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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ist oder sogar
überhaupt nichts anhat. Aber Kinsey hat mich nie als Versuchsexemplar
verwendet, und vielleicht war das auch für beide Beteiligten das Beste.
    In
ihrem tiefschwarzen Haar lagen warme, durch die Sonne erhellte Schattierungen,
die sich auch in ihren Augen spiegelten, als sie mich mit einem zögernden
Lächeln anblickte.
    »Es
tut mir leid, daß ich so unfreundlich war«, sagte sie. »Es gibt keinen Grund,
weshalb wir nicht freundschaftlich miteinander auskommen können. Oder?«
    »Beantworten
Sie meine Fragen, und wir werden sogar dicke Freunde werden«, sagte ich.
    Sie
goß sich einen Scotch ein, tat Eis hinzu, lehnte sich dann wieder in den Stuhl
zurück, das Glas zwischen den Handflächen hin und her wiegend.
    »Gut«,
sagte sie mit schnurrender zufriedener Stimme. »Schießen Sie los.«
    »Als
ich das letztemal hier war, traf Kirkland in dem Augenblick ein, als ich im Weggehen war«, sagte ich. »Was wollte er?«
    »Ich
hatte ihn gebeten, zu mir zu kommen«, sagte sie leichthin. »Ich machte mir
Gedanken um die Keighley — . Ich wußte, Kirkland war verrückt nach ihr und wollte sie sogar
heiraten, obwohl sie meinem Mann gehörte. Nachdem Wally tot war, fragte ich
mich, wie sie nun zurechtkommen würde — vielleicht brauchte sie Hilfe. Ich
dachte, Kirkland könnte mir sagen, was sie nun
anfinge. Aber inzwischen waren Sie ja hiergewesen und
hatten mir erzählt, daß Wally ihr sein halbes Vermögen hinterlassen hatte, und
so brauchte ich mir keine Sorgen zu machen.«
    »Es
war jedenfalls ein netter Gedanke«, sagte ich überhöflich. »Sie müssen zu
dieser ganz modernen Sorte von Ehefrauen gehören.«
    »Es
war durchaus kein netter Gedanke«, antwortete sie, meinen Sarkasmus völlig
ignorierend. »Sie wußte, was es bedeutete, mit Wally zusammenzuleben, und ich
auch. Es war also ganz natürlich, daß sie meine Sympathie besaß — jede, die
durch dieses Fegefeuer gegangen ist, hat meine Sympathie.«
    »Aber
eine Scheidung hätte Ihrer Ansicht nach ein noch größeres Fegefeuer bedeutet?«
    Sie
streckte träge die Arme über den Kopf. »Ich mag dieses Haus hier, Lieutenant«,
murmelte sie und lächelte versonnen. »Ich mag den Swimming-pool ,
den Cadillac in der Garage, die Hausangestellten, die drei Wandschränke, die
ich brauche, um meine Kleider unterzubringen...«
    »Und
das Geld — das haben Sie mir bereits gesagt.«
    »Wenn
sich also jemand scheiden lassen wollte, dann schon Wally«, sagte sie mit
seidenweicher Stimme. »Es hätte ihn nur eine sechsstellige Zahl an Kleingeld
gekostet. Aber es hat ihn nie gestört, im selben Haus getrennt von mir zu leben
— und ich denke, Rita Keighley war der Grund.«
    »Das
war wohl auch der Grund, warum Kirkland , als er hier
hereinplatzte und Ihnen von Rita erzählte, nichts erreichte?«
    »Stimmt!«
Sie nickte zerstreut.
    Ich
goß mir ein neues Glas ein. Die Sonne war heiß, der Rohrsessel bequem, die
Witwe von aparter Schönheit Wenn ich noch bei Trost war, wie kam ich dann dazu,
noch immer ein Polyp zu sein?
    »Hat
Ihr Mann je über seine Arbeit gesprochen?«
    »Wally?«
Sie lächelte mich mitleidig an. »Er hat niemals überhaupt über etwas gesprochen
— jedenfalls nicht mit mir.«
    »Ist
Ihnen noch immer kein Grund eingefallen, warum ihn jemand hätte umbringen
können?«
    »Ich
komme nicht um seinen Charakter herum«, sagte sie. »Der war Grund genug für jeden, der ihn kannte.«
    Ich
trank mein Glas aus, stellte es auf das Tablett und stand auf.
    »Gehen
Sie schon, Lieutenant?« Sie blickte zu mir auf und schützte den spöttischen
Ausdruck in ihren Augen mit der Hand, gegen die Sonne. »Gerade jetzt, wo wir
anfangen, wirklich dicke Freunde zu werden, wie Sie gesagt haben?«
    Ich
beugte mich über sie, meine Hände auf die Armlehnen ihres Stuhls stützend, so
daß mein Gesicht ganz nahe dem ihren war.
    »Ich
gehe, Mrs. . Miller«, bestätigte ich. »Ich bin nur
spaßeshalber hierhergekommen, und jetzt ist mir schwindlig. Es stört Sie
hoffentlich nicht, wenn ich Ihnen verrate, daß Sie mir meiner Ansicht nach die
Hucke vollgelogen haben?«
    Ihre
Arme hoben sich, legten sich um meinen Hals und zogen meinen Kopf herab, bis
sich unsere Lippen trafen. Es lag eine heiße, unbarmherzige
Leidenschaftlichkeit in ihrem Kuß, die auch die Seele eines Evangelisten
versengt hätte. Was sie bei meiner bewirkte, geht niemanden etwas an. Dann, so
um den Zeitpunkt herum, als ich dachte, wir würden uns nun wirklich gut
kennenlernen, erlosch das Feuer. Sie

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