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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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Menschenleben auf dem Spiel.«
    Diesen Einwurf ignorierte sie und fuhr unerbittlich fort. »Zweitens möchte Minister Johnston darauf hinweisen, dass es zum Zeitpunkt des zweiten Anschlags in Kalifornien erst neun Uhr morgens war.«
    »Wozu soll das wichtig sein?« Derek ballte die freie Hand zu einer Faust und funkelte Jill an, die ihn reglos vom Fahrersitz aus beobachtete.
    Der Wind drehte und blies eine Wolke aus öligem schwarzen Rauch in ihre Richtung. Derek schloss die Augen und versuchte, nicht zu husten.
    »Dazu komme ich noch, Dr. Stillwater, wenn Sie so viel Geduld besitzen.«
    »Ich bemühe mich, geduldig zu sein.«
    »Darin sind Sie nicht sehr gut, oder?«
    Derek gab keine Antwort. Er wartete. Er sah zu, wie ein Feuerwehrmann mit einem Schlauch durch die Haustür eilte, entschlossen, den Brand endgültig zu löschen.
    »Dr. Stillwater, sind Sie noch dran?«
    »Ja«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Noch immer.«
    »Gut. Nun, wie es scheint, hatte Professor Schultz vor ungefähr neun Uhr fünfundvierzig Pazifischer Zeit nichts von den Sarinanschlägen gehört. Er war offenbar gerade erst in seinem Büro an der Stanford University eingetroffen, als er davon erfuhr.«
    »Schön. Hat er –«
    »Dr. Stillwater, Professor Schultz erlitt heute Morgen kurz nach neun Uhr fünfundvierzig Pazifischer Zeit einen schweren Herzanfall.«
    Derek war sprachlos. Er versteifte sich auf dem Beifahrersitz neben Jill, und sein Magen rebellierte.
    Jill musste gespürt haben, das etwas nicht stimmte. »Was ist?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Dr. Stillwater. Sind Sie noch dran?«
    »Ja, ich bin noch dran. Ich kann es nicht fassen. Das ist ein wahnsinniger Zufall.«
    »Minister Johnston betont, dass Professor Schultz seit langem an Herzbeschwerden litt. Offenbar hatte Professor Schultz bereits mehrere Herzanfälle, ist sehr übergewichtig und hat sehr hohen Blutdruck. Zumindest meldet das unsere Mitarbeiterin in San Francisco.«
    »Wer ist das?«
    »Janice Beckwith. Sie ist im Krankenhaus.«
    »Krankenhaus?«
    »Ja, Professor Schultz wurde in die Universitätsklinik von Stanford eingeliefert.«
    »Er lebt noch?«
    »Ja, aber er ist nicht –«
    »Ich brauche Janice Beckwith' Telefonnummer.«
    »Das ist –«
    »Sofort!«
    »Dr. Stillwater, ich kann wirklich –«
    »Sofort!«
    Roslyn German war einen Augenblick lang still, dann rasselte sie eine Iridium-Nummer herunter. »Jetzt, Dr. Stillwater, finde ich, dass Sie mir wirklich eine –«
    Derek hörte sich nicht an, was Roslyn German noch von ihm wollte, wobei es sich wahrscheinlich um eine Entschuldigung handelte. Stattdessen gab er Agent Janice Beckwith' Nummer in sein Iridium ein.

54
    15.16 Uhr
    Scott Abrams durchquerte den Spielautomatensaal des Greektown Casino als Teil seines Routinerundgangs. Als Geschäftsführer des Spielsalons machte er regelmäßige Rundgänge, damit die Angestellten nichts schleifen ließen und er ein Gefühl für die Stimmung der Gäste erhielt. Heute kam ihm die Atmosphäre ein wenig gereizt vor, auch wenn sich das Stimmengewirr, das Klappern der Automaten und das Klimpern der Münzen eigentlich nicht anders anhörten als sonst. Vielleicht projizierte er einfach das Tagesgeschehen auf sein Casino.
    Das Greektown Casino – das Original, nicht das neue, das an der Ecke von I-375 und Gratiot gegenüber dem Comerica Park und dem Ford Field errichtet worden war – bot 7.000 Quadratmeter Spielfläche mit über zweitausendvierhundert Automaten. Es stand im Herzen von Greektown gegenüber der Trappers Alley, einem der lebhafteren Vergnügungsviertel Detroits, und war einer von drei Spielsalons der Stadt.
    Lisa Mobly bog gerade um eine Ecke.
    Lächelnd trat er zu ihr. »Alles scheint gut zu laufen.«
    Lisa Mobly war eine elegante Indianerin und Abrams' Assistentin. Das Greektown Casino gehörte zu neunzig Prozent dem Salteaux-Stamm der Chippewa-Indianer, und Mobly war aus Sault Sainte Marie hergekommen, wo sie aufgewachsen war. Wenn er sie in dem grauen Kostüm sah, hätte Abrams sie nie für eine Chippewa gehalten, außer vielleicht aufgrund des schwarzen Haares. Doch das spielte auch keine Rolle. Sie war seine rechte Hand.
    »Ich fürchte, die Anschläge in der Stadt sind nicht gut fürs Geschäft«, sagte sie. »Aber trotzdem, die Zahlen sind leicht erhöht.«
    Abrams sah sich im Saal um. Allein in diesem Raum befanden sich fünfzig oder sechzig Personen, und das Casino hatte sieben Etagen. Seine Schätzung lag bei knapp sechshundert

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