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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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schnaufte eine asthmatisch wimmernde
Stimme an meinem Ohr.
    »Das
ist nicht möglich, es sei denn, er wäre in das Leichenschauhaus eingebrochen«,
sagte ich kalt. »Wer hat Sie überhaupt gebeten, hier hereinzukommen?«
    »Das
Haus gehört mir!« sprudelte sie erregt hervor. »Ich habe ein Recht, zu wissen,
was hier vorgeht!«
    Es
hatte keinen Sinn, in diesem Augenblick mit ihr zu streiten, und so ging ich
schnell auf die Schlafzimmertür zu und öffnete sie. James Kirkland war in der Tat im Schlafzimmer, aber es war niemand bei ihm. Er war im tiefsten
Sinne des Wortes allein.
    Er lag
ausgestreckt auf dem Bett, die Augen weit geöffnet, wie im Bewußtsein letztlichen Verratenwordenseins . An der rechten Seite
seines Kopfes klebte getrocknetes Blut, und auf dem Leintuch unter ihm waren
Flecken. Auf dem Boden, unmittelbar unter seiner schlaffen rechten Hand, lag
eine Pistole.
    Ich
hörte, wie hinter mir heftig und gurgelnd nach Luft geschnappt wurde, und
drehte mich rechtzeitig um, um Lady Macbeths Augen sich nach oben verdrehen zu
sehen, während sie auf ihren Fersen rückwärts taumelte. Polnik machte einen verzweifelten Satz zur Seite, und es gelang ihm, mit knapper Not
zu entkommen, während der Koloß ohnmächtig und mit
einem Getöse, der das gesamte Gebäude erschütterte, auf den Boden krachte.
    Polnik lächelte voller Stolz, während er die hingestreckte
Ruine zu seinen Füßen betrachtete.
    »Himmel,
Lieutenant«, sagte er erleichtert, »da bin ich noch gerade rechtzeitig beiseite
gesprungen! Nicht?«
     
    Um
sechs Uhr abends genossen die Bürger der Stadt die warme Abendluft, während im
Büro des Sheriffs die Temperatur rapide auf den Nullpunkt sank.
    Lavers saß hinter seinem Schreibtisch und starrte mich
finster und mißgelaunt an, während er eine Zigarre in
ihre Bestandteile zerkaute.
    »Lassen
Sie uns die Sache noch einmal durchgehen — zum letztenmal !«
kläffte er. »Sie haben gehört, Wheeler: zum letztenmal !«
    »Ich
höre gut, Sheriff«, sagte ich kalt.
    »Ich
werde die Angelegenheit auf Ihre Weise zusammenfassen«, gestand er mir
großzügig zu. »Rita Keighley gab ihre Stelle als
Sekretärin bei Miller auf, um seine vollbeschäftigte Geliebte zu werden — .
Stimmt’s? Dann verliebte sich Kirkland sterblich in
sie und war auch noch scharf auf sie, als er von Miller erfuhr. Stimmt’s?«
    »Liebe
überwindet alles — und so’n Quatsch«, bestätigte ich.
    »Aber
nicht allzu lange«, sagte Lavers . »Nach einer Weile
wurde Kirkland eifersüchtig, und dann wurde er
ungeduldig. Die Keighley wußte die materiellen
Annehmlichkeiten, die Miller bot, zu schätzen. Das Geld, das Kirkland verdiente, bot dafür keinen Ersatz. Irgendwie
erfuhr sie von dem Inhalt von Millers Testament, in dem er ihr die Hälfte
seines Vermögens hinterlassen wollte, und sie teilte Kirkland diese freudige Nachricht mit.
    Früher
oder später begriff er, daß all seine Schwierigkeiten zu Ende wären, wenn
Miller sterben würde — damit hätte er sowohl das Mädchen als auch das Geld
gehabt. Er hatte durch seine Arbeit in der chemischen Fabrik Zugang zu einem
seltenen Gift, und so nahm er das Curare und brachte Miller um. Klar wie
Kloßbrühe, Wheeler!«
    »Großartig!«
bestätigte ich. »Bis dahin jedenfalls. Nun erklären Sie mir mal, warum er Rita
umgebracht haben soll und damit jedes Motiv hinfällig gemacht hat, Miller
umzubringen. Wenn Rita tot war, gab es weder das Mädchen noch das Geld.«
    »Aus
schierer Panik«, sagte Lavers zuversichtlich. »Nachdem
er Miller umgebracht hatte, wurde das Mädchen von Panik erfaßt. Er muß in ihrer
Wohnung gewesen sein, als Sie eintrafen, und sich im Badezimmer versteckt
haben. Auf keinen Fall wollte er, daß er bei ihr gesehen wurde; und so schlug
er Sie nieder — das wäre schon einem Pfadfinder nicht schwergefallen,
geschweige denn einem ausgewachsenen Mann!«
    »Ich
bin sogar mal von einer Pfadfinderin k. o. geschlagen worden«, sagte ich, in
Erinnerung versunken. »Sie gab mir keine Gelegenheit, ihr zu erklären, daß ich
nur für mein Pistensucher-Abzeichen trainierte.«
    »Dann
erkannte Kirkland , daß das Mädchen umfallen würde,
sobald einer unserer Leute anfinge, ihr Fragen zu stellen«, fuhr Lavers mit Enthusiasmus fort. »Sie hatte völlig die Nerven
verloren — und daraufhin verlor er ebenfalls den Kopf. Wenn sie redete, konnte
sie ihn glatt in die Gaskammer bringen; und selbst ein Leben ohne Mädchen und
ohne Geld war besser als gar kein Leben — und so

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