Gift und Geld
bekäme einen
Herzschlag, ehrlich!«
Ich
versuchte, den Ausdruck höflichen Interesses auf meinem Gesicht festzuhalten,
während ich mich fragte, weshalb, zum Kuckuck, ich nicht von vornherein in ein
Kino gegangen war.
»Ich
meine, es wurde wirklich spannend«, fuhr Mona fort. »Der Mann brüllte irgend etwas wie: >Okay, Berkeley! Sie haben sich also eingebildet,
Sie könnten mir die Geschichte in die Schuhe schieben<. Der arme alte
Berkeley versuchte, ihn zum Schweigen zu bringen, aber er hatte nicht die
geringste Chance. Der andere Bursche brüllte aus Leibeskräften weiter, und zwar irgend etwas wie: Er habe es nicht getan, aber sie
dächten, er hätte es getan, und sie hätten eine Menge peinlicher Fragen
gestellt, und sie könnten ihn jederzeit wieder in die Sache hineinziehen. Das
würden sie sogar sicher tun, sagte er, wenn sie in die Fabrik gerieten—«
»In
die was?« Ich ließ beinahe mein Glas fallen.
»Die
Fabrik«, wiederholte sie. »Ich weiß nicht, was für eine Art Fabrik.«
»Ich
werde diesen Polnik mit meinen bloßen Händen
erwürgen«, knurrte ich.
»Wie?«
»Schon
gut — . Was weiter?«
»Dann
schlug Berkeley die Tür zu, und ich konnte nichts mehr hören«, sagte sie
niedergeschlagen.
»Das
ist ein Jammer.«
»Ja,
nicht wahr?« Ihre Augen funkelten verschmitzt. »Obwohl Sie angeblich ein
Polizeibeamter sind, Al, gehe ich jede Wette ein, daß Sie sich unter all dem
nicht mehr vorstellen können als ich.«
»Was
wetten Sie?«
»Zehn
Dollar!«
»Es
wäre eine Schande, das Geld zu nehmen«, sagte ich selbstzufrieden. »Unter jedem
einzelnen Wort kann ich mir was vorstellen. Nicht nur weil ich Polizeibeamter
bin — ich glaube, auch meine unvergleichlichen Deduktionsfähigkeiten und mein
Genie-Intelligenzquotient haben etwas damit zu tun.«
»Aber,
Lieutenant Wheeler!«
»Glauben
Sie, ich mache Spaß?« sagte ich verächtlich. »Ich kann Ihnen sogar den
Burschen, der so gebrüllt hat, beim Namen nennen.«
»Das
ist unmöglich«, sagte sie geradeheraus.
»Ich
wette mit Ihnen zwanzig zu eins, daß ich’s kann«, erbot ich mich. »Wie hoch
wollen Sie wetten? Raus mit dem Zaster — legen Sie eine solide Summe hin, die
zu Ihrem großen Mundwerk paßt.«
»Sie
— Sie...!« Sie zitterte vor Wut. »Ich wette fünfzig Dollar, daß Sie es nicht
können.«
Sie
platzte fast aus allen Nähten vor Begierde, mich zur Schnecke zu machen, und
ich war überzeugt, sie jetzt an der Angel zappeln zu haben.
»Okay.«
Ich gähnte. »Sie gedenken also tausend Dollar zu gewinnen — ein ganz hübsches
Taschengeld. Aber wenn ich gewinne, was kriege ich dann? Läppische fünfzig,
mehr nicht.«
»Versuchen
Sie jetzt nicht, sich zu drücken, Wheeler!« knurrte sie wie ein Tigerweibchen
auf Suche nach einem neuen Gefährten, nachdem sie soeben den alten aufgefressen
hat. »Sie können ein rothaariges Mädchen mit irischem Blut in den Adern nicht
reinlegen.«
»Ich
lege niemanden rein«, sagte ich gelassen. »Ich versuche nur, zu einem für beide
Seiten lohnenden Einsatz zu kommen. Wie wär’s, wenn der Gewinner alles kriegt?
Machen Sie eine richtige Wette daraus, und ich verdopple meinen Einsatz, so daß
Sie zweitausend einkassieren können.«
»Und
wenn Sie — obwohl ich weiß, daß Sie’s nicht können — mich irgendwie hereinlegen
und gewinnen?« fragte sie mißtrauisch. »Was bekommen Sie dann?«
»Der
Gewinner bekommt alles«, sagte ich milde.
»Der
Gewinner bekommt...« Ihre Wangen röteten sich plötzlich. »Sie meinen — mich?«
»Was
ist denn los?« sagte ich verächtlich. »Hat das irische Blut plötzlich eine
Transfusion bekommen?«
»Ich
würde am liebsten...« Sie nahm sich heftig zusammen und beruhigte sich ein
bißchen. »Beleidigungen sind billig, Al Wheeler! Ihnen gehört eine Lektion
erteilt, und die sollen Sie auch bekommen — da, wo es Sie am meisten schmerzt,
nämlich an Ihrem Geldbeutel. Ich weiß schon, was in Ihrem niederträchtigen
kleinen Gehirn vorgeht. Sie wollen sich aus der Wette nur herauswinden, indem
Sie versuchen, mir einen Schrecken einzujagen. Nicht?« Sie warf den Kopf zurück
in einer Weise, die Freud genügend Anreiz für zehnjährige Forschungen geliefert
hätte. »Na schön, Sie jagen mir nicht den geringsten Schrecken ein! Ich nehme
die Wette an — ich bekomme die zweitausend, wenn Sie verlieren; und wenn ich
verliere, bekommen Sie mich. Okay, schießen Sie los — sagen Sie den Namen!«
Ich
hauchte auf die Fingernägel meiner rechten Hand und rieb
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