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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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alberne Wette hineinzulotsen ,
von der Sie genau wußten, daß Sie sie gewinnen würden, bevor Sie sie noch
abgeschlossen hatten! Sie gewannen also — und zwar nichts weniger als eine
bedingungslose Übergabe. Und nun winden Sie sich aus irgendeinem Grund einfach
heraus.«
    »Ich
dachte, ich sei zum erstenmal in meinem Leben
anständig gewesen«, murmelte ich heiser.
    »O
nein!« Sie erstickte ein paar Sekunden lang fast vor Gelächter und brach dann
plötzlich ab, beugte sich vor und küßte mich mit einer Unbefangenheit, die alle
Gewissensbisse zum Teufel jagte. Während ich mich noch zu fassen versuchte,
trat sie sachte zurück und betrachtete mich erneut, aber diesmal mit anderen
Augen.
    »Ah«,
murmelte sie mit zärtlicher, liebevoller Stimme — so wie
eine liebende Mutter mit ihrem heranwachsenden Sohn zu sprechen pflegt, nachdem
er eben gestanden hat, das Rathaus in die Luft gesprengt zu haben.
    Ihre
Hände bewegten sich geschickt und sicher, und gleich darauf lag das schwarze
Satinkleid schlaff und zum Ausgezähltwerden auf dem
Boden. Der schulterfreie Büstenhalter war ebenfalls aus schwarzem Satin, das
Unterkleid ein dünner Seidenschlauch. Ich konnte beidem nur einen flüchtigen
Blick zuwerfen, bevor sie sich dem Cocktailkleid auf dem Boden zugesellten. Die
winzigen Höschen waren weg, bevor ich auch nur Gelegenheit hatte, ihre Farbe
festzustellen.
    Einen
zeitlosen Augenblick lang stand sie regungslos, voll Selbstvertrauen in die
Vollkommenheit ihrer Sanduhrfigur, nun enthüllt in einer atemberaubenden
Harmonie aus schwingenden Rundungen und mit Grübchen versehenen Mulden. Dann
machte sie einen langsamen trägen Schritt auf mich zu.
    »Mona?«
brachte ich mit erstickter Stimme hervor.
    »Al,
Liebling«. Ihre Stimme war tief und vibrierend. »Ich glaube, du kannst von mir
noch etwas über Frauen lernen!«

SIEBENTES KAPITEL
     
    S o früh am Morgen, daß es schon beinahe obszön war, setzte ich Mona vor
ihrem Appartementhaus ab. Nach einem schnellen Abschied, der nicht mehr als
eine Viertelstunde in Anspruch nahm — Austin Healeys sind einfach nicht zum
Abschiednehmen gebaut —, fuhr ich vier Häuserblocks weit, bis zu einem offenen
Restaurant. Der Bursche hinter der Theke hatte den trüben Blick eines
Kabeljaus, den man vor zwei Tagen gefangen und zu lange in der heißen Sonne
liegengelassen hat.
    »Eier
Benedict und eine Tasse Kaffee«, sagte ich.
    »Hm?«
grunzte er.
    »Sorgen
Sie dafür, daß es ein Frühstückskaffee wird«, fügte ich hinzu. »Ich habe keine
Lust, auf der Couch eines Psychiaters zu landen, wie dieser Bursche in den
Reklamen — nachdem er ewig Kaffee, der zum Abendessen gedacht war, den Morgen
über getrunken hat. Auf so was muß man achten.«
    »Himmel!«
Er betrachtete mich finster, als sei ich von der Gesundheitsbehörde und nähme
an den dicken Lippenstiftflecken, die noch von der letzten Woche an den Tassen
hafteten, Anstoß.
    »Eier
Benedict und eine Tasse Frühstückskaffee«, wiederholte ich langsam, so daß er
genügend Zeit zum Begreifen hatte, »Und ein bißchen dalli. Ja? Ich habe eine
Lunchverabredung in der Stadt, und ich käme gern pünktlich dahin — das
bedeutet, daß Sie nur noch fünf Stunden Zeit haben.«
    »Kaffee«,
sagte er mit brütender Stimme. »Sie trinken ihn jetzt, also ist es
Frühstückskaffee. Wenn Sie heute abend kommen, ist es
Abendessenskaffee. Es ist jedesmal derselbe verdammte
Kaffee. Oder nicht?«
    »Das
würde mich nicht wundern«, sagte ich.
    »Zwölf
Stunden am Tag, sechs Tage in einer Woche stehe ich in diesem Bums hier und
versuche, mal einen Dollar Gewinn zu machen!« sagte er bitter. »Aber es wird
immer schlechter. Wissen Sie das? Erst letzte Woche kommt da so ein Bursche
rein und läßt mich für ihn ein Sandwich zurechtmachen — vier Sorten Salami,
zwei Sorten Leberwurst, Ketchup auf jede Lage und oben drauf gehackte Zwiebeln —
, zehn lausige Minuten habe ich für dieses Sandwich gebraucht, und dann hat er
es doch nicht genommen, weil ich keinen türkischen Honig oben drauf hatte!«
    »Scheußlich!«
sagte ich mitfühlend.
    »Es
gibt Burschen, die machen sich ein Vergnügen daraus, einem das Leben zu
versauern — als ob es nicht schon sauer genug wäre.« Er nahm ein langes Messer
mit dünner Schneide und rammte es heftig in die Theke, wo es unmittelbar unter
meiner Nase zitternd steckenblieb.
    »Und
dann kommen Sie auch noch hier reingeplatzt«, knurrte er, »und wollen Frühstückskaffee! Verlangen Sie vielleicht, ich sollte

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