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Gifthauch

Gifthauch

Titel: Gifthauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Terry
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Akten des Straßenverkehrsamts in einem kleinen Haus in Ferndale. Jill lud sich aus seiner Führerscheinakte ein Foto auf ihren Laptop. Wie die meisten Führerscheinfotos war es mehr oder weniger nutzlos. Auf dem Porträt sah man einen dunkelhaarigen Asiaten mit Ziegenbärtchen und kantigem, mürrischem Gesicht. Sie glaubte nicht, dass der Ausdruck etwas zu sagen hatte, denn eine wirklich fröhliche Miene auf einem Führerscheinfoto musste man ihr erst noch zeigen.
    Die Personenbeschreibung ergab, dass er einen Meter dreiundachtzig groß war, achtzig Kilo wog und braune Augen hatte.
    Derek musterte das Foto, während sie nach Ferndale fuhr. »Ich frage mich, was er jetzt macht.«
    »Er plant, jemanden zu ermorden.«
    »Das meinte ich nicht. Ich meine, er hat sein Studium abgebrochen. Hat er sich an einer anderen Universität in der Nähe eingeschrieben, hat er sich Arbeit gesucht, oder was?«
    »Er war für Biochemie eingeschrieben. Wenn er seinen Bachelor in Chemie oder Biochemie hatte, konnte er irgendwo arbeiten.«
    »Mit Zugang zu allen Ingredienzien, die man braucht, um Sarin herzustellen.«
    »Ist das schwer?«
    Derek schüttelte den Kopf. »Nicht für jemanden, der in Biochemie promovieren könnte. Ein halbwegs tüchtiger Chemie- oder Biochemiestudent im Grundstudium schafft das.«
    Jills Handy klingelte. Sie ging ran, hörte einen Moment lang zu und sagte dann: »Okay. Wir kümmern uns um alles. Tut mir leid, Simona. Warum wartest du nicht einfach ab …« Sie verstummte und lauschte wieder. »Ja, das könntest du tun. Alles klar.« Sie steckte das Handy weg.
    »Was war denn?«, fragte Derek.
    »Matt Gray hat Simona in einer Verhörzelle einsperren lassen. Ich habe ihr gesagt, sie soll sich ruhig verhalten und keine Wellen schlagen. Sie sagt, sie hat noch ihr Handy, aber der Akku ist fast leer. Sie wird noch ein paar Anrufe machen und andere Agents informieren, was los ist, damit sie notfalls Gray übergehen.«
    Derek seufzte. »Benimmt sich Gray immer so bekloppt?«
    Jill lachte, ein kurzes Bellen des Abscheus. »In letzter Zeit ist er noch paranoider als sonst. Bei Matt darf man eines nie vergessen: sein Spezialgebiet. Als ein Außenstellenleiter für Detroit gesucht wurde, musste eine Reihe von Dingen bedacht werden. Das Bureau hat die Kommunistenjagd und die Arbeit gegen das organisierte Verbrechen auf Sparflamme gesetzt und verwendet seine Ressourcen jetzt hauptsächlich für die Terrorismusbekämpfung. Das ist auch gut so, finde ich. Hier in Detroit muss man bei der Terrorabwehr jedoch einige besondere Faktoren berücksichtigen. Einer ist die Einwanderungskontrolle und Grenzsicherung. Die Ambassador Bridge nach Windsor ist der am meisten befahrene Grenzübergang der USA. Michigan hat eine sehr lange Grenze zu Kanada. Zweitens haben Detroit und Dearborn die größten Gemeinden schiitischer Muslime außerhalb des Nahen Ostens. Als man also einen neuen Außenstellenleiter brauchte, suchte man jemanden, der entweder Erfahrung mit Einwanderung und Grenzschutz hatte, oder jemanden, der sich mit arabischen Bevölkerungsgruppen auskannte. Matt hatte jahrelang bei der Hafensicherung von Miami gearbeitet, ehe er hierher kam.«
    »Also ist er überhaupt kein Experte, was Inlandsterrorismus angeht.«
    »In dieser Hinsicht hat er keine Ahnung.«
    »Das erklärt seine überschäumende Paranoia trotzdem nicht.«
    »Nein. Es steckt mehr dahinter …« Sie zögerte. »Matt hat ein paar persönliche Probleme. Eines besteht darin, dass er verheiratet ist und drei Kinder hat, sich aber durch alle Betten schläft.«
    Als er die Verbitterung in ihrer Stimme hörte, wandte sich Derek ihr zu, aber er beschloss, die offensichtliche Frage nicht zu stellen. »Und das macht ihn paranoid?«
    »Belegen kann ich nichts davon«, sagte Jill und bog von der Woodward auf die 8 Mile Road ab. Sie verließen gerade ein Geschäftsviertel und fuhren in ein Gewerbegebiet mit Fabriken für Faulbecken oder Fahrzeugteile, letztere waren Zulieferer der Detroiter Autoindustrie.
    »Erzählen Sie trotzdem.«
    »Nun, Matts Frau ist die Tochter von Senator Walker.«
    Derek überlegte. »Republikaner aus Georgia?«
    »Richtig. Und Vorsitzender des Mittel-und-Wege-Ausschusses im Senat.«
    »Also hat sein Schwiegervater eine Menge Einfluss.«
    »Genau. Und Matts Frau ist schon eine Weile misstrauisch, was sein Poussieren angeht. Es heißt, die Ehe liegt in Scherben, und wenn sie mit der Wahrheit zu Daddy geht, dann ist es aus mit Matts

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