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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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gelangte der Coroner zu dem Schluss, dass der
Mann schon mehrere Stunden tot war, aber genauere Angaben konnte er
nicht machen.«
    »Wo ist er gestorben?«
    »Im Moment sieht es so aus, als sei er da gestorben, wo er
gefunden wurde«, sagte Bernardi, »obwohl auch da eine gewisse Skepsis
angebracht ist.«
    »Warum?«
    »Das erkläre ich Ihnen später. Wie gesagt, ein offizieller
Bericht liegt uns dazu noch nicht vor.«
    »Wenn es nicht im Bericht steht, können Sie es vergessen«,
sagte Deadeye. »Das heißt, es sind reine Spekulationen.«
    »Von Spekulationen würde ich da nicht sprechen«, sagte
Bernardi, dem Graves' Ton nicht gefiel. »Ich habe nur noch nicht alle
offenen Fragen geklärt. Sagen wir mal, ich arbeite an einer
stichhaltigen Vermutung.«
    »Na schön, wir sind schon gespannt auf Ihren Bericht,
Detective. Vielen Dank für Ihre Hilfe.«
    Deadeye drückte den Hörer auf die Gabel. Dann stand er auf,
reckte sich und setzte sich wieder. Fingerabdrücke. Das ist alles, was
ich brauche, dachte er zufrieden. Er legte seine Cowboystiefel auf den
Schreibtisch und griff nach dem Western. Er schlug ihn bei der
eingeknickten Seite auf und begann zu lesen. Er hatte beschlossen, noch
eine Weile zu warten, bevor er dem D.A. mitteilte, was er in Erfahrung
gebracht hatte. Außerdem würden sie die Berichte sowieso erst in ein
paar Tagen erhalten. Wie er seinen Chef kannte, würde er ihm den Fall
nicht übertragen, wenn er allzu viel Interesse daran zeigte.

3
SAMUEL GREIFT JANAK UNTER DIE ARME
    J anak wusste, dass er keine Zeit verlieren
durfte, wenn er seine Mandanten erfolgreich verteidigen wollte. Aber
zuerst galt es, in Erfahrung zu bringen, wer von ihnen angeklagt werden
sollte und weshalb. Deshalb hoffte er, dass Samuel ihm helfen könnte,
Näheres über den neuesten Stand des Ermittlungsverfahrens
herauszufinden. Nachdem er am Morgen Juan Ramos angerufen und ihm
eingeschärft hatte, Miguel und José zukommen zu lassen, sie sollten
vorerst unbedingt in Mexiko bleiben, setzte er sich mit Samuel in
Verbindung und schilderte ihm sein Dilemma.
    »Ich habe dir doch gesagt, dass ich die Augen offen halte und
dir umgehend Bescheid gebe, wenn es irgendetwas Neues gibt«, sagte
Samuel. »Ich wollte gerade los, um zu Hagopians Beerdigung zu fahren.
Ich werde einen Fotografen mitnehmen und versuchen, ein paar Fotos von
den Hauptbeteiligten zu kriegen – und vielleicht auch ein paar
Ideen, wie wir weiter vorgehen sollen. Am besten, wir treffen uns heute
Abend im Camelot. Dann werde ich dir sicher einiges zu erzählen haben.«
    »Was täte ich nur ohne dich«, sagte Janak. »Vielen Dank für
deine Hilfe.«
    »Aber das ist doch selbstverständlich. Dann also bis heute
Abend.«
    Janak war pleite. Er verdiente gerade genug, um seinen
unmittelbaren Lebensunterhalt bestreiten zu können; und es gab Tage, an
denen er nicht wusste, woher er den nächsten Cent nehmen sollte. Bei
mehr als einer Gelegenheit hatte ihm die treue Vanessa, die mehr und
mehr zu seiner rechten Hand geworden war, ihr Gehalt stunden müssen,
damit er bis zum Monatsende über die Runden kam. Weil sich kaum einer
seiner Mandanten, die alle mehr oder weniger mittellos waren, seine
Dienste hätte leisten können, rechnete Janak nicht stundenweise ab,
sondern nahm statt eines Honorars einen prozentualen Anteil an der
Entschädigungssumme, wenn er einen Prozess gewann. Das war zwar
riskant, hatte aber den Vorteil, dass immer dann etwas für ihn abfiel,
wenn er am wenigsten damit rechnete. Zum Glück war die Miete für seine
Kanzlei nicht hoch, und Vanessa hielt die Ausgaben so niedrig wie nur
irgend möglich. Im Augenblick machte sich Janak aber trotzdem Sorgen,
nicht genügend Mittel zur Verfügung zu haben, um seine Mandanten
angemessen zu verteidigen, denn dafür war wesentlich mehr Geld nötig,
als einer dieser armen Mexikaner aufbringen konnte. Aus diesem Grund
war ihm die Entscheidung, Miguel und José aufzufordern, in Mexiko zu
bleiben, nicht schwer gefallen.
    Samuel wusste nichts von Janaks Geldnöten, aber es hätte
ohnehin nichts an seiner Einstellung geändert. Er wollte dem Anwalt
helfen, weil er ihn bewunderte und Vertrauen in ihn hatte, auch wenn
ihn immer wieder Anfälle von Eifersucht plagten bei der Vorstellung,
wie Janak in einer schummrigen Ecke des Camelot Blanche den Hof machte.
Worüber redeten die beiden wohl, wenn sie allein waren? Das Beste war,
erst gar nicht darüber nachzudenken, entschied Samuel, und sich ganz
auf den Mordfall Hagopian

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