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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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rausgeworfen und bist sie abholen gefahren. Hat sie dir gesagt, was läuft?«
    Er erstarrte. Am liebsten hätte er ihr alles erzählt, um sie zu beeindrucken. Aber das durfte er nicht tun, oder? Die Versuchung war wirklich groß. Er wusste, dass seine Mutter es missbilligt hätte, doch damit konnte er leben. Allerdings ließ ihn der Gedanke nicht los, dass Derek Stillwater es ebenfalls nicht gut gefunden hätte, und aus irgendeinem Grund wollte er Stillwater nicht enttäuschen. Michael atmete tief ein. Er fragte sich, wie Derek Stillwater sich in dieser Situation verhalten würde. Stillwater erschien Michael als cooler Typ, der die Dinge im Griff hatte. Was würde er sagen? Wahrscheinlich etwas Witziges und Charmantes.
    »Nur ein bisschen«, erwiderte Michael und verspürte so etwas wie Selbstvertrauen. »Es ist wichtig … weißt du, es ist wichtig, dass sich keine Gerüchte verbreiten. Ich meine, ich weiß mehr, als ich sagen darf.« Sein Gesicht brannte, was besonders an der Art lag, wie Ann ihn ansah.
    »Das ist so cool«, schwärmte Ann. »Deine Mom ist so cool. Eine FBI-Agentin. Ganz anders als meine Eltern. Ich meine, Mom arbeitet in der Bank und Dad, du weißt ja, er arbeitet bei Chrysler.«
    »Hey, deine Eltern sind okay. Mom ist … sie ist einfach Mom.«
    Ann blinzelte und lächelte. »Na ja … Ray ist oben.« Sie ging wieder zur Couch, wo sie mit einem Notizblock und einem Chemiebuch gesessen hatte.
    Er schaute ihr zu, wie sie sich hinsetzte und es sich auf dem Sofa gemütlich machte. Er beobachtete die Krümmung ihres Oberschenkels in der engen Jeans, wie sie ihr pinkfarbenes T-Shirt hob, die weiche Flachheit ihres Bauchs. Er wollte etwas zu ihr sagen, damit sie ihn anders betrachtete als den Kumpel ihres dämlichen kleinen Bruders. Er öffnete den Mund und war erstaunt, als er sich fragen hörte: »Sag mal, weißt du etwas über Sarin? Ich meine, du bist richtig gescheit und willst doch Ärztin werden.«
    Anns Gesicht wurde leicht rosa, und sie lächelte Michael an. »Danke. Äh, nein, eigentlich nicht. Wir könnten es nachsehen. Im Internet. Ich wette, es gibt genug darüber. Das also benutzt die Schlange, ja?«
    »Ja. In Gasflaschen, die er übers Handy öffnet.«
    »Wow! Das ist … Hat deine Mom dir das gesagt? Wow, das macht einem echt Angst.«
    Michael zuckte mit den Schultern.
    »Komm mit«, sagte Ann und sprang auf. Sie bedeutete ihm, ihr zu folgen. »Komm, wir sehen nach.«
    Er folgte ihr die Treppe hoch und konnte die Augen nicht von ihrem Hintern abwenden. Sie war so heiß. Sie blickte über die Schulter zurück und bemerkte, dass er sie anstarrte. Sie errötete ein wenig tiefer. »Der Computer ist in meinem Zimmer. Das ist so aufregend.«
    Ihr Zimmer lag Rays Zimmer auf dem Korridor gegenüber. Michael war noch nie darin gewesen, aber er hatte schon hineingeschaut. Recht mädchenhaft war der Raum. Auf der Tagesdecke prangten große Sonnenblumen, auf den Vorhängen auch. Dunkelblau waren sie, mit großen, hellen, fröhlichen Blumen. An der Wand hingen gerahmte Fotos. Das erstaunte ihn. Er hatte erwartet, dass Ann sich Poster von Rockbands
an die Wand hängte. Eines der Fotos sah er sich genauer an, während sie den Computer hochfuhr.
    Es war ein Sonnenuntergang, der sich in den Glasfenstern des Gebäudes der Chrysler World Headquarters spiegelte. Das Bild war aus einem eigenartigen Winkel aufgenommen, sodass der große Chrysler-Stern frei stand und in tausend Farben schillerte.
    »Das ist echt cool«, sagte er.
    »Das gefällt dir? Ich habe es selbst aufgenommen.«
    »Cool.«
    »Ich mag Fotografie. Eine Weile dachte ich, ich wollte Fotografin werden, aber ich glaube, Ärztin ist mir lieber. Was ist mit dir?«
    »Hm? Ich find das gut.«
    Sie wandte sich ihm zu und strich ihr Haar hinter die Schulter. »Was gefällt dir?«
    Er wusste nicht, was er sagen sollte. »Was meinst du?«
    »Du kommst mir nicht so vor, als wärst du Ray ähnlich. Ich glaube, Ray raucht Gras. Wenn Mom und Dad ihn erwischen, bringen sie ihn um. Aber Ray interessiert sich für nichts. Für Videospiele, glaube ich. Was ist mit dir?«
    »Ich … ich mag Karate«, erklärte er. Er hoffte, dass sie das beeindruckte.
    Sie machte große Augen. »Wirklich? Hast du den Schwarzen Gürtel?«
    »Yeah«, sagte er automatisch.
    »Bist du gut?«
    Er nickte, denn er wusste, dass er es war.
    »Kannst du, äh, Bretter durchhauen und so was?«
    Er grinste. »Dazu nimmst du lieber eine Säge. Die meisten Leute kämpfen nicht gegen

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