Gifthauch
Taschen und verstaute sie im Kofferraum des Streifenwagens. Sie sicherten Jills Wagen, dann fuhren sie davon.
30
13.07 Uhr
Matt Gray saß in der mobilen Einsatzzentrale und erörterte die Ereignisse mit seinem Vorgesetzten in Washington D.C. Er trug nun eine FBI-Windjacke, die er über seinem Hemd und Schlips geschlossen hatte, damit das Blut nicht zu sehen war. Eine schlanke blonde Agentin war am anderen Ende des Wohnmobils am Telefon. Plötzlich setzte sie sich gerade hin und rief: »Das Labor hat die Nummer des Kerls. Sie orten.«
»Sir«, sagte Gray, »hier kommt gerade etwas in Gang. Ich … Jawohl, Sir. Danke, Sir.« Er legte auf und drehte sich um. Mit dem Finger stach er nach einem anderen Agenten, einem drahtigen Latino mit seelenvollen dunklen Augen und lockigem schwarzem Haar. »Haben Sie Kontakt mit den Nighthawks?«
»Jawohl, Sir.«
»Alarmstart.«
Agent Cortez setzte sich vor einen Funkstand und sprach mit der Luftunterstützungsgruppe aus Flugzeugen und Hubschraubern, die über der Zone patrouillierte. Seit dem 11. September hatte das FBI seine Präsenz in der Luft vergrößert; das galt besonders für Hochrisikogebiete und die Grenzen. In Detroit war nicht nur die am stärksten frequentierte internationale Grenze des ganzen Landes, die Ambassador Bridge nach Windsor in Ontario, das nahe gelegene Dearborn hatte zudem die größte schiitische Muslimbevölkerung außerhalb des Nahen Ostens. Das Detroiter FBI verfügte daher über eine große Auswahl an technischer Unterstützung.
Die Agentin, die Sugarman hieß, meldete: »Zelle geortet …« Sie riss die Augen auf und wandte sich Gray zu. »Er ist hier, Sir.«
»Hier? Was zum Teufel wollen Sie –«
»Man hat sein Handysignal in hundert Metern Umkreis von hier geortet, Sir. Das Scott Building.«
Gray biss die Zähne zusammen. »Unter den Zuschauern!«
Agent Cortez, der zu den Flugzeugen und Helikoptern sprach, befahl: »Peilen in dieser Zone. Ich wiederhole, peilen Sie an der Wayne State University und dem Scott Building. Ja, genau hier!«
Gray lehnte sich aus der Tür und rief seinen Verbindungsbeamten. »Die Schlange ist in der Menge. Setzen Sie jeden in Marsch. Wir peilen das Handy gerade an! Jetzt, haben Sie verstanden? Niemand verlässt das Gebiet! Riegeln Sie die Zone ab!«
Der Agent brüllte in sein Mobiltelefon und lief zu dem Verbindungsbeamten der Detroiter Polizei. Das DPD hatte mehr Leute in der Nähe als das FBI.
»Wir haben ihn!«, rief Gray und malte sich aus, dass er zum Jahresende bereits in Washington arbeiten würde, wenn er diesen Kerl so schnell fasste. »Wir haben ihn!«
31
13.11 Uhr
Jill überlegte krampfhaft, wie sie auf Dereks Verhaftung reagieren sollte, da traf die Ortspolizei ein. Sie sagte sich, dass er einfach abwarten müsse, bis sie ihre eigenen Schwierigkeiten ausgeräumt hätte. Der Kripobeamte vom Ferndale Police Department, der auf sie zutrat, las sich Jills Dienstausweis genau durch, ehe er stirnrunzelnd Michael anblickte.
»Wer ist das?«
»Mein Sohn. Michael Church. Bevor Sie fragen –«
»Sie bringen Ihren Sohn an Tatorte mit?«
Verdammt, dachte Jill. Er hat gefragt, ehe ich es erklären konnte. »Das ist ein bisschen kompliziert.«
»Das denke ich mir auch.«
Jill holte tief Luft. Detective Wayne Bezinski war klein und schmächtig und bekam bereits eine Glatze. Er trug eine Nickelbrille, die seine blauen Augen vergrößerte. Obwohl er sich lässig in Khakihose, Polohemd und Windjacke kleidete, hatte er etwas Steifes, Blasiertes an sich. Ein anderer Detective begleitete Bezinski, eine Frau. Sie war stämmig und hatte breite Schultern, auf die ihr stahlgraues Haar fiel. Sie musste Mitte vierzig sein. Zu ihrem dunklen Hosenanzug trug sie derbe Schuhe mit Gummisohlen. Sie blieb sehr ruhig und stand etwas abseits, ohne Michael aus den Augen zu lassen.
»Detective«, sagte Jill, »sehen Sie sich meinen Ausweis noch einmal an und unterbrechen Sie mich kein zweites Mal.«
Bezinski klopfte mit dem Finger auf ihre Ausweismappe. »Na schön, Miss –«
»Das heißt Agent Church. Federal Bureau of Investigation. Ist das jetzt klar?«
Bezinski runzelte die Stirn, dann gab er ihr den Ausweis zurück. »Wir haben im Obergeschoss eine Leiche?«
»Ja. Ich habe veranlasst, dass ein Spurensicherungsspezialist des FBI aus der Stadt hierherkommt.«
»Wozu? Morde fallen nicht in Ihre Zuständigkeit.«
»Dieser Mord hängt mit den Sarinanschlägen in Detroit zusammen.«
Bezinski riss die Augen auf.
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