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Gift

Gift

Titel: Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gordon
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sie herum. Aber das sollte
nicht sein Problem sein, fand Janak, und weshalb sollte ausgerechnet er
mit seinem sprichwörtlichen Glück bei Frauen anderen gute Ratschläge
erteilen?
    Janak bahnte sich einen Weg durch die gedrängt volle Bar und
tippte Samuel von hinten auf die Schulter. Der Reporter zuckte nur
deshalb nicht zusammen, weil Blanche ihn mit einem Blick auf Janaks
Kommen aufmerksam gemacht hatte.
    »Leider habe ich schlechte Nachrichten«, platzte Samuel heraus.
    »Hi, Blanche.« Janak beugte sich erst über den Tresen, um
Blanche einen Kuss auf die Wange zu geben, bevor er sich Samuel
zuwandte. »Ich auch, und wenn mich nicht alles täuscht, sind es
dieselben. Joseph Hagopian?«
    »Richtig!«
    »Du siehst ja aus wie Graf Dracula persönlich«, unterbrach
Blanche die beiden Männer und reichte Janak ein Glas Whisky. »Geht aufs
Haus.«
    »Danke, du bist ein Schatz.«
    »Wir haben nicht viel Zeit. Da wartet noch eine Menge Arbeit
auf uns. Wir müssen reden, Samuel.«
    »Mir gibst du nie einen aus, Blanche«, bemerkte Samuel halb im
Scherz.
    »Du hast vielleicht Nerven«, konterte Blanche. »Meine Mutter
berechnet dir höchstens die Hälfte von dem, was du hier konsumierst.
Wenn wir mehr Gäste wie dich hätten, könnte das Camelot dichtmachen.«
    »Okay, Melba gibt mir immer wieder mal einen aus. Aber du
behandelst mich, als ob ich Luft für dich wäre.«
    Blanche füllte ein Glas mit Wasser und stellte es zwinkernd
vor ihn hin.
    »Ich nehme mal an, ihr wollt euch ungestört unterhalten. Mein
Büro ist offen.«
    Beide Männer gingen zu den zwei einander gegenüberliegenden
Mahagonitüren im hinteren Teil der Bar, von denen eine in die
Telefonzelle, die andere ins Büro führte.
    Samuel tastete sich durch das Dunkel zu dem an der Rückwand
stehenden Schreibtisch und knipste die Lampe mit dem rosafarbenen
Schirm an, die Melba in einem Secondhandladen gekauft hatte. Guten
Geschmack konnte man ihrer Mutter sicher nicht vorwerfen, wie Blanche
immer sagte. Aber zumindest tauchte die Lampe das Chaos, das in dem
engen Raum herrschte, in ein gnädiges Schummerlicht. Die spärliche
Einrichtung bestand aus dem Schreibtisch, einem Drehstuhl und einem
normalen Küchenstuhl. Die Tür war auf der Innenseite mit Teerpappe
ausgekleidet. Der Gegensatz zwischen dem schäbigen Büro und der
eleganten Bar hätte kaum krasser sein können. Samuel setzte sich auf
den Drehstuhl hinter dem Schreibtisch und bedeutete Janak, auf dem
Küchenstuhl, der davorstand, Platz zu nehmen. Damit sie Platz zum
Schreiben hatten, räumte er eine Ecke des Schreibtisches frei. Janak,
der langsam ins Schwitzen geriet, stellte die Aktentasche auf den Boden
und knöpfte seinen braunen Regenmantel auf.
    »Du zuerst. Was hast du gestern in Fresno in Erfahrung
gebracht?«
    Samuel erzählte Janak von seiner Begegnung mit Bucky Hughes.
    »Wir müssen herausfinden, ob es auf der Deponie in Point
Molate eine Machete gab«, sagte Janak. »Falls nicht, müssen wir uns
erkundigen, ob eine Möglichkeit besteht, Fingerabdrücke, zum Beispiel
mit Klebstreifen, von einem Gegenstand auf einen anderen zu übertragen.«
    »Ich weiß, was du meinst. Solange wir jedoch von Bucky die
amtlichen Ermittlungsberichte nicht bekommen, hängen wir ziemlich in
der Luft. Aber jetzt zu dir. Was gibt es von deiner Seite Neues?«
    Janak rekapitulierte, was er von Juan Ramos und Bernardi
erfahren hatte, und Samuel machte sich eifrig Notizen. Dann berichtete
Samuel, was ihm der armenische Geistliche und die Hagopians erzählt
hatten.
    »Wir sollten auf jeden Fall herauszufinden versuchen, wer die
verdächtigen Männer auf diesen Fotos sind«, meinte Janak. »Dafür bist
du zuständig, Samuel. Meine wichtigste Entdeckung ist vorerst dieser
Nashwan, ein Kurde, den sie El Turco nennen. Er war viel mit meinen Mandanten zusammen und hat von
ihnen gelernt, wie man diesen speziellen Knoten knüpft, mit dem das
Seil um Hagopians Hals befestigt war. Aus dem Coroner habe ich leider
nichts herausbekommen, weil er nicht kooperieren wollte. Und was
ebenfalls wichtig sein könnte, ist der Abdruck eines Schuhs Größe neun
am Tatort.«
    »Und der Käfer?«
    »Der Entomologe nimmt sich der Sache an und wird sich bei mir
melden, sobald er Genaueres weiß. Wie siehst du die Sache inzwischen,
Samuel?«
    »Am meisten Sorgen machen mir die Fingerabdrücke auf der
Tatwaffe in Fresno. Wir müssen herausfinden, ob Miguel auf der Deponie
eine Machete hatte. Wenn ja, versucht jemand ganz offensichtlich,

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