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Gift und Geld

Gift und Geld

Titel: Gift und Geld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sie dann sachte am
Aufschlag meiner Jacke. »James Kirkland ?«
    Ihre
Gesichtsfarbe wechselte in rascher Folge von Rot in Weiß und dann wieder in
Rot, während sie mich mit hervorquellenden Augen anstarrte.
    »Sie —
das konnten Sie doch nicht wissen«, sagte sie schwach. »Wie konnten Sie...? Das
ist doch gar nicht möglich — !«
    »Es
ist eine Art telepathischer Fähigkeit«, erklärte ich ihr. »Ich kann mich völlig
in die Gedanken anderer Leute versetzen, und das erleichtert die Sache. Ich
habe mich in den letzten zehn Minuten auf Ihre Wellenlänge eingestellt, und
wenn ich das erwähnen darf, einige der Worte, die Sie gedacht haben...«
    Sie
stand mit einer schnellen Bewegung auf und nahm ihre Handtasche von der
Armlehne der Couch. »Nun«, sagte sie mit nervösem Lächeln, »ich muß jetzt
wirklich gehen. Vielen Dank für den Abend er war — nun ja, jedenfalls mal was
anderes.«
    Ich
ließ sie zwei Schritte an mir vorübergehen, packte sie dann am Ellbogen und
drehte sie wieder zu mir um.
    »Soviel
ich bisher gehört habe, betrügen einen rothaarige Irinnen niemals um eine
gewonnene Wette«, sagte ich vorwurfsvoll.
    Ihre
Lippen zitterten für einen Augenblick, dann zuckte sie resigniert die nackten
Schultern. »Vermutlich haben Sie richtig gehört«, flüsterte sie.
    Ich
nahm sie in die Arme — es war genau die Sorte Umklammerungsmanöver, von dem ich
seit zwei Stunden geträumt hatte — und küßte sie mit aller von Sinatra
inspirierten männlichen Vitalität, die sich während des Abends in mir
angesammelt hatte. Eine Weile blieb sie steif und unzugänglich, dann begann sie
plötzlich zu schmelzen, so daß ich den Druck ihres warmen und geschmeidigen
Körpers gegen den meinen spürte, und ihre Lippen gingen von passiver Abwehr zu
aktiver Mitarbeit über. Nach langer Zeit ließ ich sie zögernd los.
    Sie
holte tief und leise schaudernd Luft. »Na!« Ihre Stimme klang unsicher. »Ich
habe nicht gewußt, daß ein Polyp so vielseitig sein kann.«
    »Das
war erst die Ouvertüre«, sagte ich heiser. »Nun wollen wir zum ersten Akt
übergehen.«
    »Ich
habe das Gefühl, Sie werden sich mit Ihrer gewonnenen Wette wie Shylock
benehmen«. Sie lächelte bebend. »Sie werden darauf bestehen, alles zu bekommen,
was Ihnen zusteht — bis auf das letzte Gramm meines Körpers.«
    Im
Augenblick, als sie zu sprechen aufhörte, traf es mich wie aus dem blauen
Himmel heraus. Vielleicht war es eine verspätete Reaktion auf den Riesling,
vielleicht auch lag es am Scotch, den wir getrunken hatten, seit wir die
Wohnung betreten hatten. Ich wußte, es kam nichts dabei heraus, wenn ich nach
der Ursache forschte — auf das Resultat kam es an und das
war immer dasselbe: Gewissensbisse. So etwas passiert mir zu den idiotischsten
Zeiten. Für mich ist es dasselbe wie für andere Leute ein Bienenschwarm oder
Kopfschuppen — es überfällt einen da, wo man es am wenigsten erwartet.
    »Mir
ist gerade eingefallen«« sagte ich freundlich, »daß Sie arbeiten und morgen
früh aufstehen müssen. Ich werde dieses kurze leidenschaftliche Zwischenspiel
als volle Bezahlung der Wette annehmen — mehr noch, ich werde Sie nach Hause
fahren.«
    Ich
zündete mir eine Zigarette an, bereit, ihre erfreuten und tränenreichen
Dankesbezeugungen kurz abzuschneiden, die ich nicht wünschte — es wäre so
gewesen, wie wenn jemand ein Messer in einer Wunde umgedreht hätte. Es schien
mir lange zu dauern, bis sie kamen, und so warf ich schließlich einen
heimlichen Blick auf sie, für den Fall, daß sie einen traumatischen Schock
erlitten haben sollte.
    Sie
stand da, mich mit unheilvollem Glitzern in den Augen anstarrend, während sich
ihre Mundwinkel voller Verachtung verzogen.
    »Niemals
werde ich Männer begreifen«, sagte sie mit spröder Stimme. »All dieses Theater
den ganzen Abend —  nur für das hier? Das intime
Abendessen mit Kerzen und Wein, das gedämpfte Licht und die riesenhaften Drinks
in Ihrer behaglichen Wohnung. Ein Meisterstück der Plattenauswahl — Eartha Kitt, damit ich mich erwachsen und gefährlich fühle —
Sinatra, um mich unter dem Brunftschrei eines großartigen und sehr männlichen
Sängers erschaudern zu lassen — und dann Peggy Lees wundervolle Blues, die
dafür garantieren, daß auch der letzte dünne Faden meines Widerstandes reißt
wie nichts.« Sie schnippte heftig mit den Fingern.
    Langsam
schüttelte sie den Kopf. »Und dann der Meisterstreich eines erfahrenen und
fachkundigen Taktikers — mich in eine

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