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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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Besuchern, was für einen Werktagsnachmittag gar nicht schlecht war. »Nicht das übliche Nachmittagspublikum«, befand er.
    »Weniger Rentner«, stimmte Mobly zu. »Mehr Schichtarbeiter. Die Universität ist geschlossen. Ich nehme an, dass wegen der Anschläge auch viele Geschäfte in der Stadt zu haben. Deshalb sind heute mehr Studenten da als normalerweise.«
    »Vielleicht glaubt jeder, dass heute sein Glückstag ist«, mutmaßte er. »Gibt es übrigens Neuigkeiten?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Die Feds machen noch immer Jagd auf ihn. Ich hoffe, das ist bald vorbei.«
    Abrams nickte zufrieden. Zeit, weiterzugehen und andere Säle zu kontrollieren. »Ich habe das Gefühl, dass es bald vorbei ist.« Er verschränkte die Hände und besah sich die Spieler, die die Automaten fütterten. »Irgendetwas sagt mir, dass es bald vorbei ist.«
    Mobly zog eine Augenbraue hoch und saugte die gute Stimmung ihres Chefs auf. »Wenn Sie meinen.«
    »Sie werden sehen, dass ich recht habe«, sagte er und ging in Richtung Pokersaal davon.

55
    15.17 Uhr Ostküstenzeit/
12.17 Uhr Pazifischer Zeit
    Agent Janice Beckwith schritt nervös im Wartebereich der Universitätsklinik Stanford umher und behielt dabei immer den Fernseher im Auge. Sie war eine athletisch gebaute Frau Mitte vierzig, früher Terrorabwehrspezialistin beim Militär, die ins Heimatschutzministerium gewechselt hatte. Heute trug sie einen grauen Hosenanzug, doch in Tarnkleidung fühlte sie sich genauso wohl. Sie hatte kurzes dunkles Haar, in das sich mittlerweile Grau mischte, und ihr eckiges Gesicht war völlig ohne Make-up. Sie war, wie sie sich ohne jeglichen entschuldigenden Unterton zu beschreiben pflegte, eine harte Braut.
    Minister Johnston hatte sie persönlich angerufen und angewiesen, Professor Schultz aufzusuchen und eine Skizze seines Vorlebens zu liefern. Als sie jedoch an der Universität eintraf, herrschte dort Aufruhr. Professor Schultz war zur Arbeit erschienen und hatte, kurz nachdem er von den Sarinanschlägen in Detroit gehört hatte, einen Herzschlag erlitten.
    Den Informationen nach, die Beckwith gesammelt hatte, stand fest, dass Schultz es auf einen weiteren Herzanfall geradezu angelegt hatte. Ihr war es gelungen, einen Blick auf den Mann und sein Krankenblatt zu werfen. Er wog 182 Kilogramm, sein Blutdruck lag für gewöhnlich bei 155 zu 140, und der Mann aß alles, wonach ihn gelüstete.
    Schultz war Professor für Epidemiologie an der Medizinischen Fakultät von Stanford, die mit der Universität von Kalifornien in Berkeley zusammenhing, und arbeitete außerdem als Berater für eine Internet-Medizinfirma mit Stammsitz in Stanford namens SKOLAR MD. Er konnte durchaus etwas über die Detroiter Terroranschläge wissen.
    Beckwith hatte ein schlechtes Gefühl, weil niemand, mit dem sie sprach, Schultz große Chancen einräumte, diesen Herzanfall zu überleben, seinen vierten.
    Wie alle im Wartezimmer beobachtete sie die Nachrichten auf CNN. In der Motor City war definitiv die Kacke am Dampfen.
    Ihr Iridium-Telefon summte. Sie sah auf die Anruferkennung und runzelte die Stirn. »Beckwith, DHS.«
    »Hier Derek Stillwater, DHS. Ich arbeite am Detroit-Fall. Wie geht es Professor Schultz?«
    »Ich brauche Ihre Bestätigungsnummer.«
    Stillwater gab einen Laut der Frustration von sich und las eine zehnstellige Zahl vor.
    Sie nickte. »Wollen Sie meine?«
    »Ich habe Ihre Nummer bereits von Johnstons Sekretärin bekommen. Wir haben es eilig.«
    Beckwith hatte von Dr. Derek Stillwater gehört, auch wenn sich ihre Wege nie gekreuzt hatten. Er war berühmt für seine Tiraden, seine regelmäßigen Kündigungsschreiben und seine absolute Verachtung fürs Protokoll und die intern streng geregelten Verfahren. Beckwith kam selbst aus dem Militär – der Kriegsmarine –, und sie konnte sich nicht vorstellen, wie dieser Kerl eine Laufbahn beim Heer überlebt haben sollte.
    »So ist es immer, Dr. Stillwater«, bemerkte sie.
    Mehrere Wartende hatten ihre Aufmerksamkeit nun auf sie gerichtet. Ein Mann wies mit einer Kopfbewegung auf ein Schild, das den Gebrauch von Mobiltelefonen untersagte.
    Sie wandte ihm den Rücken zu. »Es sieht nicht gut aus.«
    »Können Sie mit ihm sprechen?«
    »Er ist im OP. Schon seit ein paar Stunden. Ich glaube nicht, dass er in nächster Zeit mit jemandem reden wird – außer mit Gott.«
    Stillwater schwieg, dann sagte er: »Okay, ich brauche Folgendes. Schultz hat wenigstens eine E-Mail von William Harrington erhalten, einem

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