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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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reinigen
würde. Wenn er den Wasserhahn laufen ließ, ging er danach stets mit einem
Fenstertuch über die Oberfläche, damit keine Flecken oder Schlieren
zurückblieben. Das Waschbecken aber war verschmiert.
    Jetzt war er sich sicher: Er hatte ungebetenen Besuch gehabt! Doch
wen? Die Einzige, die außer ihm einen Schlüssel hatte, war die Hausmeisterin.
Das hatte sie ihm beim Einzug versichert. Und vom Generalschlüssel, so hatte
sie gesagt, würde sie definitiv nur nach vorheriger Rücksprache und bei
Handwerkerterminen Gebrauch machen. Hatte sie vielleicht sein Waschbecken
benutzt? Aber warum?
    Er durchstreifte die Wohnung, blieb immer wieder stehen und
beobachtete sorgsam alle Ecken und Enden. War sonst irgendetwas verändert? Auf
dem Schreibtisch befanden sich alle Stifte und Unterlagen in der gewohnten
Anordnung. Das Bett im Schlafzimmer war nicht angerührt, die Kopfkissen mit
tiefen Falten hindrapiert. Alle Schubladen und Schränke schienen unangetastet.
Im Gang: alles wie immer.
    Fehlte etwas? Thomsen dachte nach, zählte alle Gegenstände ab.
Laptop: vorhanden. Fernseher: vorhanden. Bücherwand: komplett. Seine
Duschsachen: vollzählig.
    Verflixt! Thomsen ärgerte sich: Er hätte doch seine Kollegen von der
kriminalpolizeilichen Beratungsstelle vor dem Einzug die Tür und seine gesamte
Wohnung auf Schwachstellen überprüfen lassen sollen. Aber er hatte eben
niemanden hereinlassen wollen. Man konnte sich halt doch nur auf sich selbst
verlassen. Gleich morgen würde er die notwendigen Sicherheitsschlösser für die
Tür besorgen. Und für die Fenster. Und zusätzlich würde er in seinem Flur einen
Bewegungsmelder installieren …

17. VOM ESSEN DESERTIERT
    Am Kebabstand in der Ortsmitte von Königsfeld war mindestens
so viel los wie im Speisesaal der Tannenklinik. Offenbar hatte Dr. Auberle
nicht nur Hummel von der Bude vorgeschwärmt, und so waren die Patienten scharenweise
desertiert. Als Hubertus dort eintraf, befand er sich in einer illustren Runde
aus etwa fünfzehn weiteren Tannenklinik-Gesichtern inklusive seiner
Nordic-Walking-Lehrerin, die deshalb das schlechte Gewissen zu plagen schien.
Auf die Frage, wie viele Kalorien denn so ein Kebab habe, konnte sie ihm
genauso wenig Auskunft geben wie der weiß gekleidete junge Mann am Spieß.
    Hubertus bestellte eine Kebabportion mit Schafskäse, aber ohne
Zwiebeln. Er dachte über seine Kur nach: Klar würde er sie fortsetzen – wegen
des toten Dietrich, aber auch wegen seiner Gesundheit. Und die Diät würde er
irgendwie durchhalten müssen. Gleich ab morgen wieder. Hundertzwanzig Kilo –
schrecklich …
    Wie konnte er sein Leben dauerhaft ändern? Seine Hungerattacken
bekämpfen, zwei-, dreimal pro Woche Sport einschieben, schlimmstenfalls joggen,
vielleicht gemeinsam mit Carolin. Ins Fitnessstudio gehen? Nein – er wollte
keinesfalls von seinen Schülern dabei gesehen werden, wie er Gewichte stemmte
oder sich auf dem Laufband verausgabte und dabei sein Bauch munter mitwippte.
Was das Joggen betraf, bahnte sich allerdings ein ähnliches Problem an.
Vielleicht bei Caro in St. Georgen – da kannte ihn fast niemand.
    Außerdem sollte er einfach mehr darauf achten, was er in sich
hineinschlang. Vieles war pure Gewohnheit und nicht Genuss. Zudem galt es,
Stress in der Schule und im Privatleben möglichst zu vermeiden und viele Dinge
weniger an sich heranzulassen. Der eine oder andere Ratschlag der Psychologin
in den Einzelgesprächen war vielleicht gar nicht verkehrt.
    Hummel atmete tief durch und biss so entschlossen in das
Fleischbrötchen, dass die Knoblauchsauce herausspritzte. Er würde sich nachher
unbedingt die Zähne putzen müssen.
    Sein Leben ändern … Eigentlich hatte er das doch getan, indem er
sich für Carolin entschieden hatte. Mit weniger Stress ging das dennoch nicht
einher. Zumindest nicht, solange Martina der neuen Beziehung so wenig
Verständnis entgegenbrachte. Fast hatte er den Eindruck, als würde er den geliebten
Enkel Maximilian seltener als früher sehen. Entzog Martina ihm den Kleinen etwa
mit Absicht? Sie konnte so stur sein. Hubertus seufzte und widmete sich wieder
seinem Kebab.
    Noch wichtiger, als das Leben zu verändern, war indes, am Leben zu
bleiben. Es galt daher, in der Klinik wachsam zu sein. Ob ein weiterer
Giftanschlag geplant war? Hummel mochte nicht glauben, dass das alles Zufall gewesen
war.
    Und was steckte hinter der Erpressung? Was war mit diesem seltsamen
Patienten, von dem Auberle berichtet hatte? Ob der

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