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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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betrat, hatte
Samuel bereits zwei Scotch getrunken, womit sein selbstauferlegtes
Limit für diesen Abend erreicht war. In seiner Jugend hatte er schon
genügend Alkoholprobleme gehabt.
    »Mein Gott, wie siehst du denn aus?«, entfuhr es Samuel, als
Janak mit zerzaustem Haar und roten Ohren in einem zerknitterten Anzug
vor ihm stand.
    »Was willst du?«, brummte Janak. »Ich habe einen anstrengenden
Tag hinter mir.«
    Blanche kam hinter der Bar hervor, und unter Samuels wachsamen
Blicken begrüßten sich die beiden mit einem raschen Kuss auf die Wange.
Danach kehrte Blanche jedoch sofort wieder an ihre Arbeit zurück, ohne
sich weiter um Janak zu kümmern. Vielleicht sind sie doch nur gute
Freunde, dachte Samuel. Oder versuchten sie, ihre Liebe geheim zu
halten?
    »Ich dachte, du wolltest mir helfen«, sagte Samuel leicht
verstimmt. »Ich habe gehört, zwei deiner Mandanten wurden verhaftet.
Ich habe dich noch vor Redaktionsschluss zu erreichen versucht, aber in
der Kanzlei hat sich niemand gemeldet. Deshalb konnte ich mich bei
meinem Artikel nur auf die Informationen stützen, die ich von der
Staatsanwaltschaft erhalten habe.«
    »Jetzt reg dich erst mal wieder ab. Du weißt doch gar nicht,
was passiert ist. Als der polizeiliche Ermittlungsbericht herauskam,
ging alles sehr schnell. Deadeye hat ihn sich als Erster unter den
Nagel gerissen und dafür gesorgt, dass sein Boss ihm den Fall zugeteilt
hat, statt ihn, wie es eigentlich normal wäre, dem Deputy District
Attorney von Richmond zu überlassen. Daraufhin wurden meine Mandanten
Juan Ramos und Narcio Padia festgenommen und des Mordes angeklagt.
Gegen Miguel und José Ramos wurde ebenfalls Anklage erhoben, aber sie
konnten bisher nicht gefunden werden.«
    »Scheiße!«, fluchte Samuel. »Deadeye hat mir versprochen, mit
mir zu kooperieren, wenn der Ermittlungsbericht herauskommt. Ich habe
ihn heute den ganzen Nachmittag zu erreichen versucht, aber wie du hat
er nicht auf meine Anrufe reagiert. Und als ich daraufhin Bernardi ein
paar Würmer aus der Nase ziehen wollte, sagte er, Deadeye hätte ihm
Anweisung erteilt, so lange keine Information herauszurücken, bis er
gegenteilige Anweisungen von ihm erhielte. Deshalb bin ich im Moment
ausschließlich auf dich angewiesen.«
    »Ich habe eine Abschrift des Ermittlungsberichts angefordert,
und weil ich zwei der Angeklagten vertrete, habe ich sie auch
erhalten«, sagte Janak. »Ich habe den ganzen Tag damit verbracht, ihn
durchzusehen. Und sobald ich damit fertig war, bin ich sofort
hierhergekommen, um mich mit dir zu treffen.«
    »Das muss aber ein umfangreicher Bericht gewesen sein. Es ist
schon nach sieben.«
    »Ich habe dir doch gesagt, ich hatte einen anstrengenden Tag«,
erwiderte Janak unwirsch. »Die Sache ist noch schlimmer, als es
ursprünglich aussah. Er wurde kastriert.«
    »Er wurde was?« Samuel war schlagartig nüchtern.
    »Sie haben Hagopian den Penis und die Hoden abgeschnitten. Der
Täter muss einen mächtigen Hass auf ihn gehabt haben.«
    »Geht der Ermittlungsbericht nur von einer einzigen Person
aus?«
    »Nein.« Er setzte sich zurück und verschränkte die Arme über
der Brust. »Es steht alles im Ermittlungsbericht. Und ich kann dir
sagen, er ist eine ziemlich blutrünstige Lektüre.«
    »Würdest du ihn mit mir durchgehen?«, fragte Samuel.
    »Ja, aber lass uns dazu lieber nach hinten gehen, wo wir
ungestört sind.«
    Sie setzten sich an einen Tisch ganz hinten bei den Toiletten.
    »Soll ich dir vorher noch irgendwas zu trinken holen?«, fragte
Samuel.
    »Nein, danke. Für die Arbeit brauche ich einen klaren Kopf.«
    Sie nahmen Platz, und Janak schlug den dicken Ordner auf.
»Hier steht, dass Miguel und José Ramos' Fingerabdrücke auf den
Cola-Flaschen in den Taschen des Toten gefunden wurden.«
    »Insgesamt waren es doch vier Flaschen, oder?«, fragte Samuel.
    »Ja. Narcio Padias Fingerabdrücke wurden an dem Rechen
gefunden, mit dem der Boden unter dem Toten geharkt wurde, nachdem er
am Tor aufgehängt worden war.«
    »Ist das der Grund, weshalb sie deine Mandanten unter Anklage
gestellt haben?«
    »Soweit sich das hieraus ersehen lässt, ist es alles, was sie
gegen sie vorliegen haben. Und die Darstellung seiner Schwester, dass
die Mexikaner ein undankbares Pack waren und ihr Bruder ein Heiliger,
ist natürlich kompletter Blödsinn«, sagte Janak.
    »Sonst noch etwas? Du wirkst ganz schön angefressen«, sagte
Samuel. Janak hatte sich erschöpft und schwer atmend zurücksinken
lassen.
    »Wie

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