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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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Sir. Sie
werden sehen, ich bin dieser Sache in jeder Hinsicht gewachsen.«
    »Na, dann sehen Sie zu, was Sie von den Kollegen in Richmond
kriegen können, und geben Sie mir bis morgen Bescheid. Dann werden wir
entscheiden, was zu tun ist.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Graves.
    »Und lassen Sie mir Ihre Zeitung da.«
    Graves verließ das Büro des D.A. und schlenderte, ›The Streets
of Laredo‹ pfeifend, den Flur hinunter in sein eigenes kleines Kabuff
zurück. Unter den Bildern, die dort an der Wand hingen, war eines, das
einen Cowboy zeigte, der auf seinem Pferd eine Gruppe junger Indianer
verfolgte und mit einer Winchester-Büchse auf sie zielte. Deadeye
krümmte den Finger, kniff sein Auge mit dem hängenden Lid zusammen,
zielte mit ausgestrecktem Zeigefinger auf die fliehenden Rothäute und
machte leise »Peng!«
    Dann setzte er sich an seinen Schreibtisch, schob den
Westernroman von Louis L'Amour beiseite, den er las, wenn er nichts zu
tun hatte, wählte die Nummer des Richmond Police Department und
verlangte Lieutenant Bernardi zu sprechen.
    »Earl J. Graves von der Staatsanwaltschaft«, stellte er sich
in seinem maulfaul-lässigen Akzent vor. »Mein Chef hat mich gebeten,
mal wegen des Hagopian-Mordes bei Ihnen anzufragen.«
    »Ja, Sir, Mr. Graves. Was will er denn wissen?«, fragte
Bernardi, der die Akte aufgeschlagen vor sich liegen hatte. »Ich bin
gerade dabei, mir anzusehen, was wir bisher haben. Ist für den Fall
übrigens nicht Richmond zuständig?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Deadeye aalglatt. »Aber mein
Chef hat mich gebeten, trotzdem schon mal einen Blick reinzuwerfen.«
    »Meinetwegen gern«, sagte der Detective.
    »Schon irgendwelche konkreten Beweise?«, fragte Graves.
    »Wir haben auf den Cola-Flaschen Fingerabdrücke gefunden, die
auch am Toten selbst waren.«
    »Auf welchen Cola-Flaschen?«
    »Insgesamt drei. Sie steckten in den Taschen des Toten, jede
mit einer anderen Chemikalie gefüllt.«
    »Komisch. Wie erklären Sie sich das?«
    »Wir sind noch dabei, die Chemikalien zu analysieren.
Vielleicht erfahren wir dann, warum sie in den Flaschen waren.«
    »Wissen Sie schon, von wem die Fingerabdrücke stammen?«
    »Wie es aussieht, sind sie von ehemaligen Arbeitern der
Deponie, auf der die Leiche gefunden wurde.«
    »Genügt Ihnen das denn nicht, um schon mal eine Verhaftung
vorzunehmen?«
    »Das bleibt Ihnen überlassen. Aber ich muss Sie warnen, ich
bin, was die Spuren angeht, eher skeptisch.« Bernardi nahm einen Block
aus der obersten Schublade seines Schreibtisches und notierte sich in
seiner festen, sauberen Handschrift Zeitpunkt und Datum des Gesprächs
mit Deputy D.A. Graves.
    Am anderen Ende der Leitung rechnete sich Deadeye seine
Chancen aus, konkrete Beweise und einen Verdächtigen zu finden, den er
für die Tat zur Verantwortung ziehen konnte. Aber Bernardi war noch
nicht fertig mit ihm. Er erklärte Deadeye, dass ihm die Beweise etwas
zu augenfällig erschienen. Es stehe nämlich zu erwarten, dass die
Fingerabdrücke und die Chemikalien in den Flaschen exakt die Personen
belasten würden, die eine Zivilklage gegen die Firma des Ermordeten
angestrengt hatten. Er glaube aber, führte der Detective an, dass
jemand, der in der Lage sei, ein derart raffiniertes Verbrechen zu
begehen, keine so offensichtlichen Spuren hinterlassen würde.
    »Sie glauben also, die Tat soll jemandem angehängt werden?«,
sagte Deadeye.
    »Ganz richtig. Allerdings weiß ich noch nicht, in wessen
Interesse das sein könnte.«
    »Mein Chef würde gern einen ausführlichen Ermittlungsbericht
haben und die Beweise einsehen. Wann wäre das möglich?«
    »Sobald ich hier fertig bin«, sagte Bernardi.
    »Wissen Sie übrigens, wo sich die Verdächtigen befinden?«
    »Ich würde sie eigentlich nicht als Verdächtige bezeichnen.
Sagen wir einfach, wir behalten sie im Auge. Wir haben ihre Namen und
Adressen. Außerdem werden wir heute ihre Aussagen zu Protokoll nehmen,
wenn wir sie auftreiben können.«
    »Und was soll ich jetzt meinem Chef sagen?« Deadeye ließ nicht
locker.
    »Sagen Sie ihm, in zwei Tagen bekommt er einen ausführlichen
Ermittlungsbericht, allerdings noch ohne die toxikologischen
Untersuchungsergebnisse. Wie die Autopsie ergeben hat, ist das Opfer
eindeutig durch Erhängen gestorben. Aber diese Mitteilung ist
inoffiziell. Einen schriftlichen Bericht haben wir noch nicht.«
    »Wann ist der Mann gestorben?«
    »So genau lässt sich das nicht bestimmen. Bei einer
vorläufigen Untersuchung

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