Gift vom Mars
sollen. Was weiß er denn? Schließlich lernt man nichts über die Farmmethoden auf dem Mars, wenn man auf einem College auf der Erde studiert.« Er sah David mißmutig an. »Sehen Sie sich doch selbst an. Jetzt laufen Sie in so einem Nachthemd herum und spielen Kindermädchen für Ratten. Warum denn?«
»Nur für eine Weile«, sagte David.
»Nun, schön.« Bigman überlegte einen Augenblick und streckte David dann verlegen die Hand hin. »Ich möchte auf Wiedersehen sagen.«
David ergriff die Hand. »Sie gehen?«
»Mein Monat ist um. Jetzt habe ich meine Papiere und werde mir woanders einen Job suchen. Es war nett, Sie kennenzulernen, Erdmann. Vielleicht sehen wir uns woanders wieder, wenn Ihre Zeit um ist. Sie werden nicht ewig unter Hennes arbeiten wollen.«
»Einen Augenblick noch!« David ließ die Hand des Kleinen nicht los. »Sie gehen doch jetzt nach Wingrad City, nicht wahr?«
»Bis ich einen Job finde, ja.«
»Gut. Darauf warte ich schon eine Woche. Ich kann nicht von der Farm weg, Bigman – wollen Sie mir einen Gefallen tun?«
»Natürlich. Was denn?«
»Es ist ein wenig riskant. Sie müßten noch einmal hierherkommen.«
»Schon recht. Ich habe keine Angst vor Hennes. Außerdem braucht er mich ja nicht zu sehen.«
David drängte Bigman zu einem Stuhl. Dann kauerte er sich neben ihn auf den Boden und flüsterte: »Hören Sie zu: An der Ecke zwischen der Kanal- und der Phobosstraße ist in Wingrad City eine Bibliothek. Ich möchte, daß Sie mir dort ein paar Bücher und ein Lesegerät besorgen. Ich gebe Ihnen da einen verschlossenen ...« Plötzlich fuhr Bigmans Hand hoch und packte Davids rechten Ärmel.
»He, was soll denn das?« fragte David.
»Ich möchte etwas sehen«, keuchte Bigman. Er hatte Davids Handgelenk freigemacht und starrte es erwartungsvoll an. »Ihr Gesicht ist mir gleich bekannt vorgekommen, ich wußte nur nicht, wo ich es hintun sollte. Aber was für ein Erdmensch würde schon zum Mars kommen und es fertigbringen, in weniger als einem Monat als echter Farmboy anerkannt zu werden? Aber jetzt, da Sie mich zum Rat der Wissenschaften schicken, weiß ich schon, was los ist.«
»Ich verstehe immer noch nicht, Bigman.«
»Ich glaube doch, David Starr!« Der Kleine schrie den Namen förmlich.
8.
»Ruhig, Mann!« sagte David.
Bigmans Stimme wurde leiser. »Ich habe Sie oft genug im Fernsehen gesehen. Aber warum haben Sie nicht das Zeichen am Handgelenk? Ich habe gehört, daß alle Mitglieder des Rates es tragen.«
»Wo haben Sie das gehört? Und wer hat Ihnen gesagt, daß die Bibliothek zwischen der Kanal- und der Phobosstraße ein Büro des Rates der Wissenschaften ist?«
Bigmans Gesicht rötete sich. »Sie dürfen einen Farmboy nicht für blöd halten, Mister. Ich habe in der Stadt gewohnt und sogar eine Schule besucht.«
»Entschuldigen Sie! So habe ich es nicht gemeint. Helfen Sie mir trotzdem?«
»Erst wenn Sie mir die Sache mit Ihrem Handgelenk erklären.«
»Das ist nicht schwer. Es ist eine farblose Tätowierung, die an der Luft dunkel wird, aber nur, wenn ich es will.«
»Wie das?«
»Das ist eine Sache der Gefühle. Jedes menschliche Gefühl entspricht einem Hormonmuster im Blut. Nur ein bestimmtes Hormonmuster löst die Tätowierung aus.«
David machte keine Bewegung, aber langsam erschien auf seinem linken Handgelenk ein dunkler Fleck, in dem plötzlich goldene Punkte aufleuchteten. Dann verschwand das Ganze wieder.
Bigmans Gesicht leuchtete, und seine Hände klatschten gegen seine Stiefelschäfte. David packte ihn am Arm.
»He!« sagte Bigman.
»Keine Aufregung, bitte! Machen Sie mit?«
»Natürlich! Ich komme heute abend mit dem Zeug, das Sie wollen, und sage Ihnen, wo wir uns treffen können. Dort draußen in der Nähe der zweiten Abteilung ist eine Stelle ...« Er flüsterte es ihm zu.
David nickte. »Gut. Hier ist der Umschlag.«
Bigman nahm ihn und schob ihn in eine Tasche seines Stiefels. »Die besseren Stiefel haben alle eine Tasche, Mr. Starr, wußten Sie das?«
»Ja, das weiß ich, schließlich bin ich auch ein Farmboy. Und mein Name, Bigman, ist immer noch Williams. Und noch etwas: Nur die Leute in der Bibliothek können diesen Umschlag ungefährdet öffnen. Wenn jemand anderes das versucht, würde es ihm leid tun.«
Bigman richtete sich zu seiner vollen Größe von einem Meter fünfzig auf.
»Sonst wird ihn auch niemand öffnen. Niemand wird mir das wegnehmen, ohne mich vorher umzubringen. Und ihn selbst aufzumachen, habe ich auch
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