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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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weil er nicht als Banause erscheinen wollte.
Zum Glück kam jedoch im selben Moment ein Kellner mit einem Gericht,
bei dem er nichts falsch machen zu können glaubte, an ihrem Tisch
vorbei. »Ich nehme Meatballs mit Spaghetti.«
    »Nein! Jetzt werden Sie mal die richtige italienische Küche
kennenlernen, nicht diesen pseudoitalienischen Abklatsch, den man
in … woher kommen Sie eigentlich?«
    »Aus Nebraska.«
    »Aus Nebraska«, sagte Bernardi lachend. »Ist das nicht da, wo
sie denken, grüne Götterspeise wäre eine Art Salat?«
    »Ja«, gab Samuel errötend zu und musste dabei an den
fürchterlichen Fraß denken, den seine Mutter in seiner Kindheit immer
aufgetischt hatte. Damals hatte er fast geglaubt, Gemüse wüchse in
Dosen.
    »Waren Sie noch nie in North Beach essen? Sie müssen mal in
eines der Restaurants im Italienerviertel gehen; sie sind berühmt für
ihre hervorragende Küche. Darf ich etwas für Sie aussuchen? Haben Sie
großen Hunger?«
    Ohne Samuels Antwort abzuwarten, winkte Bernardi der Frau, die
sie zu ihrem Tisch gebracht hatte, und unterhielt sich mit ihr auf
Italienisch. Schließlich tätschelte sie dem Detective lächelnd die
Wange und wandte sich Samuel zu. »Sie werden es bestimmt nicht bereuen,
Signore. Haben Sie unsere Ribollita schon einmal probiert? Wir machen
sie mit Schwarzkohl. Weil der hier aber so gut wie nicht zu bekommen
ist, bauen wir ihn in unserem Garten selbst an. Danach gibt es
Tagliatelle mit Porcini, das Tagesgericht.« Mit diesen Worten eilte sie
in die Küche davon.
    Wenig später kam die Ribollita, eine herzhafte Suppe, zu der
Bernardi knuspriges italienisches Weißbrot aß. Samuel machte ihm alles
nach. Er brach kleine Brotstücke ab und tunkte sie in die Suppe, und
zwischendurch nahm er immer wieder einen Schluck Wein.
    »Was haben Sie morgen in Stockton vor?«, fragte Bernardi.
    »Ach, eigentlich nichts Bestimmtes«, antwortete Samuel
ausweichend.
    »Sie wissen wesentlich mehr über diese Sache, als Sie
durchblicken lassen. Werden Sie mich eigentlich jemals vollständig
einweihen?«
    »Aber sicher, Lieutenant. Sobald ich alles in einen sinnvollen
Zusammenhang gebracht habe. Aber daran arbeite ich im Moment noch.«
    Ein Kellner brachte die dampfenden Tagliatelle mit den
Porcini-Pilzen, worauf sie sich schweigend, fast ehrfürchtig, ans Essen
machten.
    »Das Essen hier ist mindestens so gut wie in Frankreich,
Lieutenant«, sagte Samuel nach einer Weile.
    »Wollen Sie mich beleidigen? Das Essen hier ist wesentlich
besser. Wie können Sie die toskanische Küche mit der französischen
vergleichen?«
    Samuel verbrachte im billigsten Hotel, das
er in der Nähe des Gerichts finden konnte, eine unbehagliche Nacht. Am
nächsten Morgen ging er ins Archiv des Superior Court von Stanislaus
County und ließ sich das Verzeichnis sämtlicher Gerichtsverfahren
geben. Er brauchte drei Stunden, um die Liste von Anfang bis Ende
durchzusehen, dann füllte er ein Formular aus, trug die Nummer der
Akte, die ihn interessierte, ein und kehrte damit an den Schalter
zurück.
    Als ihm die Akte ausgehändigt wurde, kopierte er sich die
Seiten, die er benötigte. Dann brachte er sie zurück und bat um eine
Beglaubigung der kopierten Dokumente. »Das macht einen Dollar fünfzig«,
sagte die Frau am Schalter. »Wir werden sie Ihnen mit der Post
zuschicken. Sie mit den Originalen abzugleichen wird etwas dauern.«
    Samuel zahlte und erkundigte sich nach dem Weg zur
Greyhound-Station. Auf der Fahrt zurück nach San Francisco las er einen
Krimi von Earl Stanley Gardner, bis er irgendwann einschlief. Als er
aufwachte, hielt der Bus in San Francisco. Es war achtzehn Uhr.
    Am nächsten Morgen sah Samuel im Standesamt
von San Francisco sämtliche Heiratsurkunden durch, die dort in den
letzten fünf Jahren ausgestellt worden waren. Schließlich fand er das
gesuchte Dokument und ließ sich eine beglaubigte Kopie davon
anfertigen. Danach fuhr er in Janaks Kanzlei und sprach mit ihm und
Bartholomew Asquith durch, was er in den letzten Tagen herausgefunden
hatte.
    »Meint ihr, es ist besser, sofort nach Frankreich zu fliegen,
oder soll ich lieber warten, bis wir genau wissen, woher dieser Käfer
kommt?«, fragte Samuel.
    »Warte lieber«, sagte Janak. »Vielleicht ergibt sich
irgendetwas Wichtiges, das die Reise nach Paris noch lohnender macht.
Aber du kannst dich auf jeden Fall schon einmal mit deinem Kontaktmann
in Verbindung setzen, damit er die Sache ins Rollen bringt.«
    »Willst dieses Mal nicht du nach

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