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Giftpilz

Giftpilz

Titel: Giftpilz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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Ausflugsgaststätte
Waldrast abgebogen? Links in Richtung Hammereisenbach, sagte ihm sein Instinkt – und auf der einzigen längeren Geraden konnte er diesem gratulieren: Er hatte
recht behalten.
    Wo raste Riesle nur hin? Zu einem Hehler über den Thurner Richtung
Freiburg? Plötzlich setzte er den Blinker nach rechts, und wieder meldete sich
Thomsens Instinkt: Er könne jetzt ruhig etwas langsamer fahren – er ahne doch
schon, wo es hingehe. Zehn Minuten später sah sich Thomsen bestätigt. Riesles
Kadett stand vor dem Bauernhof seines Kollegen Winterhalter.
    Verrat! Nicht genug, dass dieser Journalist bei ihm eingebrochen
war. Nun kollaborierte auch noch Winterhalter mit diesem Straftäter. Man konnte
wirklich keinem mehr trauen. Aber das würde Folgen haben! Für Riesle – und für
den untreuen Kollegen, diesen Judas unter den Kriminalisten!
    Thomsen parkte seinen Wagen vor dem Winterhalter-Hof. Das Aussteigen
bereitete ihm einige Schwierigkeiten. Überall Haufen und braune Spuren, auf
denen sich das Profil von Traktorreifen abzeichnete. Es kostete ihn einige
Mühe, zwischen den Erhebungen und Rillen hin und her zu balancieren. Er näherte
sich Riesles Wagen und spähte hinein. Wo war das Diebesgut? Auf dem
Beifahrersitz und im Fußraum stapelten sich alte Zeitungen. Zwischen
Windschutzscheibe und Ablage befanden sich zerknüllte Süßigkeitenverpackungen
und einige leere Becher und Schachteln diverser Schnellrestaurants. Widerlich!
Thomsen widerstand der Versuchung, den Wagen zu öffnen. Er scannte stattdessen
den Rücksitz und die hintere Ablage. Weiterer Müll und ein ausgebleichter
Wackeldackel – aber nichts Verdächtiges. Jetzt würde er sich diesen Automessie
Riesle vorknöpfen. Wahrscheinlich hatte er das Diebesgut bei sich und teilte
sich in diesem Moment die Beute mit Winterhalter.
    Gerade als er das Wohnhaus betreten wollte, fuhr Winterhalters
Wagen vor.
    »Ha, Herr Thomsen. Des isch jetz jo wirklich mol e Überraschung. Sie
wolltet sich wohl selbst besuche?«, fragte der aus dem offenen Fahrerfenster,
während er abbremste.
    »Ich mich selbst besuchen? Was reden Sie da für wirres Zeug?
Winterhalter, wir beide müssen uns jetzt mal ernsthaft unterhalten.«
    »Jo glei, aber erscht mol muss i Ihne was zeige.«
    Winterhalter zog seinen Chef am Ärmel in Richtung Weide. Diesmal
wehrte sich Thomsen nicht. Endlich würde er Klarheit über den Diebstahl
bekommen.
    Wenige Sekunden später standen sie vor einem weiß-braun gescheckten
Kalb. Ehe Thomsen seinen Abwehrreflex überhaupt aktivieren konnte, hatte ihn
das Viech schon mit seiner rauen Zunge abgeleckt. Mitten im Gesicht!
    »Uah«, jaulte der Hauptkommissar auf und befürchtete, jeden Moment
den wenig heldenhaften Ekeltod zu sterben. Küsse hatte er eigentlich nicht mal
von seiner Frau gemocht. Aber von Tieren, die sicherlich Würmer oder sonst was
in sich trugen? Er würde das Vieh verklagen. Beziehungsweise Winterhalter!
Rasch zog er Sagrotantücher aus der Tasche und rubbelte sich damit panisch das
Gesicht ab.
    »Was soll das?«, keifte er. »Wollen Sie mich fertigmachen –
gemeinsam mit Ihrem sauberen Komplizen Riesle? Raus mit der Sprache, wo steckt
der?«
    »Riesle und Komplize?« Jetzt verstand Winterhalter kein Wort. »De
Kälblekuss ebe hät Ihne wohl nit gut due.« Grinsend wandte er sich an das Tier.
»Gestatten? Claas Thomsen, Kriminalhauptkommissar und mein Chef. Und des isch
Claas, des Kälble. Dein Namensgeber und Patenonkel hät sicher mol gucke wolle,
wie du dich so entwickelt häsch? Prächtig, nit wohr?«
    Thomsen schwante da etwas. »Und jetzt bitte noch mal auf Hochdeutsch …«
    Doch Winterhalter machte unbeirrt in seiner Mundart weiter. »Ha,
Chef, nachdem mir de Sektenmörder vor e paar Monat g’fasst hän, waret Sie doch
sozusage Geburtshelfer vu dem Kälble.«
    Thomsens Erinnerung an das traumatische Erlebnis und daran, dass er
noch Tage danach nach Kuhstall gestunken hatte, war wieder voll präsent. Er
hatte es irgendwann aufgegeben, die Kleidung immer wieder zu waschen, sondern
hatte sie einfach weggeworfen.
    »Sie haben mich damals genötigt mitzukommen. Und ich bin nicht der
Patenonkel von dieser Kuh«, protestierte Thomsen jetzt. »Ich verbiete Ihnen,
ihre dämlichen Tiere nach mir zu benennen.«
    »Des is doch e Zeiche vu Wertschätzung, Chef. Au wenn Claas jo –
ganz ehrlich g’sagt – e klei weng hölzern klingt.«
    Thomsen überhörte die Spitze. »Jetzt sagen Sie mir endlich, wo
Riesle sich

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