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Gift vom Mars

Gift vom Mars

Titel: Gift vom Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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er auf den blauen Himmel und die rote Sonne – und jetzt verstand er. Der Staub in der Luft war es, der die Lichtbrechung verstärkte und den Himmel dunkler erscheinen ließ. Seine Lippen waren jetzt ganz trocken und der Juckreiz beinahe unerträglich.
    Jetzt hatte er nicht länger Zweifel und warf sich entschlossen auf den Wagen, um mit höchster Geschwindigkeit über Felsen, Kies und Staub dahinzujagen.
    Staub!
    Selbst auf der Erde kannten die Menschen den marsianischen Staubsturm genau. Es war der grausamste Sturm, den man im ganzen bewohnten Sonnensystem kannte. Kein Mensch, der ohne eine schützende Sandkatze von einem Sturm überrascht worden war, hatte je in der Geschichte des Mars einen Staubsturm überlebt. Manche waren bis auf fünfzehn Meter an eine Kuppel herangekrochen, aber nicht mehr imstande gewesen, die letzte Stecke zurückzulegen, während die Beobachter innerhalb der Kuppel es weder wagten, noch vermochten, ohne die Sandkatze eine Rettungsaktion zu unternehmen.
    David Starr wußte, daß ihn nur noch Minuten von eben diesem grausamen Tod trennten.
    Schon kroch der Staub zwischen der Maske und der Gesichtshaut durch.

 
12.
     
    Die Art der marsianischen Staubstürme wird oft verkannt. Die Oberfläche des Mars ist ähnlich wie die des Erdmondes in starkem Ausmaß von feinem Staub bedeckt. Im Gegensatz zum Mond besitzt der Mars jedoch eine Atmosphäre, in der dieser Staub aufgewirbelt werden kann. Gewöhnlich macht das nichts aus. Die marsianische Atmosphäre ist dünn und nicht imstande, starke Winde zu erzeugen.
    Aber gelegentlich nimmt aus unbekannten Gründen – vermutlich in Verbindung mit Elektronenbombardements aus dem Weltraum – der Staub elektrische Ladung an. Selbst ohne das Vorhandensein von Wind neigen die Partikel dann zum Aufsteigen, und bei jedem Schritt erhebt sich eine Staubwolke, die in der Luft hängenbleibt.
    Kommt dann noch Wind hinzu, so kann man von einem voll entwickelten Staubsturm sprechen. Der Staub ist nie dick genug, um die Sicht zu behindern – das ist nicht seine Gefahr. Sie liegt vielmehr darin, daß der Staub überall hindurchdringt und auf diese Weise tödlich wirkt.
    Die Staubpartikel sind äußerst fein. Kleider bieten keinen Schutz gegen sie; auch ein Felsvorsprung genügt nicht – selbst eine Atemmaske, die üblicherweise dicht am Gesicht liegt, vermag die einzelnen Partikel nicht daran zu hindern, sich zum Gesicht des Trägers durchzuarbeiten.
    Bei Sturm genügen zwei Minuten, um einen unerträglichen Juckreiz zu erzeugen, fünf Minuten, um einen Menschen zu blenden, und fünfzehn Minuten, um ihn zu töten. Selbst ein schwacher Sturm, so schwach, daß die Betroffenen das gar nicht merken, genügte, um eine starke Hautrötung – die sogenannten Staubverbrennungen – hervorzurufen.
    David Starr wußte all das und noch mehr. Er wußte, daß seine eigene Haut sich zu röten begann, und er spürte den Juckreiz in der Kehle. Er hatte versucht, den Mund dicht zuzupressen und beim Ausatmen nur die Mundwinkel zu benutzen – aber es half nichts. Der Staub kroch hinein und arbeitete sich an seinen Lippen vorbei. Der Wagen machte jetzt ruckhafte Bewegungen, was darauf zurückzuführen war, daß sich Staub in den Motor hineingefressen hatte.
    Seine Augen waren geschwollen und beinahe geschlossen. Die Tränen, die aus ihnen strömten, sammelten sich jetzt am unteren Maskenrand und verschleierten seine Sichtscheiben, durch die er schon jetzt kaum mehr zu sehen vermochte.
    Es gab nichts, was diese Staubpartikel aufhalten konnte – abgesehen von den sorgfältig gefertigten Säumen einer Kuppel oder einer Sandkatze.
    Nichts?
    Ob die Marsianer gewußt hatten, daß sich ein Staubsturm zusammenbraute? Konnten sie das gewußt haben? Hätten sie ihn zu seinem kleinen Scooter an der Oberfläche geschickt, wenn sie das gewußt hätten? Ebensogut hätten sie ihn außerhalb der Farmkuppel absetzen können, oder, was das betraf, genausogut auch innerhalb der Kuppel.
    Sie mußten gewußt haben, daß die Bedingungen für einen Staubsturm vorlagen. David erinnerte sich jetzt, wie das Wesen mit der tiefen Stimme ganz abrupt seinen Entschluß gefaßt hatte, ihn an die Oberfläche zu schicken – gerade, als hätte man es eilig gehabt, David noch rechtzeitig für den Sturm hinaufzubringen.
    Und doch lauteten die letzten Worte der weiblichen Stimme, die Worte, die er nicht bewußt gehört hatte und von denen er deshalb sicher war, daß man sie ihm eingepflanzt hatte, während man ihn

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