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Giftiges Wasser

Giftiges Wasser

Titel: Giftiges Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
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Polizei schweigt wie ein Grab. Chosmo ist im Rathaus, aber dort sagen sie auch nichts. Tappen offenbar ganz schön im Dunkeln, auch wenn der wunderbare van Well, den ihr ja auch schon kennengelernt habt, aufgeblasen herumstolziert.« Sie sah die drei herausfordernd an. »Und weiter?«
    »Sagt dir der Name Alysia Hancock etwas?«, fragte Peter.
    Offenbar war das ein Volltreffer. Ruth zog überrascht und anerkennend die Brauen hoch. Ihre großen Augen wurden so noch größer.
    »Alysia ist Journalistin. War Journalistin, muss man möglicherweise sagen.« Ruth machte eine Pause. »Alysia ist nämlich verschwunden.«
    »Ach«, sagte Justus.
    Alysia Hancock hatte bis vor knapp einem Jahr bei der Sedona Tribune gearbeitet. Das hatte Ruth vor einigen Wochen zufällig im Archiv erfahren, als sie über eine Reportage der jungen Frau gestolpert war. Weitere Fragen nach Alysia wollte allerdings niemand in der Redaktion beantworten.
    »Was war das für eine Reportage?«, fragte Justus.
    »Über Potter’s Playground , das ist …«
    »Wissen wir«, unterbrach sie Bob.
    Justus schmunzelte in sich hinein. Musikstars hin oder her, jetzt hatte auch ihr Fachmann für Recherchen Feuer gefangen. Und dann wollte er nicht erst lange durch schon bekannte Details aufgehalten werden.
    »Die hatten mal Probleme«, fing Ruth an.
    »Mit Wasser«, ergänzte Justus.
    Ruth schüttelte den Kopf. Offenbar wusste sie nicht, ob sie sich amüsieren oder ungehalten werden sollte. »Ihr habt eine etwas anstrengende Art, Unterhaltungen zu führen. Wie wär’s, wenn ich jetzt mal rede und ihr hört zu?«
    Ohne weitere Unterbrechungen berichtete Ruth, dass Alysia eine Serie über »Die Stadt, in der wir leben« begonnen hatte. Was ursprünglich eher als Wochenendlesestoff geplant war, bekam schon nach der dritten, vierten Folge eine gewisse Brisanz. Die Reportage über Potter’s Playground enthielt Andeutungen über ungelöste Sondermüllprobleme. Der nächste Artikel befasste sich mit Dreharbeiten zu einem neuen Western, die im Naturschutzgebiet stattfanden.
    »Was eigentlich nicht erlaubt ist«, erklärte Ruth. »Und dann war plötzlich Schluss mit der Serie. Warum und weshalb, will hier niemand sagen. Oder es weiß keiner. War jedenfalls ziemlich seltsam. Angeblich soll Alysia dann einen besseren Job an der Ostküste bekommen haben. Aber komischerweise kennt sie dort bei den größeren Zeitungen niemand. Vater hat für uns rumgefragt.«
    Justus wollte wissen, woher sie das alles erfahren hatte, und Ruth erzählte vom Archivar der Sedona Tribune , der nur noch stundenweise ins Haus kam. »Seit vor einem halben Jahr alles auf Computer umgestellt wurde.« Ruth tätschelte ihren antiquierten Laptop.
    »Aus Kostengründen sind die alten Beiträge aber noch in Mappen, so wie früher. Mister Rosenblatt hat mir die ganze Serie gezeigt. Aber als ich mehr wissen wollte, ist auch er plötzlich sehr einsilbig geworden.«
    »Hatte Alysia Familie in Sedona?«
    »Keine Ahnung.« Das Mädchen fuhr durch ihre kurzen Haare. »Wenn ihr meint, dass Alysia Hancock in der Erpressungsgeschichte mit drinhängt«, sie sah auf die Uhr, »dann lasst uns mal ins Archiv gehen. Wahrscheinlich ist Mister Rosenblatt gerade da.«
    Sie gingen wieder durch einige verwinkelte Gänge, ein Stockwerk rauf, ein anderes wieder runter, und standen vor einer Tür mit der abblätternden Aufschrift »Archiv«. Ruth klopfte an und trat ein. Ein kleiner, rundlicher Mann mit Goldrandbrille und Ärmelschonern stand zwischen hohen Aktenschränken. Bedächtig kam er auf sie zu.
    »Guten Abend, Mister Rosenblatt«, begrüßte Ruth den Archivar, »wie geht es Ihnen?«
    »Ging schon schlechter«, sagte der Mann mit einer angenehmen, volltönenden Stimme. »Was kann ich für dich tun?«
    »Das hier ist Justus …« Sie stockte.
    »… Hancock«, kam Justus ihr zu Hilfe. Rosenblatts Gesicht schien sich etwas zu verfinstern. »Ich bin ein Cousin von Alysia Hancock und zufällig mit meinen Freunden auf der Durchreise. Eigentlich wollten wir gleich von Montezuma’s Castle nach Flagstaff, aber es ist uns zu spät geworden. Deshalb sind wir in die Jugendherberge.« Mit seiner Mutter in Denver wollte Justus auch noch telefoniert haben, um zu berichten, dass seine Freunde und er wohlauf seien. Und die, fabulierte er weiter, hatte ihm von seinen Verwandten in Sedona erzählt.
    Rosenblatts Miene hellte sich wieder auf. »Tja, über Alysia kann ich dir leider nichts sagen«, meinte der ältere Herr freundlich.

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