so wäre?« sagte
ich scharf. »Wer bekommt dann das Geld?«
    Berkeley zog ein makellos
weißes Taschentuch aus der Brusttasche und betupfte sich sachte die Stirn.
    »Nun,
zufällig würde es — in diesem höchst unwahrscheinlichen Fall — an den Partner
gehen.«
    » Daß heißt, an Sie?«
    »Ja«,
sagte er bedrückt.
    »Das
ist nett«, sagte ich tröstend. »Natürlich brauchen Sie sich keine Sorgen zu
machen—«
    »Ich
freue mich, daß Sie das sagen, Lieutenant!«
    »-solange Mrs. Miller am Leben bleibt«, beendete ich den Satz.
    Er
hüpfte hinter dem Schreibtisch empor, und ein paar Sekunden lang erwartete ich,
daß er vielleicht noch einen Viertelmeter größer wurde. Wenn er stand, wirkte
er irgendwie noch kleiner, als wenn er saß.
    »Sie
haben in der Tat eine Begabung, den Leuten die Dinge geradewegs ins Gesicht zu
sagen, wenn ich mich so ausdrücken darf, Lieutenant!« Er zitterte leicht,
obwohl kein Wind ging. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen, ich
komme sonst zu spät zu einer Verabredung zum Lunch. Wollten Sie mir sonst noch
etwas sagen, bevor ich gehe?«
    »Vielleicht
auf Wiedersehen?« sagte ich tröstend.

SECHSTES KAPITEL
     
    N ach einem Lunch in einem Drugstore fuhr ich wieder zum Cone Hill hinauf, wobei ich den Healey selbst den Weg zum Millerschen Haus finden ließ. Ich hatte nicht erwartet, daß
der Butler bei meinem Anblick erfreut sein würde, und so war ich über den
Ausdruck auf seinem Gesicht nicht enttäuscht — vielleicht erschreckt, aber
nicht enttäuscht.
    »Guten
Tag, Lieutenant«, sagte er mit äußerster Herablassung. » Mrs. Miller ist im Augenblick im Swimming-pool . Ich
zweifle...«
    »Vertrauen
Sie«, sagte ich. »Der Tag der Butler wird kommen — nur sind die Polypen als
erste dran.« Ich schob mich sachte an ihm vorbei in den Flur. »Machen Sie sich
nicht die Mühe, mich anzumelden — es wird eine große Überraschung werden.«
    Ich
ging schnell den Flur entlang, wobei ich mir überlegte, daß selbst auf Cone Hill der wahrscheinlichste Platz für einen Swimming-pool hinter dem Haus sein würde. Ein paar Sekunden
später trat ich auf die hintere Terrasse, und da lag er auch.
    Mrs. Miller lag ausgestreckt auf einer der neuesten, aus
Chrom und Schaumgummi hergestellten Konstruktionen für Sonnenanbeter. Sie trug
einen offensichtlich zum Schwimmen wenig geeigneten Bikini — ein schulterfreies
Oberteil und ein Minimum an Höschen, das an der Hüftlinie begann und beinahe
sofort wieder endete. Beides aus mit Palmen bedrucktem Seidenjersey und beides
aufs freimütigste betonend, daß die einfachen Dinge des Lebens die wichtigsten
sind — speziell für mich.
    Die
Witwe hielt die Augen gegen die Sonne geschlossen, und sie nahm sich nicht die
Mühe, sie zu öffnen, als ich auf sie zukam, vor ihr stehenblieb und auf sie
hinabblickte.
    »Was
ist, Chivers ?« fragte sie brüsk.
    »Es
ist nur... Nun, bei meiner letzten Arbeitgeberin, Lady Chatterley ,
lagen die Dinge so anders«, sagte ich in sehnsuchtsvollem Ton.
    Ihre
Augen öffneten sich weit, und sie blickte mich ein paar Sekunden lang voller
Kälte an. »Ich dachte, ich hätte dafür gesorgt, daß diese Filteranlage funktioniert«,
sagte sie schließlich. »Dann würde ich nicht fortgesetzt von dem Zeug, das
daraus hervorkriecht, belästigt.«
    »Ich
bin gekommen, um Ihnen zu gratulieren«, sagte ich.
    »Wozu?«
    »Sie
sind seit gestern nacht um hunderttausend Dollar reicher.«
    Sie
erhob sich mit einer geschmeidigen Bewegung, die mir förmlich die Augäpfel
versengte.
    »Sie
meinen Rita Keighley ? Ich habe darüber in den
Morgenzeitungen gelesen.«
    »Klar«,
bestätigte ich. »Sie ist tot — ebenso wie Ihr Mann.«
    Sie
zuckte mit keiner Wimper. »Stimmt es, was die Zeitungen andeuten — daß sie
ermordet worden ist?«
    »Ich
weiß nicht«, log ich. »Ich habe den Autopsiebericht bis jetzt noch nicht gelesen. Wo waren Sie gestern nacht ?«
    »Wollen
Sie behaupten, daß ich etwas mit ihrem Tod zu tun habe?«
    »Lassen
Sie uns den Tatsachen ins Gesicht sehen«, sagte ich. »Sie sind in erster Linie
verdächtig, Mrs. Miller. Rita Keighley war die Geliebte Ihres Mannes und sollte die Hälfte seines Vermögens erben. Und
nun, nachdem sie tot ist, bekommen Sie auch diese Hälfte. Ich habe noch nie ein einleuchtenderes

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