Gift vom Mars
glaube es nicht. Ich glaube, daß Ihre Geschichte stimmt. Deshalb bin ich auch hergekommen. Ich muß Sie wegen des Wesens fragen, von dem Sie reden. Sind Sie auch sicher, daß das keine Halluzination war, Williams?«
»Ich habe ihn gesehen«, erklärte David.
»Woher wissen Sie, daß es ein Mensch war? Hat er englisch gesprochen?«
»Er hat überhaupt nicht gesprochen, aber er besaß eine menschliche Gestalt.« Davids Augen hefteten sich auf Benson. »Glauben Sie, daß es ein Marsianer war?«
»Ah ...« Bensons Lippen verzogen sich zu einem gezwungenen Lächeln. »Sie erinnern sich an meine Theorie! Ja, ich glaube, daß es ein Marsianer war. Überlegen Sie doch, überlegen Sie! Sie treten jetzt an die Öffentlichkeit, und alles, was Sie wissen, kann wichtig sein. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
»Warum nicht mehr viel Zeit?« David stützte sich auf seinen Ellbogen.
»Sie wissen natürlich nicht, was geschehen ist, seit Sie verschwunden waren. Offen gestanden, Williams, wir sind jetzt alle verzweifelt.« Er hob den Gegenstand auf, der wie eine Pistole aussah, und sagte bitter: »Wissen Sie, was das ist?«
»Ich habe es schon früher an Ihnen gesehen.«
»Das ist meine Musterharpune; meine eigene Erfindung. Ich nehme sie mit, wenn ich in der Stadt bei den Getreidesilos bin. Man kann damit eine kleine Hohlkugel verschießen, die an einem dünnen Metalldraht befestigt ist. Kurze Zeit nach dem Abschuß öffnet sich die Kugel und füllt sich mit Körnern. Gleich darauf schließt sie sich wieder. Ich ziehe sie heraus und entnehme die Probe. Indem man die Öffnungszeit verändert, kann man die Tiefe verändern, aus der die Probe entnommen wird.«
»Sehr interessant«, meinte David, »aber warum tragen Sie das jetzt bei sich?«
»Weil ich überlege, ob ich das Ding nicht wegwerfen sollte. Das war meine einzige Waffe, mit der ich gegen diese Vergiftungswelle gekämpft habe. Bis jetzt hat sie mir nicht viel genützt, und in Zukunft wird sie das auch nicht.«
»Was ist geschehen?« David packte den anderen an den Schultern und schüttelte ihn. »Sagen Sie es!«
Benson zuckte zusammen, so hart war Davids Griff. »Jedes einzelne Mitglied der Farmsyndikate hat von den geheimnisvollen Hintermännern dieser Aktion einen neuen Brief erhalten«, erklärte er. »Es besteht kein Zweifel daran, daß die Briefe und die Vergiftungen auf dieselben Männer oder besser Wesen zurückgehen. Das steht ganz deutlich in den Briefen.«
»Was steht in den Briefen?«
Benson zuckte die Schultern. »Es sind nur Details. Das Wichtige ist, daß jetzt ein Ultimatum gestellt wurde, entweder unsere Farmen zu verkaufen oder damit zu rechnen, daß die Vergiftungswelle auf das Tausendfache ansteigt. Und ich glaube auch, daß das möglich ist, und wenn das geschieht, kann es auf der Erde und dem Mars, ja im ganzen System, eine Panik geben.«
Er stand auf. »ich habe Makian und Hennes gesagt, daß ich Ihnen glaube und daß Ihr Weltraum-Ranger der Schlüssel zu dem ganzen Geheimnis ist, aber man glaubt mir nicht. Hennes scheint sogar zu vermuten, daß ich mit Ihnen unter einer Decke stecke.«
»Und wieviel Zeit haben wir noch, Benson?« fragte David.
»Wir haben jetzt noch sechsunddreißig Stunden!«
David würde schnell arbeiten müssen. Sehr schnell. Aber vielleicht würde die Zeit noch reichen. Ohne es zu wissen, hatte Benson ihm das fehlende Glied in seiner Beweiskette gegeben.
»Ich möchte nicht, daß Hennes mich erwischt«, sagte Benson. »Wir haben eine Meinungsverschiedenheit gehabt.«
»Und was ist mit Makian? Er ist doch auf unserer Seite, nicht wahr?«
»Ich weiß nicht. Er muß damit rechnen, daß er morgen ruiniert ist. Ich glaube nicht, daß er genügend Rückgrat hat, um es auf eine Entscheidung ankommen zu lassen. Aber hören Sie, ich gehe jetzt wohl besser. Wenn Ihnen etwas einfällt, irgend etwas, dann geben Sie mir Bescheid, ja?«
Er steckte David die Hand hin und ging hinaus.
13.
David setzte sich im Bett auf. Seine eigene Besorgnis war seit seinem Erwachen gewachsen. Seine Kleider lagen über einem Stuhl am anderen Ende des Raumes. Seine Stiefel standen neben dem Bett. Er hatte nicht gewagt, sie vor Benson zu untersuchen, und wagte es jetzt noch kaum, sie anzusehen.
Vielleicht, dachte er niedergeschlagen, hatten sie sie nicht berührt. Die Stiefel eines Farmboys sind tabu. Etwas aus den Stiefeln eines Farmboys zu stehlen, kam gleich nach dem Diebstahl eines Sandwagens in der offenen Wüste und war ein
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