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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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stehen, um jemanden
mit einem Winken zu begrüßen.
    Sie führte Samuel und Bernardi zu einer Holztür hinter dem
Altar und erklärte ihnen, so gut es bei diesem Geräuschpegel ging, dass
sie sie jetzt ihrem Vater und dem Pfarrer vorstellen würde, dann
klopfte sie.
    »Entre!«, kam es von drinnen. Vanessa
öffnete vorsichtig die Tür.
    »Hola, hija «, rief
ein großer lebhafter Mann, dessen Haar so schwarz war, als wäre es
gefärbt, und küsste Vanessa auf die Stirn. Er stand mit dem Pfarrer an
den beiden einzigen Möbelstücken im Zimmer, einem abgenutzten alten
Eichenschreibtisch und einem dazu passenden Stuhl. »¿ Estos
son sus amigos , hija ?«
    »Ja, Papa«, antwortete Vanessa. »Das ist Detective Lieutenant
Bernardi vom Richmond Police Department, und das hier ist der Freund
meines Chefs – Samuel Hamilton, der Reporter, von dem ich dir
schon erzählt habe.«
    »Sehr erfreut«, sagte Vanessas Vater, ebenfalls auf Englisch.
    Vanessa wandte sich ihren beiden Begleitern zu. »Darf ich
vorstellen: Diakon Galo und unser Pfarrer, Father Gonzalez.«
    »Nennen Sie mich ruhig David«, sagte Vanessas Vater mit einem
leichten Akzent. Als er lächelte, wurden sehr ebenmäßige weiße Zähne
sichtbar, die nur zu offensichtlich falsch waren. »Lassen wir die
Religion einen Moment Religion sein. Wenn ich Vanessa richtig
verstanden habe, möchten Sie die Mitglieder unserer Gemeinde um Hilfe
bitten. Father Gonzalez und ich sind gern bereit, Sie bei Ihrem
Vorhaben zu unterstützen.«
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen, Sir. Detective Bernardi
versucht, einen Mordfall zu lösen, und dabei wäre es uns eine große
Hilfe, wenn wir herausfinden könnten, woher dieser Käfer kommt.« Samuel
zog ein Foto des blauen Insekts aus der Tasche und zeigte es den beiden
Männern. »Wir wissen, dass dieser Käfer aus der Gegend um Stockton
kommen muss, und deshalb dachten wir, die Gläubigen Ihrer Gemeinde
könnten uns dazu vielleicht ein paar Angaben machen.«
    »Ich muss gestehen, dass ich noch nie einen solchen Käfer
gesehen habe, doch ich wohne ja auch in San Francisco. Aber vielleicht
kennen Sie diese Art Käfer, Father Gonzalez?«
    Der Geistliche schüttelte den Kopf.
    »Wir werden das Foto in der Gemeinde herumgehen lassen, bevor
ich mit meiner Predigt beginne«, schlug Vanessas Vater vor.
    »Sie werden leider bleiben müssen, bis der Gottesdienst zu
Ende ist«, sagte Father Gonzalez lächelnd, »aber keine Sorge, er dauert
nicht sehr lange.« Es war das erste Mal, dass der Geistliche etwas
sagte, und sie bemerkten, dass er leicht lispelte.
    »Der interessanteste Teil des Gottesdienstes ist Mr. Galos
Predigt. Da ich selbst kein guter Redner bin, bin ich ihm sehr dankbar,
dass er die Predigten hält. Inzwischen ist Mr. Galo eine richtige
Berühmtheit. Die Leute kommen von weit her, um ihn predigen zu hören.«
    »Natürlich, kein Problem.« Samuel war allerdings nicht ganz
wohl bei dem Gedanken, einen kompletten Gottesdienst über sich ergehen
lassen zu müssen. Es war schon lange her, dass er zum letzten Mal in
einer Kirche gewesen war.
    »Es ist vielleicht besser, wenn wir ihnen nicht erzählen, dass
ich von der Polizei bin«, sagte Bernardi. »Es gibt sicher einige Leute,
die dann nicht mehr bereit wären, mit mir zu sprechen.«
    »Ja, Sie haben vermutlich recht«, sagte Mr. Galo und strich
mit der Hand durch sein mit Pomade gebändigtes Haar. »Unsere Gläubigen
haben der Polizei gegenüber gewisse Vorbehalte.«
    Vanessa schlug vor, die Fotos an einer Pinnwand zu befestigen
und neben dem Altar aufzustellen, während ihr Vater den Gläubigen
erklärte, worum es ging. Das hielten alle für eine gute Idee, und
Samuel und Bernardi folgten dem Diakon und dem Pfarrer in die Kirche.
    Das Gotteshaus war inzwischen brechend voll. Alle
Sitzgelegenheiten waren besetzt, und viele Gläubige mussten stehen.
    »Warten wir lieber vor der Kirche, bis der Gottesdienst vorbei
ist«, flüsterte Samuel dem Detective zu.
    »Wieso? Ich gehe sonntags regelmäßig zur Kirche. Nur heute
konnte ich nicht, weil ich schon so früh losmusste.«
    »Wollen Sie sich wirklich einen ganzen Gottesdienst auf
Spanisch antun, Detective?«
    »Warum nicht? Messe ist Messe. Außerdem verstehe ich ein wenig
Spanisch, weil ich Italienisch spreche.«
    Bernardi nahm mit derselben Inbrunst am Gottesdienst teil wie
die Mexikaner. Nach dem Segen setzte sich Father Gonzalez neben dem
Altar auf einen Klappstuhl, und der Diakon stellte sich hinter ein
zerbrechlich aussehendes

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